Pastetenlust
der Statue.”
„Der Jürgen wollte kein Geld herausrücken, hat mich nur
ausgelacht, als ich ihm das mit der Schwangerschaft gesagt habe.” Sie blickte
zu Franca. „Macht mir ein Kind und will dann nichts davon wissen.” Entrüstet
schüttelte sie den Kopf.
„Dann hat er mir plötzlich den Viktor hingehalten und gesagt,
nimm das, damit dein Kind wenigstens etwas von mir hat. Ich brauch das ohnehin
nicht mehr.” Leonie blickte Wallner fragend an. „Das kann man doch als Schenken
bezeichnen?”
Wallner nickte. „Gut, ich glaube Ihnen fürs e rste, dass Sie die Statue nicht
gestohlen haben.” Im Grunde war ihm das auch reichlich egal, dachte sich der
Inspektor. „Und wie ist es dann weitergegangen.”
„Der Hermann und ich haben
den Jürgen dann noch einige Zeit verfolgt. Ich habe gehofft, dass sich noch
eine Gelegenheit ergeben wird, ihn nochmals auf Geld anzusprechen.” Wieder
schüttelte sie den Kopf. „War aber nicht so. Wie er aus dem Taxi ausgestiegen
ist, war er so rasch in dem Haus drinnen, dass wir ihn nicht mehr erreicht
haben.”
„Wo war dieses Haus?”, wollte Wallner wissen.
„Keine Ahnung, wie die Adresse lautet”, wieder schüttelte sie
ihren Kopf. Auf neuerliches Befragen beschrieb sie aber das Gebäude derart
präzise, dass für Palinski kein Zweifel bestand. Lettenberg war gegen ein Uhr
morgens in seinem, Palinskis Zuhause eingetroffen.
„Wir wollten noch warten, bis er wieder kommt. Aber die
Pizzeria auf der anderen Straßenseite war schon zu und so sind wir gegen halb
zwei wieder abgezogen.” Damit war auch der letzte Zweifel zerstreut, um welches
Haus es sich gehandelt haben musste. Das war es gewesen und Wallner dankte der
jungen Frau. Die wollte aber noch etwas wissen. „Was ist jetzt mit der Figur?
Die gehört doch mir? Kann ich sie wieder haben?”
Wallner griff unter den
Schreibtisch und holte den Stinkefinger-Viktor hervor, ein Nickname für das
beschädigte Ding, den er in Ermangelung einer adäquaten österreichischen
Bezeichnung übernommen hatte. „Also als Beweisstück werden wir das kaum
benötigen”, er blickte sich in der Runde um. „Von mir aus können Sie das gute
Stück wieder mitnehmen. ”
Palinski fand die seltsam verstümmelte Figur, vor allem aber
ihre unfreiwillige Symbolik recht lustig und hervorragend als Erinnerungsstück
an seinen ersten Fall geeignet.
„Würden Sie mir den Viktor verkaufen?”, wollte er von Leonie
wissen. Er war bereit, sich das Ding bis zu dreihundert Euro kosten zu lassen.
Das Mädchen schien interessiert, Zögernd meinte Sie „Hundert
Euro?” Palinski nickte rasch und veranlasste sie zu dem ebenso raschen Zusatz
„Pro Person.“ Palinski wusste nicht, ob sie damit das Kind, den Freund oder
möglicherweise sogar beide meinte. Schnell holte er zweihundert Euro heraus und
reichte sie Leonie, die das Geld rasch einsteckte.
Nachdem Leonies Freund ihre Aussagen bestätigt hatte,
zumindest jene Teile, zu denen er etwas sagen konnte, wurden die beiden wieder
der Obhut der Korneuburger Kollegen übergeben.
„Bitte jetzt keine blöden Witze”, baute Franca vor, „dazu ist
die ganze Angelegenheit eigentlich viel zu traurig.”
„Na ja, aber ...”, kuderte Schneckenburger vor sich hin, „das
muss man sich einmal vorstellen.” Das brachte ihm einen eisigen Blick der
Kriminalbeamtin und ihr die heimliche Bewunderung der beiden anderen Männer
ein.
Natürlich konnten auch Leonie und ihr Freund etwas mit
Lettenbergs Tod zu tun haben. Aber, wer bringt schon die Kuh um, von der man
sich noch Milch erwartet? Viel Milch. Falls er die beiden noch benötigte, bis
Montag waren sie in sicheren Händen in Korneuburg.
„Also, viel hat diese Befragung für unseren Fall aber nicht
hergegeben”, resümierte Wallner und die beiden anderen Männer stimmten ihm zu.
„Ganz so würde ich das nicht sehen”, wieder einmal war es die
Aigner, die für Spannung sorgte. „Leonie hat ausgesagt und ihr Freund
bestätigt, dass Lettenberg diese eigenartige Figur mit den Worten hergegeben
hat: ›Das brauche ich ohnehin nicht mehr‹. Das klingt fast so, als ob er von
seinem bevorstehenden Tod gewusst hätte.”
Die Frau hatte wirklich Klasse, dachte sich Palinski. Vor allem
aber hatte sie völlig recht .
*
Herrlich, endlich ein freier Nachmittag. Als e rstes werde ich mir ein gutes Essen
bei ›Mama Maria‹ genehmigen, danach ein Stündchen Siesta oder auch eineinhalb.
Dann
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