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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zustimmend mit dem Kopf. »Natürlich, sicher, Sie haben unser vollstes
Vertrauen. Bis auf Widerruf.«
    Was war das mit Bajazzo, schoss es Palinski durch den Kopf.
Wieso war da plötzlich wieder diese Oper von Leoncavallo, die schon einmal eine
große Rolle in seinem Leben gespielt hatte?
    In diesem Moment kam ihm Juri zu Hilfe. »Wenn Bajazzo etwas
sagt, dann ist das genauso sicher, wie wenn es Don Bannzoni selbst gesagt
chätte.« Die beiden Ausländer stimmten heftig nickend zu, ganz so, als ob es
ihnen unangenehm wäre, wenn sich auch nur der Eindruck eines Zweifels daran
breitgemacht haben könnte.
    Immerhin wusste Palinski jetzt, woran er war und welche Karte
er in Zukunft spielen konnte. »Gut, dann gehe ich jetzt. Ich werde mich im
Laufe des morgigen Tages bei Juri melden, Halten Sie bitte Kontakt mit ihm, er
wird Sie informieren. Ist das in Ordnung?«
    Wieder signalisierten die beiden heftig nickend Zustimmung.
Während Palinski ausstieg, wandte er sich Juri zu und meinte: »Rasputin, wir
sprechen einander morgen Vormittag. Ist dir das recht?«
    Der Bär aus Kasan brummte etwas, das wie Zustimmung klang,
und zwinkerte Mario verschmitzt zu. Palinski hatte das bei dem Russen noch nie
gesehen und verstand es als Auszeichnung.
    »Danke für die Fahrt hier herauf«, er schüttelte dem
Monsignore die Hand und dann auch noch dem Mann aus Shanghai. »Und seien Sie so
freundlich, Rasputin wieder zurückzubringen.«
    »Natürlich, Bajazzo«, beeilte sich Vanderkücken zu
versichern. »Und danke für Ihr Entgegenkommen.«
    Ebenso plötzlich, wie diese absurd wirkende Dramaturgie
eingesetzt hatte, war sie auch wieder vorüber. Palinski hatte als Bajazzo einen
eindrucksvollen Auftritt gehabt, wie er sich selbstkritisch bestätigen musste.
So cool er allerdings diese Show abgezogen hatte, so sehr klopfte ihm jetzt das
Herz.
    Langsam schlenderte er über den Parkplatz. Wie gut, dass er in
wenigen Minuten bei Wilma sein würde. Sicher und geborgen und lediglich mit
zehn Minuten Verspätung.

7.
    Der vergangene Abend mit Wilma hatte wieder
einiges ins Lot gebracht. Es ging doch nichts darüber, guten Willens
miteinander zu sprechen und Missverständnissen keine Chance zu lassen, ihr
schleichendes Gift zu verbreiten.
    Natürlich
hatte Mario ihr auch von seinem Auftritt als Bajazzo erzählt. Das Codewort, das
er vor etwa eineinhalb Jahren zur Befreiung Marianne Wiegeles, die damals noch
Kogler geheißen hatte, verwendet hatte, war inzwischen offenbar sein nome de
guerre in dieser eigenartigen Zwischenwelt geworden. Eine verrückte Geschichte,
in die er durch seinen Kontakt mit Don Vito Bannzoni schicksalhaft geraten war.
    Heute war Mario fest davon überzeugt, dass sich dieses, sein
Schicksal, bereits an jenem fernen Tag vor mehr als 20 Jahren zu erfüllen
begonnen hatte, als er Don Vitos dreijährigen Enkel Enrico in Taormina vor dem
Ertrinken gerettet hatte. [2] Er war
nicht sicher, ob ihm dieses Schicksal auch wirklich gefiel. Gar nicht sicher.
Aber hätte er den Kleinen ertrinken lassen sollen, nur um heute nicht Bajazzo
zu sein?
    Wilma, die ihn in der etwas angespannten Stimmung der letzten
Tage im Ungewissen gelassen hatte, ob sie an der samstäglichen Premiere der
Fledermaus dabei sein würde, hatte jetzt endlich zugesagt.
    Es war schon eigenartig. Ursprünglich war es Palinski mehr
oder weniger egal gewesen, ob ihn Wilma als Dr. Blind und als Ivan bewundern
würde. Aber je mehr sie sich geziert hatte, den Besuch zuzusagen, desto
wichtiger wurde er für ihn. Als sie ihm gestern endlich ihr diesbezügliches Ja
gegeben hatte, war er richtig glücklich gewesen.
    Komisch, heute war auch die Angst wie weggeblasen. Mit einem
Wort, Palinski fühlte sich herrlich. Obwohl, die Frage, wer denn eigentlich der
Adressat des Giftattentates im ›Desirée‹ gewesen war, war ja noch offen. Aber
das berührte ihn im Moment auch nicht sonderlich. Nur der kurze Gedanke an die
Schreibblockade irritierte ihn noch erheblich. Die letzte Frist, die ihm Georg
Maynar gesetzt hatte, war knapp, und die Zeit verrann ihm unter den Fingern.
    Aber dafür würde sich auch noch eine Lösung finden. Seit
Langem dominierte endlich wieder Optimismus seine Stimmung. Und das war gut so.
Dankbar umarmte er Wilma, die im Moment gar nicht wusste, warum, und küsste sie
zärtlich.

     
    *

     
    Dr. Arthur Bachmayr-Wiesloch hatte ausführlich
über die Möglichkeiten nachgedacht, die sich aus dem

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