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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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als hätten ihre Verfolger sie schließlich doch gefunden. Jago hatte darauf bestanden, dass sie sich in einem solchen Fall sofort in Sicherheit bringen sollte. Sie kroch zu dem Brett mit dem Fluchtloch, hob die Klappe behutsam hoch und ließ sich unter den Wagen fallen, wie sie es Jago versprochen und immer wieder geübt hatte. Unauffällig rollte sie sich ins dichte Gebüsch. Von dort aus konnte sie alles beobachten.
    Einer der zerlumpten Männer wog ein kurzes Bleirohr in der Hand. Er las laut vor, was auf der bemalten Leinwand des Wagens stand: »Jagos berühmtes Varieté. Ich werd ihm schon zeigen, was ein Varieté ist.«
    Die beiden anderen zerlumpten Männer, ein dünner und ein kompakter, lachten.
    »Mach das Licht aus«, sagte der Mann mit dem Bleirohr.
    Der dünne Mann hinter ihm drehte den Docht seiner Laterne herunter, sodass das grünliche Licht erlosch und nur noch dunkle, nebelverhangene Pastworld-Nacht herrschte.
    Vor Angst wie gelähmt lag Eve reglos unter den Zweigen und Blättern. In einem der anderen Wagen begann ein Baby zu schreien.
    Der zerlumpte Mann klopfte eine kleine Melodie auf dem dünnen Holz der Wagentreppe. Eve hörte, wie Jago sich rührte und die Zeltplane einen Spaltbreit öffnete. Als er begriff, wer da vor ihm stand, versuchte er, sie wieder zu schließen. Aber die zerlumpten Männer waren schneller als er. Sie packten ihn bei den Armen und zerrten ihn hinaus, dann hielten sie ihm von hinten den Mund zu. Eve hielt sich selbst die Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien, und erinnerte sich an Calebs Hände um ihre Kehle. Ganz deutlich konnte sie sehen, wie sich Jagos Gesicht vor Angst verzerrte.
    »Wo ist sie?«, wollte der zerlumpte Mann wissen.
    Jago schüttelte den Kopf.
    »Ruf sie.« Er nickte dem anderen Mann zu, damit er die Hand von Jagos Mund nehmen sollte. Der Bettler fuhr mit seinen schmutzigen Fingern über Jagos Lippen, als er ihn freigab. Alles, was der arme Jago mit heiserer Stimme hervorbrachte, war ein gestottertes: »Sie ist nicht hier.«
    Die Zeltplane des Wagens schwang lautlos auf und ein verschlafener BibleMac steckte den Kopf hindurch.
    Erschrocken nahm Eve die Hand vom Mund. »Tut ihm nichts«, flüsterte sie den Blättern zu.
    Der zerlumpte Mann wandte sich an BibleMac. »Wo ist sie?«, fragte er leise und schwer atmend, während ihm ein Schweißtropfen über die Stirn rann. »Wo?« Er schlug mit dem Bleirohr gegen die Wand des Wagens.
    »Wo ist wer?«, fragte BibleMac leise, aber selbstbewusst. Eve unterdrückte den Drang, aus dem Gebüsch zu springen und sich zu erkennen zu geben.
    »Du weißt genau, wen ich meine. Dein dunkelhäutiger Freund hier versucht, sie zu beschützen, und hält sich für sehr tapfer und schlau. Aber das ist er nicht, im Gegenteil, er ist äußerst dumm.«
    BibleMac starrte ihn, ohne zu blinzeln, unverwandt an. Eves Gedanken überschlugen sich. Sie versuchte herauszufinden, wie viele Männer es waren, welche Chance sie hätten, wenn sie sich wehrten. Zwei hielten Jago fest und der dritte stand wie ein dicker, dunkler Schatten neben BibleMac.
    Sie sah, wie sich Jagos Augen weiteten, das wenige Licht reflektierten, sodass das Weiße silbrig erschien.
    Der Mann sah von BibleMac zu Jago. Dann tat er etwas äußerst Merkwürdiges: Er küsste Jago sehr sanft auf die Stirn und lächelte. Er sah Jago in die Augen, als wolle er den Moment festhalten, und dann schlug er ihm plötzlich mit aller Kraft das schwere Bleirohr gegen den Kopf. Jago sackte wie eine Lumpenpuppe zusammen und sein Kopf fiel zur Seite. Das war genug! Eve sprang aus dem Haufen aus Laub und Erde heraus, in dem sie sich versteckt hatte, und marschierte direkt auf die Männer zu.
    Der zerlumpte Mann sah sie überrascht an und fing an zu lachen. Es hörte sich an wie das Bellen eines wilden Tieres. Dann legte er sich die Hand auf den Mund und sah zu, wie sie näher kam.
    In ihrem langen Nachthemd stand sie vor ihnen. Ihre Haare fielen ihr über die Schultern. Der Bettler machte einen Schritt nach vorn, sprang auf den Wagen, stellte sich neben BibleMac, beugte sich vor und schlug ihm mit dem Bleirohr auf den Kopf. Sie sah, wie er vom Wagen plumpste und neben Jago zu Boden ging. »Nein!«, schrie sie krächzend.
    Der zerlumpte Mann sah befriedigt auf sein Werk und freute sich über die Angst und den Schmerz, den er verursacht hatte. Er sah sie an, schüttelte den Kopf und sagte: »Früher mal hab ich mit Japhet gemeinsame Sache gemacht. Jetzt ist er nur noch ein

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