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Pastworld

Pastworld

Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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gesehen, als du neu warst. Einmal haben sie dich mir gezeigt. Ich heiße Adam.«
    »Natürlich, Adam«, wiederholte sie und gleichzeitig dachte sie: Nummer eins. »Ein wenig erinnere ich mich«, sagte Eve. »Du trugst Weiß – nein, nicht Weiß, es war mehr so ein Ton wie ungebleichte Baumwolle -und ich habe dir einen Namen gegeben.«
    »Das stimmt, du hast ganz recht. Du hast mich Nummer eins genannt«, sagte das Phantom.
    »Später waren wir zusammen im Wald, es war Nacht«, sagte Eve, »und da war eine Party mit Lagerfeuer und Feuerwerk und Jack war auch dabei.«
    »Dr. Jack Mulhearn, genau, der arme alte Jack. Er war da und trank Champagner und Lucius Brown war auch da und sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern – unseretwegen, meine Eve.«
    Plötzlich war ein schwaches Rumpeln aus dem Tunnel unter ihnen zu hören.
    Das Phantom kümmerte sich nicht darum. Er war immer noch wie hypnotisiert und sah ihr in die Augen. Plötzlich nahm Eve seine Hand und legte sie sich an den Hals. Die zerlumpten Männer verhielten sich ganz still. Auch sie hatten die entfernten Geräusche gehört. Während sie dem seltsamen Wiedersehen zuschauten, waren sie unsicher, wie sie reagieren sollten.
    Das Phantom stand mit der Hand um Eves Kehle bewegungslos da. Er sah ihr in die leuchtenden Augen, die den seinen so sehr ähnelten.
    Leise sagte er zu den zerlumpten Männern: »Diese Geräusche lassen darauf schließen, dass jemand, vermutlich Lestrade, uns aufgestöbert hat. Der Tag ist da. Es musste so kommen. Ihr wisst, was ihr zu tun habt, wir haben es lange besprochen und trainiert. Ich möchte, dass ihr jetzt geht, ihr alle, und euch darum kümmert. Lasst Eve und mich allein – wir bleiben hier, denn wir haben ein paar Dinge zu erledigen und müssen wichtige Leute treffen.«
    Die zerlumpten Männer gingen zum Waffenlager, das sich in einem langen Gang hinter der Schalterhalle befand. Minuten später kamen sie bis an die Zähne bewaffnet zurück, mit Gewehren, Pistolen, Granaten und Munitionsgürteln. Das Phantom war an Ort und Stelle stehen geblieben; das fremde Mädchen stand geduldig vor ihm, seine Hände um ihren Hals. Sie fröstelte in ihrem weißen Nachthemd. Die zwei starrten sich wie benommen gegenseitig in die Augen.
    Die Armee der zerlumpten Männer trampelte die Stufen der Rolltreppe hinunter. Sie überquerten den Bahnsteig, stiegen auf die Gleise und marschierten in den Tunnel hinein, aus dem die Geräusche kamen.
    »Es tut mir so leid, dass ich dich so lange warten ließ«, sagte das Phantom leise. »Du zitterst ja, dir ist sicher kalt. Ich habe wärmere Kleidung, Kleidung, die speziell für dich gemacht wurde. Komm mit mir.« Sanft ließ er ihren Hals los, nahm sie an der Hand und gemeinsam gingen sie ein paar Stufen zu einem langen Gang hinauf. Vor dem Eingang befand sich ein eisernes Faltgitter, das das Phantom aufschloss und weit öffnete. Über dem Tunnel wölbte sich eine hohe Kuppeldecke. Hier brannten nicht, wie sonst überall, Öllampen, sondern eine Reihe geschliffener Kristallkronleuchter mit elektrischen Kerzen war an der Decke angebracht. Das Phantom schaltete sie ein. Die Kerzen erhellten den gesamten Gang und die geschliffenen Glaselemente spiegelten sich auf den gewölbten Wänden. Sie glitzerten und bildeten kleine leuchtende Regenbogen.
    »Wie Regentropfen …«, sagte Eve.
    »Künstlich«, sagte das Phantom, »aber sehr hübsch.«
    In der Mitte des hell erleuchteten Tunnels standen ein Kleiderständer und ein mannshoher Drehspiegel.
    »Da dies hier eine ganz besondere Gelegenheit ist, denn heute ist unser Jubiläum und gleichzeitig der Geburtstag dieses Ortes, halte ich Abendkleidung für angemessen, meinst du nicht?« Sie gingen an dem Kleiderständer entlang und das Phantom blieb bei einem schwarzen Samtkleid mit langen Ärmeln und U-Boot-Ausschnitt stehen.
    »Das hier wird dir sehr gut stehen.« Er nahm es vom Bügel und hielt es ihr hin.
    Dann streckte er die Hand aus und knöpfte den Kragen ihres schlammbespritzten Nachthemdes auf. Wieder legte sie seine Hand an ihre Kehle. Sanft zog er sie weg.
    »Nein«, sagte er. »Wir sind noch nicht so weit, noch nicht ganz.«
    Das Nachthemd fiel auf den gekachelten Fußboden. Das Phantom trat einen Schritt zurück und sah sie ehrfürchtig an, als wäre sie ein Mannequin, wie sie in ihrer geisterhaft bleichen Nacktheit vor ihm stand. Sie starrte ihn an und hatte trotz ihrer offensichtlichen Verletzlichkeit keinerlei Angst. Er reichte ihr Unterwäsche

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