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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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liebevoll an. Die wiederum kicherte wie ein Teenager, und Palinski kam sich
langsam ganz schön blöde vor. »Du solltest morgen unbedingt die Nachrichten
hören. Oder komm um 10 Uhr zur Pressekonferenz. Dann wirst du wissen, was
los ist.«
    Ein echter Minister würde noch so richtig gut in seine
Inszenierung des Bajazzos passen, schoss es Palinski durch den Kopf. Sozusagen
der Tupfen auf dem ›i‹ sein, die Krönung des Abends. Und fragen kostete ja
nichts.
    »Würdest du mir, und Sie, liebe gnädige Frau …«, begann
er.
    »Ach wir waren doch schon beim Du«, entgegnete die
Ministergattin, »bleiben wir doch dabei.«
    Auch gut: »… und du, liebe Erika, mir noch die Ehre geben und
an meinem kleinen Wiener Mehlspeisenbuffet teilnehmen, das ich für einige
ausländische Freunde arrangiert habe?« Er suchte nach Worten. »Es handelt sich
um so eine Art Treffen der Freunde der italienischen Oper. Darum nennen mich in
diesem Kreis auch alle Bajazzo. Also wundert euch nicht.«
    Wieder blickten sich die beiden Täubchen an, dann nickten sie
und folgten Palinski zurück ins Lokal. Wer hätte sich das gedacht, ein echter
Minister, ein echter Glücksfall für Bajazzo.
    Beim Eintritt Erika Fuscheés ging ein deutlicher Ruck durch
die schon etwas derangierte Männergesellschaft. Immerhin war die Magistra die
einzige Frau in der Runde. Vor allem aber auch eine Dame, wie jeder sehen
konnte.
    »Madam«, stammelte Colonel Rayn galant und versuchte, das zu
landen, was in gewissen Kreisen der Ostküste als Handkuss verschrien war.
    Aber auch die anderen Herren waren hin- und hergerissen und
überboten sich in Artigkeiten. Die größte Überraschung stellte dieser Besuch
aber für Werner Labuda dar, der wirklich nicht damit gerechnet hatte, heute
noch Onkel und Tante gegenüberzustehen. Diese Überraschung beruhte aber auf
Gegenseitigkeit.
    »May I introduce«, versuchte es Bajazzo mit seinem besten
Schulenglisch. »Mister Josef Fuscheé, Austrian state secretary for internal affairs,
and his madam.«
    »Gerade noch«, murmelte Erika Fuscheé lächelnd, aber keiner
achtete darauf.
    »Sehr angenehm«, versicherte Fuscheé, nachdem ihm die
einzelnen Herren vorgestellt worden waren. »Aber was ist das hier eigentlich?
Eine Neuverfilmung des Paten?«

9.

     
    Valeria hatte
fieberhaft überlegt, wie lange sie in ihrem derzeitigen Domizil, der
kindergerechten ›Villa Waldhaus‹ noch sicher sein würde. Wie viel Zeit würden
Daniels Fachleute benötigen, ihren Standort über GMS , oder wie das Zeugs hieß, sie kannte sich da
überhaupt nicht aus, ausfindig zu machen? Falls er doch noch Verdacht geschöpft
haben sollte? Was sie eigentlich nicht glaubte. Oder sollte sie vorsorglich
doch das kleine schützende Häuschen wieder verlassen und sich irgendwo draußen
verstecken? Oder sollte sie darauf vertrauen, dass Martin sie mithilfe dieser
Kriminalbeamtin rascher auffinden würde? Gefühlsmäßig neigte sie dazu, der
zweiten Überlegung den Vorzug zu geben. Ehe sie sich aber endgültig
entschlossen hatte, hatte die Natur die Frage, wie sie sich weiter verhalten
sollte, für sie beantwortet. Denn sie war schließlich eingeschlafen.
    Als sie aufwachte, war es bereits wieder hell. Das Erste, was
sie hörte, war ein Hund, der ganz in ihrer Nähe bellte. Rasch setzte sie sich
auf und warf einen Blick aus dem kleinen Fenster an der Rückwand der Hütte.
    »Guten Morgen«, sagte das niedliche Mädchen, das direkt
unterhalb dieses Fensters am Boden hockte. »Was machst du denn in meinem Haus?«
    »Guten Morgen«, antwortete Valeria verwirrt. »Ent-
schuldige, aber ich habe nicht gewusst, dass das dein Haus ist. Ich
hoffe …«, dann konnte sie nicht mehr und fing haltlos zu weinen an.
    Das kleine Mädchen, Andrea, wie Valeria später erfuhr, war
aufgestanden und zum Fenster getreten. Sie langte mit der Hand hinein und
begann, den Kopf der Frau zu streicheln. »Du musst nicht weinen, es macht gar
nichts, dass du in meinem Haus geschlafen hast. Wirklich nicht.« Der kleine
Spaniel, der neben dem Mädchen saß, wedelte freundlich mit dem Schwanz.
    Valeria versuchte, ihre Gefühle wieder etwas in
den Griff zu bekommen. »Danke dir«, sagte sie zu der Kleinen, »ich danke dir
sehr. Mir ist es gar nicht gut gegangen, und da hat es mir sehr geholfen, dass
ich hier schlafen konnte.«
    »Das ist fein«, piepste das Kind und drehte sich um. »Opa,
hier ist die Frau, die gesucht wird.«
    Hinter dem

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