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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Abflughalle waren Kostümsicherheitsbeamte aufgereiht, deren Aufgabe darin bestand, Stichproben bei allen Besuchern von Pastworld durchzuführen. Einer der Inspektoren trat einen Schritt vor und geleitete Caleb und seinen Vater mit einem höflichen Nicken und einer ausholenden Geste seines uniformierten Arms in eine der Untersuchungskabinen. Es handelte sich um kleine abgetrennte Zellen, die mit demselben fröhlich gestreiften Stoff bezogen waren wie die Markise und die Willkommensfahnen.
    »Im Namen der Buckland Corporation wünsche ich den beiden Herren einen schönen guten Morgen«, sagte der Inspektor. »Unseren Vorschriften gemäß prüfen wir die Authentizität der Kostüme und anderer Dinge vor Antritt der Reise. Es tut mir leid, wenn Sie heute bereits schon einmal untersucht worden sind, aber wir bei Buckland legen großen Wert auf Sorgfalt.« Murmelnd und mit dem Kopf nickend, als würde er im Geiste bestimmte Punkte auf einer Liste abhaken, musterte er Caleb und Lucius prüfend von oben bis unten. Er öffnete Calebs langen Gehrock und besah sich seine Krawatte und die Krawattennadel. Er zupfte an Calebs Weste. Das war der Moment, als Calebs Vater seine Hand auf die des Inspektors legte. Er reichte ihm eine Karte, die er aus seiner eigenen Westentasche zog. Der Kostümsicherheitsbeamte sah sie an, las rasch, was darauf geschrieben stand, verbeugte sich leicht und gab sie Calebs Vater zurück. Er richtete sich auf, salutierte stramm und öffnete den Vorhang der Kabine.
    »Keine weitere Prüfung erforderlich, meine Herren«, nickte er beiden lächelnd zu.
    »Wir freuen uns, dass Sie uns heute die Ehre Ihres Besuchs erweisen. Ein seltenes Privileg, möchte ich meinen.«
    »Ich habe erst vor einem Monat genau dieses Sicherheitssystem durchlaufen«, sagte Lucius, »bei meinem letzten Besuch, und die Sorgfalt, die hier angewendet wird, ist außerordentlich lobenswert. Seien Sie versichert, dass ich das sehr zu schätzen weiß.«
    Der Inspektor salutierte erneut.
    »Da sieht man’s mal wieder«, sagte Calebs Vater beim Weitergehen. »Man muss nur diese Karte zücken und siehe da – keine weiteren Umstände. Vielleicht ist dein armer alter Vater ja doch nicht so ein nutzloser alter Trottel?«, sagte er.
    »Nein«, sagte Caleb mit einem halben Lächeln. Er verlagerte das Gewicht seiner Reisetasche und blieb stehen, um das über ihnen schwebende Luftschiff zu betrachten. Der Name »Buckland« stand in einladenden Buchstaben waagerecht auf der sanft gewölbten Seitenfläche. Er verzog das Gesicht zu einer kurzen aufmüpfigen Grimasse. Buckland, dachte er, immer dieses Wort, es scheint uns zu verfolgen.
    Sein Vater war von der schieren Größe des Luftschiffs über ihnen abgelenkt.
    »Luftschiffe«, sagte er, »das war ganz allein meine Idee, weißt du«, und er nickte.
    Zusammen mit einer Gruppe erwartungsvoller Besucher, die allesamt, so wie sie, von Kopf bis Fuß in viktorianischen Sonntagsstaat gehüllt waren, schritten sie die Stufen hinauf. Einige der Umstehenden winkten mit Tüchern oder bunten Sonnenschirmen in die Menge der Zuschauer, die wie bei jedem Start Schlange standen, um zuzusehen. Sie schienen sich tief unter ihnen zu befinden, an der hinteren Abgrenzung der Hafenbucht. Caleb fiel der Gepäckkarren auf, der in den Frachtraum entladen wurde. Er war voll mit Überseekisten und großen Truhen mit metallverstärkten Ecken, altmodischen Lederkoffern und Taschen aus Krokodilleder. Alles wurde sorgfältig in den Gepäckraum verladen. Caleb stellte sich vor, wie alles wieder herausfiel. Vielleicht purzelte der ganze teure »authentische« Inhalt irgendwo über dem Park vom Himmel herunter und landete auf den schmutzigen Dächern und den rauchenden Schornsteinen von Pastworld.
    Schon bald wurden sie in die Gondel des Luftschiffs geleitet. Ein Barkeeper in dunkler Weste und langer weißer Schürze stand an einem Ende des Gangs hinter einer polierten Mahagonibar. Auf der anderen Seite der Kabine befand sich ein Aussichtsraum mit riesigem Panoramafenster. Ein Bediensteter in der Livree der Buckland Corp. trat einen Schritt vor, nahm ihnen die Mäntel ab und hängte sie sorgfältig auf die hölzernen Kleiderbügel des Garderobenständers. Die Kabine sah aus wie ein Herrenklub, mit einigen Armsesseln und einem ledernen Chesterfieldsofa. Die Wände waren mit von Hand bedruckten Tapeten versehen und neben den großen Bullaugenfenstern stand eine Reihe von Stühlen.
    Draußen verkündete eine Stimme über

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