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Pastworld

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Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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und zog die vorhin erstandene Zigarre aus der Innentasche. Er zündete sie an und stieß eine Wolke stark parfümierten Zigarrenrauchs aus. Dann fing er an zu husten. Er lächelte und zwinkerte dem Jungen zu. »Bin eben keinen Luxus gewohnt«, sagte er.
    Der Junge erwiderte seinen Blick. Er hatte regelmäßige Gesichtszüge, ziemlich unauffällig, bis auf seine leuchtend blaugrünen Augen, die BibleMac an jemanden erinnerten. Vor allem aber machte er, wie sie da in der plötzlichen Wärme und dem Gewimmel des Restaurants saßen, auf BibleMac den Eindruck, dass er dringend Hilfe brauchte. Und er sah aus wie jemand, den er gern zum Freund hätte.
    Bald würde er ihn zu Mr Leighton mitnehmen.
    »Ich musste dies und das für meinen Boss erledigen«, sagte BibleMac, »ich versuch’s jedenfalls. Schon seit Tagesanbruch«, fügte er hinzu und bemühte sich, einen weiteren dicken Rauchkringel auszustoßen. »Ich hab den ganzen Tag fast nichts gegessen und du bestimmt auch nicht, so wie du aussiehst.« Eine junge Kellnerin kam an den Tisch. Sie zog einen Notizblock aus ihrer Schürzentasche und holte einen Bleistift hinter ihrem Ohr hervor, um ihre Bestellung aufzunehmen. »Nun denn, Miss«, sagte BibleMac leutselig, der die Situation ebenso genoss wie seine Zigarre, »ich hätte gern zwei Halloween Spezial, eine doppelte Fleischplatte, eins dieser großen Schweinskoteletts, ein paar Speckschwarten, Kürbis- und Kartoffelpüree, schöne große Pilze, zweimal Bratkartoffeln, gut gesalzen und ordentlich volle Teller, wenn ich bitten darf. Ich bin kein Gaffer, sondern ein Einheimischer.« Er lächelte ihr zu und das Mädchen notierte alles sorgfältig auf ihrem Block. Sie warf dem blassen Jungen einen Blick zu und lächelte ihn an. »Oh«, sagte BibleMac, »und einen großen Krug dunkles Bier. Und für ihn auch einen, wenn Sie schon dabei sind.«
    »Danke sehr«, sagte sie und nickte Caleb zu, der ausdruckslos hinter ihr hersah. BibleMac sagte: »Weißt du was? Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich für die Kleine noch ’ne Show abgezogen, aber jetzt nicht mehr. Ich glaub, sie steht auf dich. Du hättest Chancen bei ihr, Kumpel.« Er wartete auf eine Antwort, aber der Junge blieb stumm.
    BibleMac nahm seine Mütze von der Stuhllehne und ließ sie träge auf seinem Finger kreisen. Schließlich schaffte er einen wackligen Rauchring, der zwischen ihnen in der Luft schwebte. Caleb beobachtete ihn, bis er an den Rändern ausfranste und sich dann auflöste.
    BibleMac lächelte und hängte die Mütze wieder über die Stuhllehne.
    »Also«, sagte er, »packen wir den Stier bei den Hörnern. Eins nach dem anderen. Sag mir erst mal, wie du heißt, Kumpel.«
    »Ich heiße Caleb, Caleb Brown.«
    »Ich bin im Bilde«, sagte BibleMac. »Die letzte Finanzkrise, Eltern scheißen sich vor Angst in die Hosen, zurück zu den Grundwerten, plötzliche Frömmigkeit, neue Puritaner – wie du siehst, weiß ich aufgrund meines Spitznamens alles darüber.«
    Caleb nickte, auch wenn er BibleMacs Worten nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Die Kellnerin brachte die beiden schäumenden Bierkrüge. BibleMac schob einen davon quer über die weiße Tischdecke.
    »Durst?«, fragte er.
    Caleb nahm den Krug in beide Hände. Er spürte, wie seine Finger durch die Kälte des Glases plötzlich kribbelten.
    »Wo wir gerade bei den Namen sind«, sagte BibleMac, »ich werde BibleMac genannt, auch als Mac, der Langfinger, bekannt.« Er stellte seinen Bierkrug ab und tat so, als würde er etwas aus einer Tasche entwenden. Dabei schaute er sich um, als erwarte er fast, dass jemand ihn beobachtete. »Also, BibleMac, das bin ich und ich bin der Beste«, sagte er leise. »Ich bin ziemlich bekannt. Du hast echt Glück gehabt, dass du mich um Hilfe gebeten hast. Und dass du mir ein Fleischgericht spendierst, Kumpel. Ich bin ein Spitzbube und stehe zu deinen Diensten. Ich vergesse nie jemanden, der mir einen Gefallen getan hat.« Er lächelte sein überaus freundliches Lächeln, griff über den Tisch und hielt Caleb die Hand hin. Caleb hob ebenfalls die Hand und nickte. BibleMac erwiderte das Nicken und dann schüttelten sie sich die Hände.
    Die Kellnerin servierte das Essen und bald stand der Tisch voller Platten. »Hau rein. Du hast doch hoffentlich Hunger?«, fragte BibleMac. Caleb sah hoch und lächelte ihn zum ersten Mal unsicher an.
    BibleMac schaute sich in dem belebten Restaurant um und sagte im Schutz des ganzen Lärms leise: »Du hast heute Abend was

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