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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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her.«
    Joana wusste nicht weiter. Entweder hielt Kilian gerade eine Märchenstunde, um sie von ihren Sorgen abzulenken, oder er war tatsächlich so ein widersprüchlicher Charakter, wie es den Anschein hatte. Sie musterte ihn erneut. Wie ein Geistlicher sah er jedenfalls nicht aus, eher schon wie einer dieser verwegenen Typen, die sich bei der Rallye Paris–Dakar in einem Jeep durch die Wüste kämpfen. Sie versuchte, sich Kilian in einer Priesterkutte vorzustellen, aber es gelang ihr nicht.
    »Und wieso hast du bei dem Verein aufgehört?«, fragte sie immer noch skeptisch. »Hast du den Glauben an Gott verloren?«
    »Nein. Es war eher so, dass ich aufhören musste.«
    Aha! Also war doch eine Frau im Spiel gewesen. »Lass mich raten, du hast dich verliebt?«
    »Nein, Joana, bitte … ich kann nicht darüber sprechen. Ich sündigte, lassen wir es dabei bewenden, ja?«
    Von wegen, dachte sie. Jetzt wollte sie die ganze Geschichte hören. »Was geschah, nachdem du ausgetreten bist?«
    Kilian seufzte. »Ich war vollkommen orientierungslos, meine innere Sonne verdunkelte sich immer mehr, ich trank viel Alkohol in dieser Zeit, nahm Tabletten …«
    »Hat dir dein Bruder in dieser Phase nicht geholfen?«
    »Zuerst nicht, er mied damals den Kontakt zu mir.«
    »Wegen deiner … Sünde ?«
    »Ja«, flüsterte Kilian kaum hörbar.
    »Wie alt warst du, als du aus dem Seminar ausgeschieden bist?«
    »Achtundzwanzig. Und ich stand in der Welt außerhalb der katholischen Kirche plötzlich ohne Ausbildung da. Ein gescheiterter Priester ohne Berufserfahrung hat es nicht gerade leicht, einen Job zu finden.«
    »Und bis dahin hattest du noch nie etwas mit einer Frau?«
    Kilian schüttelte den Kopf.
    »Aber dann, als du dann durftest, dann hattest du Probleme mit ihnen?«
    »Ja, es war keine leichte Zeit. Ich wollte natürlich etwas mit Frauen anfangen, aber ich hatte keinerlei Erfahrungen. Ich wusste nicht mal, wie man flirtet. Ich kleidete mich unmodisch und meine Haare sahen aus, als hätte sie die Pfarrersköchin geschnitten. Ich musste mir ja bis dahin keine Gedanken um mein Äußeres machen und mir nur jeden Morgen die Kutte überstreifen. Gott schaut ja nicht auf derlei Dinge, sondern auf die Reinheit der Seele.« Sarkasmus lag in seiner Stimme. »Außerdem war ich übergewichtig und genau das Gegenteil von dem Typ Mann, für den sich Frauen in der Regel interessieren.«
    Na dann hast du dich seitdem aber ganz schön verändert, dachte sie. Kilian fuhr fort. »Ich wusste damals noch nicht einmal, was ich überhaupt von Frauen wollte. Liebe? Oder einen Ersatz für Gott? Oder sexuelle Erfahrungen nachholen, die mir bis dahin verwehrt waren?«
    So, so … darauf lief es also hinaus. »Und, wie war es beim ersten Mal?«
    Kilian kniff sich so heftig in die Nase, bis der Schmerz ihm beinah Tränen in die Augen trieb. Joana saugte Erinnerungen aus den Abgründen seiner Seele, die er sogar vor sich selbst geheim hielt. Details seiner Vergangenheit, die er verleugnet und in der Regel einfach durch andere, harmlosere Erinnerungen ersetzt hatte. Traumatische Erinnerungen auf Knopfdruck zu löschen wie eine Computerdatei, das war leider nicht möglich. Also hielt er es mit seiner Vergangenheit wie mit einer multiplen Persönlichkeitsstörung: Die wenigen Lichtpunkte in seinem Leben hatte er, Kilian Huber, selbst erlebt, die unangenehmen Episoden seines Daseins aber ließ er im Geiste jemand anderen durchleiden, jemanden, der ihm nicht nahe stand. Und je öfter man eine solche mentale Ablage anwandte, desto glaubhafter wurde das Ganze und desto schizophrener geriet man selbst. Als er weitersprach, wunderte er sich daher über die Offenheit, die er von sich selbst nicht kannte und auch noch nie erlebt hatte: »Es kam, wie es kommen musste. Ich ging von einer Kneipe in die nächste, trank ein Bier nach dem anderen und gelangte immer tiefer in einen zwielichtigen Stadtteil von München, wo mich dann diese Frau ansprach. ›Hallo Süßer!‹ Tja. Zu mir hatte bis dahin noch nie jemand ›Hallo Süßer ‹ gesagt, und so bin ich mit ihr mitgegangen. Aber ich sollte dir das alles nicht erzählen, Joana, es ist wirklich keine schöne Geschichte.«
    »Erzähl weiter!«, bestimmte Joana.
    Kilian schöpfte Atem. »Na gut … ich war naiv, deprimiert und betrunken und sie war eine Prostituierte. Wir sind in einer heruntergekommenen Wohnung gelandet, wo sie erst einmal Geld wollte. Und dann, es war so surreal, lag da eine Dogge.«
    »Was ist eine

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