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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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ließ seinen Blick über die Bucht von Almuñécar schweifen. Nette Gegend, fiel ihm wieder auf. Als er vor langer Zeit hier zum letzten Mal im Urlaub gewesen war, gingen seine Kinder noch zur Schule und die Baufirma gehörte noch seinem Vater. Emilio strich nachdenklich über sein Kinn. Er sollte ein Immobilienbüro aufsuchen, vielleicht gab es hier noch Grundstücke in guten Lagen zu kaufen, dachte er, dann sah er sich auf der Terrasse um. Er schätzte die gesamte Fläche auf etwa sechzig Quadratmeter und bemerkte zu seiner großen Freude, dass in der Ecke – und für niemanden einsehbar! – ein Whirlpool stand. Ausgezeichnet. Emilio streichelte das Wasser und kontrollierte die Temperatur. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er griff sich mit der trockenen Hand an den Schritt: Das Teufelszeug schien bereits zu wirken.
    Zufrieden kehrte Emilio Carranza in die Suite zurück, aber Alicia schien immer noch im Bad beschäftigt. Er streifte die Schuhe ab und wandte sich der Tür zu, die wohl ins Schlafzimmer führte. Er öffnete sie, machte einen Schritt in den Raum und erschrak so heftig, dass er rücklings gegen den Türrahmen taumelte. Vorsichtig trat er zurück, schloss die Tür wieder und starrte fassungslos auf die Klinke. Es gab in seinem Leben kaum noch Situationen, in denen er nicht genau wusste, was er zu tun hatte. Diese hier jedoch war so eine. Emilio kontrollierte den Umschlag der Schlüsselkarte auf dem Schreibtisch. Zimmer Nummer 505. Dann zog er die Eingangstür zur Suite auf: ebenfalls 505. Emilio schüttelte den Kopf. Zorn stieg in ihm hoch. Er schlüpfte in seine Schuhe, als seine nach reifem Pfirsich duftende Geliebte gerade das Badezimmer verließ. Umgehend erklärte er Alicia den Sachverhalt und schickte sie auf die Terrasse, wo sie warten sollte, während er an der Rezeption die peinliche Lage zu klären gedachte. Darauf achtend, seine Anzugjacke lässig über den abgewinkelten Arm vor seiner Gürtelschnalle baumeln zu lassen, stieg Emilio aus dem Aufzug. Es galt, die Auswirkungen dieser Wunderdroge – deren Wirkung hoffentlich noch so lange anhielt, bis die Situation geklärt war – zu verdecken. Gereizt trat er dem Hoteldirektor gegenüber. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die Sache mit einem Satz aus der Welt zu schaffen, aber jetzt konnte er sich doch nicht verkneifen, dem offenbar vollkommen unfähigen Leiter dieses Etablissements wenigstens ein bisschen auf den Zahn zu fühlen. Prinzip war Prinzip und eine Lektion sollte gelernt sein.
    »Machen Sie das immer so?«, begann er und legte sein vielfach erprobtes, herrschaftlich kühles Timbre auf.
    »Wie bitte?«
    » Machen Sie das immer so ?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Verstehen Sie darunter etwa eine angemessene Art der Begrüßung?«
    Der Direktor riss die Augen auf. »Aber Señor, ich verstehe wirklich nicht, ich habe Sie doch bereits begrüßt …«
    Emilio klopfte mit seinem Siegelring auf den Tisch. Es wurde langsam Zeit. »Da schläft eine Frau in meinem Bett.«
    Der Direktor starrte ihn entgeistert an. »Sie meinen Señorita Alicia?«
    »Nein«, unterbrach ihn Emilio scharf. Scharf.Das war überhaupt das Stichwort. Er musste endlich zur Sache kommen.
    »Nein«, wiederholte er, »eine alte Frau. Und sie trägt Schwarz!«

 22 
    K ilian bezahlte das Ladegerät, verließ das Geschäft und überlegte, ob er ins Hotel zurückfahren oder rasch ein Internetcafé aufsuchen sollte, in dem es eine Steckdose gab. Dänemark hatte die Vorwahl +31. Aber was sollte er tun, wenn er eine entsprechende Nummer in Xavers Handy fand? Dort anrufen und den Dänen fragen, ob er seinen Bruder ermordet hatte? In Deutschland hätte er die ganze Sache der Polizei überlassen, aber hier konnte er ja nicht mal ohne fremde Hilfe mit der Guardia Civil reden.
    Ein Bus rollte vorbei, in seinem Schlepptau ein Schwall heißer Luft und stinkender Abgase. Kilian sah auf. Ohne es zu bemerken, war er an die Straßenkreuzung gelangt, an der auch der Busbahnhof lag. Das Portal III des Edificios Huerta del Barco befand sich keine zehn Schritte entfernt.
    Wenn ich schon einmal hier bin …
    Er überquerte die Straße, ging zum Taxistand und musterte das Gebäude, in dem Joanas Mutter wohnte, aus der Entfernung. Dritter Stock.Er entdeckte die Fensterreihe mit den geschlossenen Jalousien. Küche und Wohnzimmer lagen zur Straße hin, das dritte Fenster musste zum Schlafzimmer gehören.
    Kilian schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und konzentrierte sich auf das

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