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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Mann
wissen. „Mit den knapp 20.000 Euro, die wir gerade noch zusammengekratzt haben,
komme ich nicht weit.”
    „Ich denke, in einem Monat, höchstens sechs Wochen. Immerhin
muss ich einiges erledigen. Herr Ketzer von der Versicherung hat übrigens
zugesagt, dass das Geld in drei Wochen am Konto sein wird.” Sie lachte ziemlich
hässlich. „Dass es kein Selbstmord war, steht ja inzwischen zweifelsfrei fest.”
    „Na, ich würde mich nicht zu früh freuen”, dachte sich
Palinski.
    „Hast du an meine Schoko-Nougat-Pasteten gedacht, Liebling?”,
wollte der Mann jetzt wissen.
    Er meinte damit diese luftig-leichten Dinger aus Blätterteig
mit einer köstlichen Fülle aus Schokolade, Nougat oder auch Nuss. Am liebsten
hatte Lettenberg die Schoko-Nougat-Fülle, davon konnte er gar nicht genug
bekommen.
    „Natürlich mein Schatz. Ich habe sogar noch extra einen
Supermarkt gesucht, der heute offen war. Wie könnte ich deine
Schoko-Nougat-Pasteten vergessen.“ Und nach einer Kunstpause: „Mein liebes
Schatzilein.“
    Das klang fast so überzeugend wie er, wenn er ›Nessun dorma‹
sang, fand Palinski. Doch den Mann schien es nicht zu stören.
    Maximilian, der bisher ruhig neben ihm am Boden gelegen war,
wurde immer lästiger. Er war aufgestanden, begann an der Leine zu ziehen und
leise zu jaulen.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr, er musste handeln. Mit zwei
schnellen Schritten war Palinski an der Türe, klopfte pro forma einmal an und
öffnete sie sofort.
    „Guten Tag, Frau Lettenberg“, selbst in dieser Situation
achtete er auf seine gute Kinderstube.
    „Ja, der Herr Palinski. Ist Ihre Hose wieder ganz“, die Witwe
trat mit eigenartig vorgestrecktem, rechtem Arm auf ihn zu. Sah fast so aus,
als ob sie einen Handkuss erwartete, fand der Angesprochene, ging aber nicht
weiter darauf ein.
    „Möchten Sie mir nicht den Herrn vorstellen?“, wollte er von
der in ihrem weißen Tennisdress wie ein unschuldiges, kleines Mädchen wirkenden
Frau wissen. Die Aufforderung war eigentlich überflüssig, denn Maximilian, der
sich losgerissen hatte und auf den Mann zugestürmt war, lag heftig
schwanzwedelnd und hechelnd auf dem Rücken. Der Mann kniete vor dem Hund und
kraulte ihm den Bauch. Es war nicht zu übersehen, dass sich die beiden sehr gut
kannten.
    „Das ist Thomas Münz“, versuchte die Witwe das
Offensichtliche zu leugnen. Aber nicht mit Palinski. Der war zu dem Mann
getreten und blickte auf die sündteure Uhr an dessen Handgelenk.
    „Schöne Uhr, die Sie da haben, Herr Münz. Eine Rolex, wenn
ich nicht irre. Sind Sie übrigens verheiratet?“
    Sophie behandelte Münz wie ein unmündiges Kind. „Herr Münz
ist nicht verheiratet und war es auch noch nie“, stellte sie dezidiert fest.
    „Woher kommt denn dann die
schmale, weiße Vertiefung der Haut an der Wurzel des Ringfingers Ihrer rechten
Hand?“, konterte Palinski. „Tragen Sie da ständig Reservegummiringerln mit sich
herum? Oder was sonst?“
    Der Witwe wurde es langsam zu bunt. „Ich muss Sie jetzt
bitten zu gehen. Das ist Hausfriedensbruch.“
    „Im Vergleich zu dem, was Ihnen beiden vorzuwerfen ist,
handelt es sich bei Hausfriedensbruch um einen echten Lercherlschaß.“
Gelegentlich liebte Palinski solche derbe Vergleiche mit Phänomenen der
heimischen Fauna.
    Jetzt begann die Witwe zu schreien, der Mann sagte dagegen
mit erstaunlich ruhiger Stimme. „Halt die Klappe, du dumme Kuh. Merkst du
nicht, dass er alles weiß. Wir haben hoch gespielt und verloren.“
    „Nichts weiß er und verloren haben wir noch lange nicht“,
kreischte die Lettenberg zurück. „Und vor allem, er kann doch nichts, aber
schon gar nichts beweisen.“
    Palinski nahm die Herausforderung ohne Zögern an und legte
los. „Natürlich sind noch viele Details offen. Im Wesentlichen war es aber so.
Sie beide, also Sie, Jürgen Lettenberg oder meinetwegen auch Münz und Ihre Frau
Sophie haben irgendwie erfahren, dass es in Rumänien einen Zwillingsbruder
Jürgens gibt. Der kleine Thomas musste bei der überstürzten Flucht nach der
Verhaftung des Vaters zurückgelassen werden, da er sich wegen einer
Lungenentzündung im Spital in Temesvar befand. Er wurde von einer Cousine der
Mutter, Margarete Schuster, die als Schwester in dem Krankenhaus arbeitete, in
Sicherheit gebracht und später an Kindesstatt angenommen. Da man befürchten
musste, dass die Securitate dem Kind nachspüren könnte, erhielt Thomas Papiere
auf den Namen

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