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Pastworld

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Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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Stöße. Am Ende des Gangs klopfte der Kadett an eine Tür. Eine Frau in gestärkter Schürze und weißem Häubchen öffnete.
    »Hier, lassen Sie ihn fotografieren«, sagte Prinsep.
    »Jawohl, Inspektor«, erwiderte die Frau.

27
     
    Catchpole und die Katzendame gingen in östlicher Richtung zu dem großen Krankenhaus und der Leichenschauhalle bei Aldersgate. Ein Krankenwagen reihte sich neben den nächsten und Patienten wurden auf Bahren herausgeholt. Sergeant Catchpole ging auf einen der Wärter zu, der am Hintereingang stand und seine blutigen Hände an einer Lederschürze abwischte. Die Frau mit der Katze wandte sich ab und schaute auf die belebte Straße.
    »Ziemlich viel los heute Morgen«, sagte der Wärter. »In einem Tunnel hat’s ein Eisenbahnunglück gegeben.« Grinsend entblößte er seine braunen Zähne. »Vier Tote, viele abgetrennte Gliedmaßen und bevorstehende Amputationen. Es geht das Gerücht, dass es kein Unfall war. Ein feiger Terrorakt, wird behauptet. Man hält das Phantom für den Drahtzieher. Nur ein Gerücht, nehme ich an, um die da in Aufregung zu versetzen«, er nickte zu den Schlange stehenden Gaffern hinüber. »Schließlich bezahlen sie für so was und wenn sie Glück haben, kriegen sie sogar ein oder zwei Amputationen zu sehen.«
    Catchpole zog eine weiße Fünfpfundnote aus seiner Westentasche. »Ich interessiere mich für ein anderes Opfer«, sagte er. »Für ein Mordopfer, ein Mann, der zu Tode geprügelt und aufgeschnitten wurde, ein echtes Opfer des Phantoms. Müsste vor etwa einer Stunde eingeliefert worden sein.«
    »Oh ja«, sagte der Wärter und schaute gierig auf den Geldschein. »Der wurde allerdings hier eingeliefert, ein wirkliches Phantomopfer.«
    »Das müsste er sein.«
    »Möchten Sie den Verstorbenen sehen?«, fragte der Wärter und parodierte den feierlichen Tonfall eines Beerdigungsunternehmers. »Die Dame wünscht einen persönlichen kleinen Blick, stimmt’s?«
    »So in etwa«, erwiderte Catchpole. Mit einer routinierten Drehung des Handgelenks hielt er dem Wärter den Geldschein hin.
    Dieser griff mit zwei blutigen Fingern danach und ließ ihn rasch unter seiner Schürze verschwinden.
    »In diesem Fall kommen Sie besser mit mir mit«, sagte er und ging voran ins Krankenhaus.
    Sie schritten über einen blutbesudelten Marmorfußboden durch einen düsteren Korridor. Sie durchquerten die Eingangshalle, in der die Opfer des Eisenbahnunglücks auf Bahren aufgereiht dalagen. Am Fuß der Treppe kamen sie an Gaffern vorbei, die auf Einlass zu den Operationen warteten. Uniformierte Polizisten hielten die wartende Menge zurück, durch die sich ein Arzt im weißen Kittel seinen Weg bahnte. Er rief dem Wärter zu: »Folgen Sie mir unverzüglich!«
    »Ich muss gehen«, sagte der Wärter. »Nehmen Sie den Gang im Untergeschoss, letzte Tür, immer der Nase nach.«
    Sie folgten der trüben Beleuchtung im Kellerkorridor. Am Ende befanden sich große Doppeltüren mit Porzellanschildern, auf denen in großen schwarzen Buchstaben das Wort »Leichenschauhalle« stand. Catchpole wandte sich an die Dame mit der Katze. »Schaffen Sie das? Es wird nicht gerade ein schöner Anblick sein.«
    »Das schaffen wir schon, nicht wahr, Kitty?«
    Catchpole drückte die Türen auf. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich nach der flackernden, bräunlich trüben Beleuchtung im Gang auf das grelle Licht der Gaslampen im weiß gefliesten Inneren umzustellen. Weiß lackierte, mit Tüchern bedeckte Tische standen nebeneinander, dazu eine Reihe von Eimern und eine Waage. Unter den Tüchern zeichneten sich deutlich die Umrisse der Körper ab.
    Ein weiterer Wärter mit schmutziger Lederschürze saß zusammengesunken auf einem Stuhl neben einem der verhängten Tische. Er las eine Zeitung und drehte sich um, als sie hereinkamen. Er stolperte auf die Füße und wischte sich die Hände an der bodenlangen Schürze ab.
    »Kein Eintritt für Unbefugte«, sagte er.
    »Tatsächlich«, erwiderte Catchpole und schlenderte zum nächstgelegenen Tisch.
    »Sie gehen besser«, sagte der Wärter und nickte der Katzendame zu. »Alle beide. Tiere sind hier nicht erlaubt.«
    »Netter, sauberer Raum«, sagte Catchpole und fuhr mit dem Finger über die scharfe Kante des verhängten Tisches, brachte das Tuch in Unordnung und zog daran. »Ich habe ein Problem zu lösen, verstehen Sie«, sagte Catchpole, hob das Tuch an, spähte darunter und zog dann rasch seinen Polizeiausweis hervor. »Wir suchen jemanden, eine vermisste

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