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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mädchen war jetzt ein älterer Mann erschienen, dem
eine Frau und ein jüngerer Mann folgten. Es war die Kriminalbeamtin und …
Martin. Ihr Martin war tatsächlich gekommen, sie zu holen. Wieder brachen die
Tränen aus ihr heraus und veranlassten das kleine Mädchen, der fremden Frau
tröstend über das Haar zu streicheln. »Du musst nicht weinen, jetzt bin ja ich
da.«
    Dann war eigentlich alles sehr schnell gegangen. Martin und
ein Sanitäter hatten Valeria zu dem wartenden Notarztwagen getragen. Nach einer
weiteren halben Stunde war sie bereits im Wilhelminenspital, wo man sie erst
untersuchen wollte.
    Valerias Sorge galt jetzt nur mehr Natascha, und Franka
konnte das sehr gut verstehen. Als sie die Frau gegen 8.30 Uhr in der
Obhut Martin Nesselbachs zurückließ, versprach sie ihr noch, im Laufe des Tages
wiederzukommen. »Und dann bringe ich Ihnen Ihre Tochter mit, Frau Modrianow«,
versprach sie. Und zwar so, dass keinerlei Zweifel an dieser Aussage aufkommen
konnten.

     
    *

     
    An diesem Morgen hatte es einige Zeit gedauert,
bis Palinski in der Lage gewesen war, sein Tagwerk wie üblich zu beginnen. Aber
der Einsatz hatte sich ausgezahlt. Sowohl Colonel Jack Rayn als auch Gregorij
Mintzeff hatten sich schlussendlich, lallend, aber doch gerne, einverstanden
erklärt, als Gegenleistung dafür, dass sie sich nicht mit den Problemen des
kleinen schwarzen Notizbuches belasten mussten, jeweils einen Betrag von 30.000
Dollar zu bezahlen. Und das nicht nur wegen des hohen Promilleanteils im Blut,
sondern auch aus Überzeugung. Bajazzos Philosophie hatte ihnen gefallen, die
Art, wie er die Dinge anpackte, war zwar unkonventionell, aber stimmig.
    Es war wirklich überzeugend. Wichtig war nicht, als Einziger
einen echten oder scheinbaren Vorteil zu haben, sondern nicht zu jenen zu
zählen, die von diesem Vorteil ausgeschlossen waren. Es war für alle sowie auch
für jeden Einzelnen besser, keinen Vorteil zu haben als einen Nachteil. Mit
dieser Erkenntnis konnten sie und ihre Machthaber gut leben, hatten alle
übereinstimmend versichert. Und viel Geld dabei gespart.
    Alle hatten sich darauf gefreut, heute Abend Zeuge der
öffentlichen Vernichtung des kleinen schwarzen Büchleins zu werden. Juri
Malatschew selbst würde die Kamera bedienen und den historischen Vorgang für
die Nachwelt festhalten. So würde jeder der vier zu Hause dokumentieren können,
dass das Geld ihrer Organisation gut angelegt worden war.
    Colonel Rayn hatte dann noch darauf bestanden, die Rechnung
der ›Fünf Ulanen‹ zu übernehmen. »Otherwise the controller in the CID doesn’t
believe, that I was working, you know.« Er hatte fast entschuldigend gekichert
und sich die Rechnung auf 2.350 Euro aufrunden lassen. Schön, hatte sich
Palinski noch gedacht, wenn man jemandem so einfach eine Freude machen konnte.
    Wilma war erstaunlich verständnisvoll gewesen, so
verständnisvoll, dass es fast schon verdächtig wirkte. Hatte die Frau, mit der
er seit 26 Jahren nicht verheiratet war, etwa gar etwas zu verbergen vor ihm?
Heute Morgen hatte sie ihm sogar noch frischen Kaffee aufgebrüht, ehe sie
gegangen war. Und kein Wort des Vorwurfs, dass er erst gegen 2 Uhr nach
Hause gekommen war. Nicht einmal ein böser Blick, weil er ihr vorher nichts von
seinen abendlichen Plänen erzählt hatte. Wohin war sie eigentlich gegangen? Ach
ja, es war ja noch Unterricht. Palinski beschloss, sich in Zukunft mehr darum
zu kümmern, was da so alles um ihn herum ablief, während er damit beschäftigt
war, den Weltfrieden zu retten.
    Während er sich noch in der gleißenden Sonne seiner eigenen
Bedeutung wärmte und Schwierigkeiten hatte, mit seiner Ehrfurcht sich bzw.
Bajazzo gegenüber umzugehen, klingelte das Telefon. Es war Helmut Wallner, der
ihn dringend in der Polizeidirektion am Schottenring sehen wollte.

     
    *
    Vor etwas mehr als zwei Monaten war es im
Außenministerium plötzlich zu einer Anhäufung von Beschwerden überwiegend
weiblicher Mitarbeiterinnen gekommen, die beklagt hatten, von anonymen Anrufern
beschimpft, sexuell belästigt und telefonisch gemobbt zu werden. Nachdem diese
Belästigungen immer ärger und die Zahl der Betroffenen immer größer geworden
war, war 14 Tage später im Zusammenwirken mit der Personalvertretung eine
laufende Überwachung sämtlicher Telefon-Nebenstellen des Ministeriums durch die
zuständigen Stellen der Polizei veranlasst worden. Sowohl die internen als auch

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