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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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nicht großartig?«, sagte Lucius, dem Calebs Reaktion auf den Anblick unter ihnen nicht entgangen war. »Die berühmte künstliche Nebelbank. Sieh sie dir an, mein Gott.« Die Stimme seines Vaters sank zu einem Flüstern herab.
    Der Nebel hüllte alles ein, sogar die größeren Gebäude, die Wahrzeichen der Stadt. Zuerst war wenig anderes zu sehen als der Nebel. Sein Vater sagte, immer noch flüsternd: »Stell dir all das da unten vor, Caleb, unter dem künstlich erzeugten Nebel, keine automatischen Fahrzeuge, wie du sie kennst, keine Autos, nur dampfbetriebene Züge und Pferde, eine Menge Pferde, und all die belebten Straßen unter uns werden nur mit Gaslaternen beleuchtet.«
    Caleb starrte weiterhin aus dem Fenster auf die wirbelnden Nebelschwaden.
    »Nichts kann einen auf den Moment vorbereiten, in dem man tatsächlich in die Vergangenheit eintaucht«, sagte Lucius mit einem Seufzer.
    Das Luftschiff senkte sich immer tiefer, bis sie sich mit einem plötzlichen Ruck unter der dicken Nebelwand befanden und sie die gesamte Stadt zu ihren Füßen sehen konnten. Bei diesem Anblick brachen die anderen Passagiere in der Kabine in spontanen Applaus aus.
    Die Straßen und Gebäude erstreckten sich von einer Seite der Glaswand zur anderen. Man sah Pferdekutschen, volle Gehsteige, die große sanfte Biegung des Flusses, grüne Plätze und Parks, weiße Kirchtürme, graue Dächer und dunkelrote Züge, die Dampfschwaden hinter sich herzogen. Jetzt schnappte sogar Caleb nach Luft. Er hatte seinem Vater eigentlich nicht die Befriedigung geben wollen, ihm sein großes Interesse an der Stadt unter ihnen zu zeigen. Er wollte nicht, dass dieser seine Aufregung bemerkte, die sich genau in dem Moment verdoppelte, verdreifachte, als das Luftschiff anmutig durch die düstere Nebelbank glitt und über der traumgleichen Stadt schwebte.

9
     
    Caleb verließ das Luftschiff und wartete auf ihr Gepäck. Es bestand aus einer Seemannskiste voll mit authentisch geschneiderter Garderobe und je einer Reisetasche mit ungewöhnlichen Toilettenartikeln: mit bedruckten Papieretiketten versehene Flaschen mit Pomade für die Haare und After-Shave-Balsam, sanfte Rasierpinsel aus echtem Biberhaar, Zahnbürsten mit Elfenbeingriff, Haarbürsten mit silbernem Rücken und ein Rasiermesser für seinen Vater (Caleb musste sich noch nicht oft genug rasieren, als dass ein solches Messer sich für ihn gelohnt hätte). Zu diesem Zeitpunkt hatte Caleb keine Ahnung, dass sein Vater ein weiteres kleines Gepäckstück mit sich führte. Es wog schwerer als jede vollgepackte Seemannskiste. Es war ein schlichter weißer Umschlag in der Innentasche seines Jacketts. Der Text darin bestand aus einem einzigen Wort, das quer über das gefaltete Papier gekritzelt war. Ein Wort, das eine schwere Last aus Angst, Schuld und Wissen in sich barg.
    Endlich war es so weit, dass sie ihre Ausrüstung von der gut funktionierenden Ausgabe in Empfang nehmen konnten. Hinter ihnen lud ein lächelnder Gepäckträger mit Schirmmütze und bunt gestreifter Weste ihre Kiste auf einen Wagen, während sie ihre kleineren Reisetaschen selbst trugen. In einem geschlossenen Bogengang am äußeren Ende des Pastworld-Ankunftsterminals stellten sie sich in die Schlange.
     



 
    stand in altmodischen Buchstaben auf einem großen Baumwollbanner über der Treppe, die zum Ausgang führte. Als sie die kunstvolle schmiedeeiserne Treppe erklommen, um sich in die Schlange zu den zweirädrigen Droschken einzureihen, öffnete der Gepäckträger die schweren isolierten Türen des Hauptausgangs. Sie bestanden aus dicker Bronze und waren mit Reliefs von Luftschiffen verziert. Plötzlich wurde es laut. Ein wilder, unbekannter, altmodischer, fremder Lärm er  tönte – schnelle Pferdekutschen, das entfernte Rattern von Zügen, das Schnaufen von Dampfloks, Stimmengewirr und lautes Geschrei von der Straße. Nicht nur der Krach überwältigte sie, sondern auch der starke Geruch nach Tieren und Chemie. Vor ihnen entfaltete sich das sehr reale, schmutzige und laute Leben dieser Stadt.
    Der Dienstmann schob die Kiste auf den Gehsteig hinaus, der im Gegensatz zu dem makellos sauberen Boden des Terminals uneben, schmierig und nass war. Caleb wurde schlagartig klar, welch weiten Weg sie auf ihrem kurzen Flug zurückgelegt hatten.
    »Wir sind wirklich und wahrhaftig übergesetzt«, sagte sein Vater.
    Während sie warteten, probierten die Besucher in der Schlange die neuen Höflichkeitsregeln aus. Hüte wurden gezogen,

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