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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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wirklich Schlimmes erlebt, stimmt’s?«
    Caleb antwortete: »Ja«, und nickte und wollte weitersprechen, als BibleMac einen Bobby durch die schwere Eingangstür kommen sah, der ein paar Nebelschwaden hinter sich herzog. Er legte den Finger auf die Lippen. »Psst«, sagte er. »Das könnte Ärger geben. Kopf runter, essen und erzähl später mehr.«
    BibleMac nahm noch einen Schluck von seinem Bier. Caleb sah zu dem Bobby in seiner blauen Uniform und mit dem Helm hinüber, der sich mit einem Taschentuch über das rote Gesicht wischte. Er schwatzte und lachte mit einer der Kellnerinnen.
    »Hier, nimm dir was davon.« BibleMac schob eine Schüssel Bratkartoffeln über den Tisch und goss eine ordentliche Portion braune Soße darüber.
    Caleb spießte eine Kartoffel mit der Gabel auf und steckte sie in den Mund.
    »Gut so, so ist es besser«, sagte BibleMac. »Ich weiß, du bist auf der Flucht, also sag nichts und nick nur mit dem Kopf. Brauchst du was, wo du hingehen kannst, einen sicheren Ort?«
    Caleb nickte.
    »Gut«, sagte BibleMac leise, »dann gibst du mir vielleicht die Ehre, mich zu meinem ganz speziellen Zufluchtsort zu begleiten.«
    Caleb nickte noch einmal und stand urplötzlich auf, als müssten sie sofort und auf der Stelle gehen. Er schob seinen Stuhl so heftig zurück, dass er wie ein Fingernagel auf einer Schiefertafel laut über den gefliesten Boden kratzte. Im Restaurant wurde es ganz still. Der Bobby sah zu Caleb hinüber und runzelte die Stirn. Kurz danach lachte jemand und das Klappern und die Unterhaltungen gingen weiter. Caleb setzte sich wieder hin.
    BibleMac strahlte Caleb über den Tisch hinweg an. »Ich würde an deiner Stelle die Polente lieber außen vor lassen. Man kann ihnen nicht trauen. Mein Gott, bist du blass, Kumpel. Was ist passiert, dass du dich in ein solches Gespenst verwandelt hast? Schieß los.« Caleb stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich vor, sodass der Bobby ihn nicht mehr sehen konnte.
    »Also«, sagte er rasch, »zuerst hab ich gesehen, wie ein Mann umgebracht wurde, erstochen, direkt vor meinen Augen, auf der Straße, wo wir ausgeraubt worden sind. Sie haben den blinden Mann umgebracht und mich dafür verantwortlich gemacht, mich vor allen Leuten auf der Straße beschuldigt. Sie haben meinen Vater geschlagen, ihm einen Stoß versetzt, er fiel hin und ich bin weggerannt«, fügte er hinzu. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete die fettigen Teller auf dem Tisch. Heiße Tränen strömten ihm übers Gesicht und seine Nase lief.
    BibleMac sagte: »Das hört sich nicht gut an, dass sie dich beschuldigt haben. Hat das jemand gehört?«
    »Alle haben es gehört«, sagte Caleb. »Die ganze Straße!«
    BibleMac stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist schlimm. Wenn du hier verdächtigt wirst, jemanden umgebracht zu haben, dann weißt du ja, was passiert.« BibleMac legte sich die Hände um den Hals und deutete ein Erhängen an.
    »Ich weiß«, sagte Caleb leise, »ich weiß.«
    Er sah die hübsche Kellnerin an, die an ihren Tisch getreten war.
    »Geht es ihm gut«, fragte sie besorgt, »deinem Freund?« Sie legte ein Stück Papier auf den Tisch.
    »Es geht ihm gut, Miss. Er hat ein bisschen viel getrunken bei der Halloweenparty heute Abend, das ist schon alles«, sagte BibleMac und nickte in Calebs Richtung. »Ich hab ihm gesagt, er soll erst zusehen, dass er was in den Magen kriegt, aber er wollte ja nicht hören.«
    »Schade«, sagte die Kellnerin. »Sag ihm, er soll mal wiederkommen, wenn er Lust hat und es ihm besser geht.«
    Caleb hatte den Kopf auf die Arme gelegt.
    Der Bobby trank aus, rief fröhlich »Gute Nacht allerseits« und ging.
    »Komm jetzt«, sagte BibleMac, »wir müssen los.« Sie standen auf und BibleMac bezahlte die Rechnung. In alter Währung belief sie sich auf einen Schilling und Sixpence für sie beide zusammen. Sie drückten die Tür auf und gingen in die kalte Nacht hinaus.
    Die nächtlichen Straßen waren immer noch voll mit späten Gaffern auf dem Weg zu ihren Pensionen und Hotels. Die meisten waren betrunken und hatten ihre Halloweenmasken halb nach unten geschoben oder lose um den Hals baumeln und ihre Kostüme befanden sich im Zustand der Auflösung.
    BibleMac kannte jeden Weg, jede Passage, jede Gasse. Caleb achtete kaum darauf, welchen Weg sie einschlugen, er ließ sich einfach nur führen und hielt den Kopf gesenkt. Der Schnee war fast geschmolzen, aber es war immer noch neblig und die Luft war schwer und feucht.

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