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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Mädchen! Weiter.«
    »Ihre Hände haben meine kurz berührt, sie waren warm, sie war noch nicht lange draußen in der Kälte.«
    »Gut kombiniert. Weiter«, sagte das Phantom.
    »Auf jeden Fall hat er nach ihr gesucht. Er war verzweifelt, das konnte man sehen. Er fragte jeden, den er finden konnte.«
    »Und?«
    »Dann ging er nach Hause, aber ich habe gewartet.
    Ich stand in der Kälte, für den Fall, dass sie zurückkäme. Dann kam er mit einem Brief heraus.«
    »Einem Brief?«
    »Einem Brief«, sagte der zerlumpte Mann, der seinen Triumph kaum verbergen konnte und zog die Nachricht des blinden Mannes schwungvoll aus seiner Tasche. »Wie Sie sehen, habe ich ihn nicht geöffnet. Ich habe ihn für Sie aufbewahrt und die ganze Zeit hier auf Sie gewartet,« sagte er.
    Das Phantom schloss einen Moment lang die Augen. Er nahm den Umschlag, hielt ihn sorgsam in den Händen und mit immer noch geschlossenen Augen führte er ihn dicht an sein Gesicht. Im Zimmer war es, abgesehen von dem leisen Klappern und dem dünnen Pfeifen des Kessels, ganz still.
    Das Phantom öffnete die Augen und blickte auf die Adresse, die in großen, kindlich aussehenden Buchstaben daraufgekritzelt war. »Wie kurios«, sagte das Phantom. Er las sie langsam vor.
    Mr Lucius Brown Esq.
    19 Shelley Avenue
    Letchworth
    Herts
    1X 3DR
    Als er zu Ende gelesen hatte, jaulte er auf wie ein Hund. Der zerlumpte Mann grinste und drehte sich zu den Schatten hinter sich um, als ob er sagen wollte: »Seht ihr, jetzt wird er mir nichts mehr tun.«
    »Ich hoffe doch sehr, dass du ihn nicht geöffnet hast«, sagte das Phantom. »Ein Brief sollte nur von demjenigen geöffnet werden, an den er adressiert ist.« Er ging zum Herd und hielt den Umschlag in den Dampf über dem bollernden Kessel. Als sich das Siegel löste, öffnete er behutsam die Klappe und entfaltete den darin liegenden Brief. Es war nur ein einziges Blatt und nur ein Wort war in denselben großen, unbeholfenen Buchstaben daraufgekritzelt:
    Prometheus
    Auch dieses Wort las das Phantom laut vor. Er wiederholte und buchstabierte es langsam für die Schatten. Es war still im Zimmer. Das Phantom starrte auf das Papier und den Umschlag und dann lachte er leise. Sorgfältig faltete er den Bogen wieder zusammen und steckte ihn zurück in das Kuvert. Dann ging er zum Tisch und fegte mit einer Armbewegung Tassen und Untertassen und Gläser zu Boden, wo sie zerbrachen und die Scherben im Lichtstrahl der Lampe glitzerten. Das Phantom setzte sich an den Tisch und versiegelte den Umschlag ordentlich. Er wandte sich an den zerlumpten Speichellecker. »Du hast es gut gemacht, hier, nimm.« Er reichte ihm den erneut versiegelten Brief. »Wirf ihn in denselben Briefkasten, den der Alte benutzen wollte, und dann bleib da und warte. Er wird jetzt kommen. Er wird kommen, um sich an der Suche nach ihr zu beteiligen, er muss sie wieder zu sich nehmen, aber davor werden wir sie finden. Oh ja, unser halbblinder Jack wird uns direkt zu ihm führen und dann finden wir auch sie. Jetzt geht es los. Jetzt haben wir den Schlüssel. Erzähl mir alles, berichte mir direkt! Und jemand soll diesen Zirkus, oder was immer es war, finden.«
    Er erhob die Lampe, leuchtete damit durch den niedrigen Raum und richtete ihr Licht auf jedes einzelne der harten Gesichter im Schatten.
    »Oh«, sagte er, »wie konnte ich nur? Fast hätte ich es vergessen. Ich habe euch eine Kleinigkeit zum Abendessen mitgebracht, das solltet ihr gleich zubereiten, es ist ganz frisch und muss nur kurz geschmort werden, vielleicht in etwas Butter und Salz.« Er zog etwas unter seinem Umhang hervor, das in blutiges Papier eingeschlagen war. Er legte es auf einen der noch auf dem Tisch verbliebenen Teller und beleuchtete es mit dem flackernden Licht seiner Lampe. Dann schälte er vorsichtig das nasse Papier herunter. Mitten darin lag ein großes menschliches Herz.
    »Seht es euch an«, sagte er leise. »Es sieht aus, als würde es noch schlagen. Ihr könnt nicht behaupten, dass ich nicht an euch denke.«



8
     
    Caleb Brown, ein schlanker junger Mann von siebzehn Jahren mit dunklem Haar und meerblauen Augen, stand geschützt vor der Vorortsonne unter einer festlichen, in den lebhaften Farben der Buckland Corporation gestreiften Markise im viktorianischen Stil. Neben ihm stand sein Vater Lucius. Zusammen mit vielen anderen standen sie geduldig Schlange, um eins der Luftschiffe der Buckland Corporation zu besteigen.
    Schließlich wurden ihre Sitznummern aufgerufen. In der

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