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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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der Vergiftungstod der Tessler
und der alten Frau, die die tödlichen Süßigkeiten von ihr erhalten haben soll.
    Entweder war Martina Tessler tatsächlich ein Opfer des
Supermarkt-Erpressers geworden, dann war das ein haarsträubender Zufall, an den
keiner der vier so richtig glauben wollte. Palinski trug seine Theorie zu
diesem Thema vor, in deren logischer Konsequenz sich die Tessler selbst
vergiftet und die Pensionistin vorsätzlich getötet hätte. Falls es sich, was
von allen als absolut unwahrscheinlich angesehen wurde, tatsächlich so
abgespielt haben sollte, dann warf das neue Fragen auf.
    Falls sich die Tessler wirklich umbringen hatte wollen, aus
welchen Gründen auch immer, warum hatte sie dann das Gift nicht direkt zu sich
genommen? Warum eine unschuldige alte Dame umgebracht? Und warum hatte sie in
den als Geständnis apostrophierten Briefen nicht auch auf dieses Verbrechen
Bezug genommen? Sich dafür entschuldigt, wie sie es im Falle Lettenbergs getan
hatte? Oder hatte sie beim Schreiben der Briefe noch nicht die Absicht gehabt,
eine Pensionistin völlig unsinnig zu killen und war dann einem plötzlichen
Impuls gefolgt.
    „Das ist doch Unsinn”, meinte die Aigner und brachte damit
die Meinung aller Anwesenden zum Ausdruck.
    Leider bestand aber auch in einem weiteren Punkt Einigkeit.
Sollte es ihnen innerhalb der nächsten 36 Stunden nicht gelingen, den
wirklichen Mörder Lettenbergs zu finden, würde die Justiz den einfachsten Weg
gehen und Martina Tessler posthum wegen Mordes anklagen. Dafür reichten die
vorliegenden Indizien völlig aus.
    Etwa fünfzehn Minuten vorher hatte Wallner telefonisch die
Nachricht erhalten, dass die zur Befragung vorzuführenden Leonie Grabelberger
und Hermann Ansbacher nunmehr eingetroffen waren. Jetzt bat der Inspektor den
diensthabenden Beamten, die Frau in sein Büro zu bringen.
    Miki Schneckenburger war an
Palinski herangetreten. „Deine Analyse der Situation im Fall ›Vergiftetes
Müsli‹ hat mich wirklich beeindruckt. Damit kommen wir dem oder den Erpressern
zwar noch keinen Schritt näher. Aber wir könnten damit einerseits den
Täterkreis deutlich einschränken und andererseits das Risiko für die Bevölkerung,
ich meine die Kunden von BIGENI reduzieren.” Er klopfte dem Freund anerkennend
auf die Schulter. „Könntest du mir eine kurze Zusammenstellung der Analyse und
der Argumentation zur Verfügung stellen?”
    „Klar”, Palinski nickte ergeben, „das läuft sicher wieder pro
bono, oder?”
    „Wie meinst du das?”, Schneckenburger wusste genau, was
gemeint war, stellte sich aber absichtlich begriffsstutzig.
    „Na, dann schlag mich doch wenigstens einmal für einen Orden
vor”, scherzte Palinski. „Geld werde ich von eurem Verein ohnehin nie zu sehen
bekommen.”
    Inzwischen hatte die gesuchte Ausreißerin, das im vierten
Monat schwangere Groupie Leonie, vor Wallners Schreibtisch Platz genommen. Die
junge Frau, die laut Protokoll bei ihrer Festnahme wild um sich geschlagen und
einen Beamten in den Arm gebissen hatte, wirkte jetzt eingeschüchtert,
verängstigt.
    „Geht es Ihnen gut, Leonie? Ich darf doch Leonie sagen? Ich
bin übrigens Helmut?”, vorsichtig versuchte Wallner, Vertrauen zwischen sich
und dem noch halben Kind vor sich aufzubauen. „Möchtest du etwas trinken oder
hast du Hunger?”
    Beides verneinte die junge Frau.
    „Könnte ich eine Zigarette haben?”, fragte sie stattdessen.
    Jetzt meldete sich Franca von rechts hinten. „Freust du dich
schon auf dein Baby?”, wollte sie wissen.
    Die Angesprochene hob fragend die Schultern, blickte Franca
an und meint „Ich glaube schon, ja, irgendwie schon.”
    „Weißt du, dass es Babys im Bauch gar nicht möchten, wenn
ihre Mutter raucht. Das bekommt ihnen ganz schlecht. Willst du nicht lieber
etwas anderes?” Sie hielt Leonie eine Packung mit Kaugummi hin.
    „Ach so, das habe ich nicht gewusst.” Palinski schien es, als
ob sich eine Spur Besorgnis in das bislang teilnahmslose Gesicht des Mädchens
gemischt hätte. Er fand Francas offensichtlich erfolgreiche Intervention
großartig, auch wenn ihn das nun einsetzende Kauen erfahrungsgemäß mit der Zeit
auf die Nerven gehen würde.
    „Also, Leonie, wie war das nach der Viktor-Verleihung? Wann
habt ihr den Preis von Jürgen Lettenberg gestohlen?”, kam Wallner wieder auf das
Thema zurück.
    „Ich habe den Viktor nicht gestohlen”, protestierte Leonie.
„Er hat ihn mir freiwillig

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