Pasta Mortale
demselben
Ergebnis. Gerade als die Polizei das Grundstück schon ohne Einladung betreten
wollte, erschien Beatrix Arenbach dann doch noch.
»Entschuldigen Sie«, sie hatte eine grüne Schürze um und eine
Gartenschere in der Hand, »aber ich war im Garten hinten und habe Sie zunächst
nicht gehört. Was kann ich für Sie tun?«
»Es geht um Natascha«, Franka hielt den Werbebrief
eines Versandhandelsunternehmens hoch, der im Wagen gelegen war. »Das Jugendamt
muss mit ihr sprechen, das ist für Fälle wie diese gesetzlich vorgesehen. Wo
ist die Kleine?«
»Sie spielt hinten im Garten«, Frau Arenbach war sichtlich
verärgert über die Störung. »Sagen Sie, muss das unbedingt am Wochenende sein?
Hat das nicht Zeit bis Montag?«
»In Anbetracht der Bedeutung, die die Entführung Frau
Modrianows inzwischen bekommen hat, lautet die Antwort nein.« Die Inspektorin
gab den beiden uniformierten Beamten ein Zeichen, und die drei betraten den
Garten.
»Stimmt es also tatsächlich, dass die Schubhaft Valerias nur
vorgetäuscht worden ist?«, wollte die Arenbach wissen. Entweder war die Frau
die naive Unschuld in Person oder eine besonders abgefeimte Schauspielerin.
»Ja, das stimmt, Frau Arenbach«, mischte sich jetzt Helmut
Wallner ein, der mit Major Brandtner nun ebenfalls an das Gartentor getreten
war. »Und das wirft auch einige Fragen an Sie und vor allem auch an Ihren Mann
auf. Ist der Herr Botschafter zu Hause?«
Aber der Botschafter war schon vor einer Stunde in die Stadt
gefahren. »Mein Mann hat da einige Termine wahrzunehmen«, erklärte Frau
Arenbach. »Ich erwarte ihn kaum vor dem späten Nachmittag zurück.«
Inzwischen kamen die beiden Uniformierten mit
Natascha aus dem Garten. Ehe die Kleine noch zu ihrem derzeitigen Mutterersatz
Beatrix Arenbach flüchten konnte, hatte sich Franka schon zu dem Mädchen
begeben. »Komm, wir fahren jetzt zu deiner Mama«, erklärte sie, »die vermisst
dich sehr.«
»Ist Valeria gefunden worden?«, platzte Frau Arenbach heraus,
»wieso sagt mir das niemand?«
»Weil wir es Natascha als Erster sagen wollten, immerhin
handelt sich um ihre Mutter und nicht um eine Verwandte von Ihnen«, entgegnete
Franka und klang dabei etwas schnippisch. Obwohl sie das gar nicht beabsichtigt
hatte.
»Ja, aber Valeria ist wie eine Tochter für mich«, konterte
die Frau des Botschafters. »Wir sind sehr gute Freunde. Auf jeden Fall muss ich
jetzt meinen Mann anrufen und ihm die frohe Nachricht mitteilen.«
»Das kann ich Ihnen leider nicht gestatten«, entgegnete
Oberinspektor Wallner. »Ihr Mann steht unter dem dringenden Verdacht, hinter
der Entführung Frau Modrianows zu stecken. Es liegen eindeutige Beweise gegen
ihn vor.«
Aus Beatrix Arenbach schien sämtliche Luft zu entweichen, sie
wurde ganz blass im Gesicht und begann zu zittern. Brandtner eilte rasch zur
Terrasse und holte einen Gartenstuhl, auf den sich die Frau setzen konnte.
Nach einigen Minuten kehrte die Farbe wieder in ihr Gesicht
zurück. »Dafür werden Sie bezahlen, Sie …«, sie blickte Wallner
hasserfüllt an. »… Sie Verleumder. Wir werden Sie verklagen.«
Wallner ließ sich dadurch aber nicht beirren. »Und
welche Rolle Sie dabei gespielt haben, werden wir auch noch ganz genau
untersuchen müssen. Immerhin ist Frau Modrianow einige Zeit in Ihrem Haus in
Tulbing festgehalten worden. Ich nehme Sie daher vorläufig fest. Wegen
Verdachts auf Verschwörung und Beihilfe zur Entführung.«
Jetzt wurde die Arenbach rasch wieder blass im Gesicht. Sehr
blass, so richtig urblass, könnte man sagen.
*
Wilma
Bachler, die in den letzten Wochen von ihrem Mario nicht gerade verwöhnt worden
war, hatte sich, quasi als ›Revanche der trotz allem liebenden Frau‹ etwas
ausgedacht, um gegen Palinskis allgemein leicht düstere Stimmungslage, vor
allem aber gegen die sogenannte Schreibblockade anzugehen.
Aus diesem Grund hatte sie mit einem Menschen Kontakt
aufgenommen, den sie persönlich gar nicht kannte und den auch Palinski nur ein
einziges Mal gesehen hatte. Den er aber, wie Wilma wusste, sehr schätzte und
auf eine ganz bestimmte, internetspezifische Art wohl auch ein wenig verehrte.
Und darüber hinaus in einem Maße vertraute wie kaum jemand anderem. Es handelte
sich dabei um seine Lektorin beim G. Maynar Verlag, Carola Harbach. Palinski
war fast abhängig von den regelmäßigen oder zumindest gelegentlichen
E-Mail-Nachrichten, die er von Carola erhielt.
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