Pastworld
Meinung nach absolut legal.
BUCKLAND: Sie sehen, meine Herren, das entspricht den geheimen Wünschen, dem Traum, den viele Menschen teilen. Ganz besonders zu dieser Zeit, an diesem Ort, diese Art von Verbrechen. Das Szenario ist bereits vorbereitet, Sie haben Ihr Wunder vollbracht, wenn auch im Geheimen. Jetzt überlassen Sie es uns. Wir werden uns darum kümmern.
Stimmengewirr/Geschrei
Disc 1 Ende der Abschrift 16:35 Uhr xx/xx/xxxx
Catchpole blickte von der Akte auf. Er war erschüttert und zutiefst schockiert. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, was er gelesen hatte. Geklonte Menschen für ein grausiges Theaterstück. In Pastworld gab es überall mechanische Wesen, die der Unterhaltung dienten. Fröhliche Wärter, würdevolle Butler und Scharen von malerischen Tauben waren eine Sache; das hier war etwas ganz anderes, etwas, das sich auf einer anderen Ebene abspielte, ein Beweis für die schreckliche Gier und den Zynismus eines Mannes wie Buckland. Ein Mann, den Catchpole für seine Vision und sein Genie, die große Stadt der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, immer bewundert hatte. Endlich hatte er verstanden, was zwischen den Zeilen stand, all die Hinweise begriffen, die Lestrade fallen lassen hatte, und plötzlich war alles klar. Lestrade hatte nur gesagt, das Phantom wäre »übernatürlich«. Kein Wunder! Der »Gentleman« war eine kranke Konstruktion: ein Klon, der ausschließlich auf Mord und Vernichtung programmiert war. Der blinde Mann, Dr. Mulhearn, war ein Bioingenieur, der unter dem Codenamen »Prometheus« zusammen mit Lucius Brown an einer Attraktion für Pastworld gearbeitet hatte. Beide waren zum selben Zeitpunkt zu der Überzeugung gelangt, dass sie das Projekt nicht weiter fortführen konnten, und hatten einen Strich darunter gezogen, eine Schwelle, die sie nicht überschreiten würden. Sie hatten zu einer ihrer Kreaturen Zuneigung gefasst – zu Eve, dem Mädchen, der Nummer 2. Nummer 1 war offensichtlich der Gentleman, den man jetzt als das »Phantom« bezeichnete. Wer hatte ihm wohl diesen Namen gegeben?, überlegte er. Ob er ihn selbst gewählt hatte? Er war darauf programmiert, den Ripper zu spielen, den berüchtigten Mörder vom East District, und Eve sollte sein ewiges Opfer sein. Es kam ihm so abwegig vor, so krankhaft, lächerlich und unsinnig, und doch: Ein Brand hatte das Gebäude, in dem das Prometheus-Projekt untergebracht war, zerstört, vermutlich mitsamt allen Forschungsergebnissen. Jack wurde für tot erklärt und die Kreaturen waren verschwunden, angeblich im Feuer umgekommen. Aber das war nicht der Fall. Jack war, vermutlich durch den Brand, den er selbst gelegt hatte, verwundet und zusammen mit Eve in Pastworld untergetaucht. Er hatte die Absicht, sie zu versorgen und zu beschützen. Mit dem Gentleman, so gewalttätig er war, hätte Jack unmöglich fertig werden können. Der hatte sich vermutlich befreit und war zum Phantom geworden. Das Phantom, das immer noch nach seinem für ihn vorgesehenen, seinem perfekten Opfer suchte. Und es schien, dass er ebenfalls nach seinen Schöpfern suchte, nach Brown und Mulhearn. Den armen Dr. Mulhearn hatte er geschnappt und jetzt hatte er auch seinen anderen Schöpfer in der Gewalt. Nun fehlte ihm nur noch Eve. Wo immer sie stecken mochte, sie war in ernsthafter Gefahr.
Catchpole verbrannte die Akte nicht, wie Hudson es empfohlen hatte. Er steckte die maschinenbeschriebenen Seiten zurück in den Umschlag und band ihn fest zu. Dann ging er in sein Zimmer hinauf, holte die Tasche vom Kleiderschrank und nahm seine Dienstwaffe heraus. Er prüfte die Kammern und schnallte sich unter seinem Umhang den Munitionsgürtel um. Er legte die Tasche zurück auf den Schrank und ging wieder hinunter in den Salon. Die Uhr auf dem Kaminsims zeigte 20:15 Uhr; bald würde die große Abrissparty beginnen. Er hörte schon das Geschrei der Menge. Er drehte die Öllampe und die Gaslampe herunter, sodass der Raum im Dämmerlicht lag. Es war an der Zeit für einen Besuch in der Fournier Street.
Gerade wollte er die Pension verlassen, als es laut an die Haustür klopfte.
45
Eve war eingenickt, halb schlafend, halb träumend, als sie mit einem Ruck hochfuhr, ängstlich und wachsam. Außerhalb des Wagens hörte sie grobe, leise Stimmen.
»Sind sie da drin?«
»Ich glaub schon.«
Sie spähte zwischen der Plane hindurch. Neben dem Wagen standen drei zerlumpte Männer. Schnell und leise versteckte sie sich zwischen den Kulissen. Es sah ganz so aus,
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