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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Verständnis, wenn ich Sie jetzt nach Wiesbaden bringe und dann sofort
zurückfahre. Ich hoffe, Sie verstehen das.” Er blickte auf seine Uhr. Mit etwas
Glück müsste er die letzte Maschine noch ohne Probleme erreichen können.
    „Natürlich”, Lettenberg sah die Notwendigkeit von Palinskis
möglichst rascher Rückkehr ein. „Versprechen Sie mir nur, mich sobald wie
möglich ausführlich zu informieren.”
    „Ich verspreche Ihnen, dass ich nach Abschluss dieses Falles
wieder nach Wiesbaden kommen und Ihnen alles ganz genau berichten werde. Dann
werden wir auch Ihre Frau besuchen.”
    „Bringen Sie mich nur zur nächsten S-Bahnstation. Ich komme
dann schon zurecht.” Der alte Mann verstand, dass jetzt jede Stunde zählte.
    Als Lettenberg knapp eineinhalb Stunden später die Türe zu
seiner kleinen Wohnung aufsperrte, befand sich Palinski bereits hinter der
Abfahrt Aschaffenburg. Nachdem er nochmals mit Wallner gesprochen und ihn über
seinen Verdacht und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen informiert
hatte, bemerkte Palinski, dass er die Abfahrt zum Flughafen bereits passiert
hatte. Er beschloss daher, die Rückfahrt nach Wien dann eben mit dem stark
motorisierten BMW anzutreten. Er war zwar kein Raser, aber die zumindest
theoretische Chance, einmal so richtig „volle Pulle” fahren zu können, machte
ihm Spaß. Als positiv denkender Mensch blieb im ohnehin nichts anderes übrig.

6
    Egal, wann er zu Bett ging, Palinski wachte
immer, oder sagen wir, fast immer zwischen 6 und 6.30 Uhr auf. Winter wie
Sommer, bedeckt oder sonnig, ob nach acht Stunden Schlaf oder nach nur zwei,
seine innere Uhr funktionierte zuverlässig.
    So auch heute. Er blinzelte, denn die Strahlen der vor kurzem
über der Stadt Salzburg aufgegangenen Sonne kitzelten ihn an der Nase. Was
angesichts der Tatsache, dass das Fenster seines Zimmers nach Norden ging,
besonders erstaunlich war. Da sieht man wieder einmal, wozu dichterische
Freiheit imstande ist, dachte er nicht ohne Bewunderung.
    Jetzt erinnerte er sich wieder, wo er eigentlich war. Bis
München war die Fahrt über die Autobahn ohne Probleme verlaufen, obwohl sich
der latente Schlafmangel der letzten Tage seit Nürnberg langsam bemerkbar
gemacht hatte. Nach München war es immer schlimmer geworden. Alle Tricks, die
ihm zur Bewältigung dieser gefährlichen Situation bekannt waren, hatten nicht
mehr geholfen. Die Augen waren ihm immer öfters für Sekundenbruchteile
zugefallen, seine verzögerten Reaktionen hatten aus den leichtesten
Richtungskorrekturen riskante Lenkmanöver gemacht. Um dem gefürchteten
Sekundenschlaf zu entgehen, hatte er zwei Pausen einlegen müssen. Das erste Mal
hatte er etwa zwanzig Minuten geschlafen und war dann noch zehn weitere am
Parkplatz auf und ab gelaufen. Beim zweiten Stopp war er sogar für mehr als
eine Stunde in Morpheus Armen versunken. Es war daher bereits gegen 2 Uhr
morgens gewesen, als er am Walserberg die österreichische Grenze überfahren
hatte. Die dabei Gott sei Dank nicht weiter zu Schaden gekommen war.
    Um möglichen Polizeikontrollen in der Stadt zu entgehen,
hatte er einen Schleichweg genommen. Abfahrt zum Messegelände, dann zehn Meter
Fahrverbot, egal, und schon hatte er die um diese Zeit besonders einladend
wirkende Leuchtschrift des Hotels ›Tulpentaler‹ gesehen. Das e inzige, was er jetzt noch gewollt
hatte, war ein Bett. Und der freundliche Herr, der ihn empfangen hatte, hatte
tatsächlich noch eines für ihn. Zehn Minuten später war Palinski schon tief und
fest eingeschlafen.

     
    Komisch, je weiter ich mich gestern von
Eschborn entfernt habe, desto weniger plausibel ist mir der Gedanke erschienen,
der mir im Zimmer Josefa Willingers durch den Kopf geschossen und völlig
logisch erschienen ist. Nicht, weil ich den Beweis dafür in ihrem
Erinnerungskästchen nicht hatte finden können. Dass etwas nicht da ist,
bedeutet nicht, dass es nicht existiert. Der so genannte negative Beweis ist
eben nicht zu führen.

    Hätte mein Verdacht eine erste Bestätigung gefunden, was
noch immer nicht bedeutet hätte, dass auch die darauf basierenden Schlussfolgerungen
stimmen müssen, wäre die Lösung des Falles Lettenberg nur mehr eine Frage der
Zeit gewesen. Das kommt mir jetzt viel zu einfach vor.

    Ich glaube, es sind die Amerikaner, die folgenden Spruch
in die Welt gesetzt haben »Wenn etwas aussieht wie eine Ente und so quakt wie
eine Ente, dann ist es meistens auch

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