Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
Zwischenzeit sind Sie mit Perücke und in den Kleidern Ihrer
ungefähr gleich großen Freundin in ihrem Wagen nach Wien gefahren. Der Rest
kann als bekannt vorausgesetzt werden.“
    Palinski war versucht, den eben verwendeten Begriff
›Freundin‹ zu revidieren, denn bei solchen Freundinnen braucht man keine
Feindinnen mehr. Er ließ es dann aber bleiben.
    „Nachdem Sie beide die Leiche auf der Bank vor meiner
Künstlerklause zurückgelassen haben, sind Sie, Herr Lettenberg, ins Hotel
›Gruber‹ gefahren, um hier einige Zeit als Roman Schuster zu verbringen. Ihre
Frau ist sofort wieder zurück nach Salzburg gefahren. Am Morgen hat sie in
Mondsee im BIGENI-Markt etwas eingekauft, darunter auch zwei Packungen eines
bestimmten Süßgebäcks. Danach haben Sie“, er sprach die Ex- w itwe jetzt wieder direkt an „die
beiden eben gekauften Packungen mit Digitalis versetzt. Für jemanden, dessen
Vater eine Apotheke betreibt, ist das nicht schwer zu beschaffen. Oder Sie
haben die Packungen gegen zwei bereits vorher präparierte ausgetauscht, die Sie
im Wagen mitgeführt haben. Jetzt kam es zu einer besonders perfiden Tat. Um den
Verdacht eindeutig auf die Supermarkt-Erpresser zu lenken, haben Sie auch noch
diese völlig unbeteiligte alte Frau umgebracht.“
    Palinski nahm neuerlich
einen Schluck Wasser, dann fuhr er fort. Sophie Lettenberg hatte die zweite
Packung mit dem vergifteten Krokantgebäck so im Auto platziert, dass sie sicher
sein konnte, Martina Tessler würde das Zeug bei der Heimfahrt finden. Da Sophie
wusste, dass Martina fast süchtig nach den Süßigkeiten war, war der Plan in
diesem Punkt im wahrsten Sinn des Wortes todsicher.
    „Damit waren Sie nicht nur die einzige Zeugin los, die Ihr
Alibi hätte kippen können, sondern hatten durch den raffinierten Einfall mit
dem belastenden Material in dem versiegelten Umschlag auch noch einen perfekten
Sündenbock geschaffen.” Widerwillig musste Palinski die hinter der in ihrer
teuflischen Einfachheit und Effizienz bestechenden Idee steckende Intelligenz
bewundern.
    „Im letzten Teil dieses Planes sind Sie übrigens von der
Vorlage abgewichen und haben die aktuelle Situation mit dem
Supermarkt-Erpresser für Ihre Zwecke ausgenützt. Sehr clever. Der Tod des
einzigen Zeugen durch den Biss einer Giftschlange wie im Roman wäre in unserem
Fall aber auch zu unpraktisch gewesen. Beachtliche Leistung, Sie haben Talent
zur Krimiautorin.“
    Sophie Lettenberg klatschte langsam und provokativ in die
Hände. „Wunderbar gesponnen das Garn, Sie Spinner“, sie lächelte ihn höhnisch
an. „Aber weit und breit nicht die Spur eines Beweises, der Ihre Hirngespinste
bestätigen würde.”
    „Da würde ich mich an Ihrer Stelle nicht darauf verlassen.
Erstens wette ich mit Ihnen um jeden Betrag, den Sie dann noch zahlen können,
dass Ihr Mann gegen Sie aussagen, was sage ich, eine ganze Oper an Belastungen
gegen Sie vom Stapel lassen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er
alleine ins Gefängnis gehen und zwanzig Jahre oder noch länger zuschauen wird,
was Sie inzwischen mit 1,5 Millionen Euro alles anfangen. Ich habe aber auch
Beweise. Da wäre einmal der niedliche Ladyshaver, mit dem s ie Thomas von seinem Bart befreit
haben. Dabei hatten Sie sicher keine Handschuhe an, denn das kompliziert den
Vorgang ungemein. Ein Vergleich der Fingerabdrücke, die darauf gefunden worden
sind, mit Ihren wird diesen Beweis erbringen.“
    An dem plötzlich äußerst
verunsichert wirkenden Blick der Frau konnte Palinski ablesen, dass er ins
Schwarze getroffen hatte. Aber das genügte noch nicht. Unauffällig näherte er
sich dem Fensterbrett, auf dem Sophie Lettenbergs Handtasche stand. Der nächste
Schritt würde der delikateste und komplizierteste des ganzen Falles werden. Er
hatte die erforderlichen Handgriffe zwar mehrere Male geübt. Aber das war
natürlich keine Garantie dafür, dass jetzt auch alles klappen würde. Aber
probieren geht über studieren.
    Wie unabsichtlich streifte er an der Handtasche so an, dass
sie zu Boden fiel und sich ein Teil des Inhaltes über den Boden ergoss. Während
sich Palinski rasch bückte, öffnete Lettenberg die Türe, um den außen daran
kratzenden Maximilian wieder hereinzulassen.
    Palinski dankte im Stillen für diese kurze Ablenkung, die
seine Chancen vergrößerten, einen Gegenstand unbemerkt in Sophies Handtasche zu
schmuggeln. Den Zweitschlüssel zur Wohnung, in der der unglückliche

Weitere Kostenlose Bücher