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Pastworld

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Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Gesicht, als er sagte: »Ich habe dich erwischt. Ich weiß alles über dich und deinesgleichen. Vielleicht zeigst du mir deine Zulassung?« Der Bus wurde langsamer und blieb stehen. »Farringdon Road« rief der Schaffner und zog an der Glocke. Der Mann stand abrupt auf und zog Caleb hinter sich her auf die Plattform. Ein oder zwei Fahrgäste applaudierten.
    »Ich hab nichts getan«, rief Caleb, als er an dem Schaffner vorbeigezerrt wurde.
    Der Schaffner hob die Hände und läutete erneut die Glocke. Der Mann zog Caleb mit sich auf den Gehsteig. Caleb drehte sich um und sah zum Fenster des abfahrenden Busses hinauf, aus dem BibleMac seinen Blick erwiderte. Er hielt ihm seine Handfläche hin mit der Uhr, der Uhr seines Vaters. BibleMac zeigte auf die Zeiger der Uhr, nickte und formte mit den Lippen das Wort »warte«, während Caleb durch die Menge abgeführt wurde.





23
     
    Sergeant Catchpole war bester Stimmung. Er war wieder in Pastworld und dieses Mal hatte er ein Geheimnis zu lösen, eine echte Aufgabe zu erfüllen. Er verließ das Büro im Polizeihauptquartier und machte sich auf den Weg zu seiner Pension, in der er schon so oft gewesen war. Trotz der späten Stunde wurde er von der Wirtin freudig willkommen geheißen. Sie umsorgte ihn und bereitete ihm als Gutenachttrunk eine heiße Tasse Tee mit einem Schuss Whisky.
    In seinem Zimmer setzte er sich in den gemütlichen Lehnsessel neben das flackernde Kohlefeuer und begann, das Dossier zu lesen, das der Inspektor ihm gegeben hatte. Während er las, freute ihn die Vorstellung, dass er weder durch ein Telefonklingeln noch durch eine Alarmmeldung gestört werden konnte. Keine E-Mails, die er beantworten musste, keine Monitore, nur das Knistern des Feuers und das Rascheln von echtem Papier, wenn er die Seiten umblätterte. Er studierte die Akte. Der Text war mit der Hand auf liniertem Papier geschrieben.
     
    Akte: Das Phantom
    Streng vertraulich
     
    Betr.: Das Phantom alias der Gentleman.
    Alter: Unbestimmt, höchstens Anfang 20.
     
    Bekannte Komplizen: Eine Gruppe von Bettlern und kleinen Dieben; ein cityweites Netzwerk, umgangssprachlich ‚die zerlumpten Männer’ genannt. Hauptsächlich ehemalige Gefängnisinsassen oder Straßenkinder, die vom Phantom über Jahre hinweg unterhalten und gefüttert worden sind. Genaue Anzahl unbekannt. Bei zahlreichen Gelegenheiten hat Inspektor Lestrade Hilfe durch das Kadettencorps angefordert, um das Problem der zerlumpten Männer ‚mit einem Streich’ aus der Welt zu schaffen. Bislang ist eine solche Aktion von der Buckland Corporation jedoch weder genehmigt noch finanziert worden.
    Biografie: Das Phantom versetzt die unteren Schichten der Bevölkerung gleichermaßen in Angst wie in Begeisterung. Die Gaffer betrachten ihn als Bestandteil des gesamten Unterhaltungsangebots, als weiteres raffiniertes von der Buckland Corporation zur Verfügung gestelltes Freizeitvergnügen. Leider ist das ein großer Irrtum. Das Phantom ist in höchstem Maße illegal. Es muss nicht extra betont werden, dass er mit der allergrößten Vorsicht zu behandeln ist. Er wird von den zerlumpten Männern beschützt; diese sind der Schlüssel zu seinem Ergreifen und seiner Unschädlichmachung. Die meisten von ihnen sind in diversen Zellen organisiert, als eine Armee zum Schutz und zur Unterstützung des Phantoms.
    Früher hat sich das Phantom mit gewalttätigen und dramatisch inszenierten Banküberfällen zufrieden gegeben. Auf diese Weise konnte er in aller Ruhe Kontrolle ausüben und sein Reich verborgen halten. Seine späteren öffentlichen Auftritte – offene Straßenkämpfe mit rivalisierenden Verbrechern, vermeintliche Todessprünge von Dächern und Türmen, die Wiederauferstehung von den Toten und die Umverteilung von Reichtümern – sind nur die Spitze eines sehr hohen Eisbergs. Diejenigen, die versuchen, ihn zu finden, zu behindern oder hereinzulegen, bestraft er mit bösartiger, gefühlloser und psychopathischer Gewalt. Es reicht ihm nicht aus, einen Feind, oder einen vermeintlichen Feind, nur zu töten. Er ahmt die Norde des berühmten Rippers aus Ostlondon nach oder parodiert sie, indem er die Opfer verstümmelt. Es scheint, als würde er der Corporation eine Serie historisch gestalteter Morde zum Geschenk machen, um zur Authentizität ihrer Traumstadt beizutragen.
     
    Sergeant Catchpole blickte von den Unterlagen auf. Er befühlte die Rückseite des Ordners und zog einen Umschlag mit Wachssiegel und rotem, offiziellem »Streng

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