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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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etwas eingefallen.
»Erinnert Valeria daran. Sie hat jetzt sicher andere Sorgen. Aber vielleicht
kann sie ja zumindest ab nächster Woche als Orlofsky auftreten. Ihre
Zweitbesetzung ist todunglücklich. Sowohl als auch.«

     
    *

     
    Dr. Arthur Bachmayr-Wiesloch befand sich in
einem bedenklichen Zustand. Streng genommen hätte er heute gar keine Patienten
empfangen dürfen, zu sehr beschäftigte ihn sein eigenes Problem. Ein Problem,
das sich eigentlich erst in den letzten Wochen als solches entpuppt hatte und
für das er seit einigen Tagen eine erstaunliche, erstaunlich einfache Lösung
sah.
    Problem und Lösung waren beim Professor eine unheilvolle
Allianz eingegangen und hatten sich zu einer regelrechten Obsession entwickelt.
Und heute war der Tag, der Tag der Rache, auf den er so lange gewartet hatte.
Auch wenn es ihm erst seit einiger Zeit so richtig bewusst geworden war.
    Normalerweise ordinierte Bachmayr-Wiesloch auch nicht an
Samstagen, und heute war Samstag. Aber das war ganz egal. Er hatte ZweiVier
sogar ausdrücklich gebeten, nein, mit all seiner Autorität als Arzt richtig
gezwungen, auf einem Behandlungstermin heute Vormittag zu bestehen. Die Kunst
dabei war es gewesen, das Ganze so aussehen zu lassen, als ob der heutige
Termin einzig und allein auf ZweiViers Wunsch hin zustande gekommen wäre. Die
Menschen waren ja so leicht zu beeinflussen, wenn man nur wusste, wie. Und er,
Bachmayr-Wiesloch, wusste es, dachte er selbstgefällig.
    Jetzt saß ZweiVier in Trance da und wartete auf die letzten
Befehle. Welches Wort sollte er wählen, überlegte der Psychiater, um den
posthypnotischen Befehl bei seinem Werkzeug auszulösen? Apokalypse? Nein, das
war etwas übertrieben. Zu monumental, auffällig. Vielleicht irgendetwas
Dramatisches wie ›Rache im Juni‹? Auslöser, die aus mehr als einem Wort
bestanden, bargen immer ein gewisses Risiko, also warum ein solches eingehen.
Ja, das war es: Jolante, das war der Vorname der geliebten Frau gewesen, die
ihn wegen dieses Schnösels hatte sitzen lassen. Nachdem er erst eine Woche vorher
sein Segelboot nach ihr benannt hatte. Ja, das war gut, Jolante, das hatte
Stil.
    »Wenn dein
Handy läutet, du weißt schon, welches, wirst du das Gespräch annehmen«,
schärfte er dem im Trancezustand dasitzenden Mann ein. »Und wenn du ›Jolante‹,
ich wiederhole, ›Jolante‹ hörst, dann gehst du zu Charlie Brown und stichst ihm
mit diesem Messer«, er holte ein Fixiermesser mit einer etwa 15 cm langen
Klinge hervor, hielt es ZweiVier demonstrativ vor die Nase und legte es dann
vorsichtig in seine Hand, »ins Herz. Du weißt doch, wo das Herz ist?«
    ZweiVier nickte stumm und griff nach der Waffe.
    »Und dazu sagst du ihm«, fuhr der Professor fort, »aber so,
dass der Scheißkerl das auch wirklich versteht: ›Mit schönen Grüßen von
Arthur.‹ Hast du das verstanden?«
    Neuerlich nickte der unter Hypnose stehende Mann.
    »So, ich werde jetzt von zehn an rückwärts zählen«, erklärte
er seinem Werkzeug, »bei eins wirst du wieder völlig klar sein, dich aber an
nichts mehr erinnern. Du wirst glauben, dass ich dir das Messer geschenkt habe,
weil du so gerne Holzschnitzereien machen möchtest. Denn das hilft dir bei der
Bewältigung deiner Probleme. Ist das klar?«
    ZweiVier nickte ein letztes Mal, und Bachmayr-Wiesloch
begann, langsam zu zählen: »Zehn, neun, acht …«

     
    *

     
    Der Samstag war kein Tag für Pressekonferenzen.
Pressetermine an diesem Tag betrafen entweder völlig unwichtige Dinge oder
brandaktuelle Ereignisse. Denn die Natur und manchmal auch die Weltpolitik
hielten sich nicht an Bürozeiten und Wochenenden.
    Heute hatte Dr. Josef Fuscheé eingeladen, der Innenminister,
ein Mann, dessen Pressekonferenzen noch nie enttäuscht hatten. Nicht, dass
jeder Termin gleichzeitig auch ein Knüller gewesen wäre, das nicht. Aber es war
keine einzige Veranstaltung bekannt, bei der die Damen und Herren Journalisten
nicht auf die eine oder andere Weise auf ihre Kosten gekommen wären.
    Dieses journalistische Urvertrauen machte sich jetzt
bemerkbar, denn für einen sonnigen Samstagvormittag war der Pressesaal im
Innenministerium erstaunlich gut besucht. Unter den Anwesenden konnte Palinski
auch eine bemerkenswert hohe Quote von erstklassigen Vertretern dieser Branche
ausmachen.
    Stand Fuscheé auf der Packung, so war mit Sicherheit auch Dr.
Miki Schneckenburger drin, der Vertreter des Ministers im

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