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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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Aber jetzt einfach zu verschwinden und irgendwo anders hinzugehen, wäre zu gefährlich. Nein, er musste hier im Hotel bleiben, sonst würde er die Kontrolle über die Kleine verlieren. Nun, bald würde er mit ihr reden und das Ganze zu einem Abschluss bringen … und er ahnte schon, wie dieser aussehen musste. Der Gedanke gefiel ihm immer besser.
    Er drückte seine Zigarette aus und stieg aus dem Auto. Einem alten Knacker mit seiner scharfen Tochter ließ er an der Drehtür den Vortritt. Es gab so viele Spritzkisten auf dieser Welt und ausgerechnet er musste sich immer mit der gleichen dummen Zicke abgeben. Er starrte der Braut nach, wie sie Hüften schwingend durch die Marmorhalle stöckelte. Erst als der Direktor persönlich mit offenen Armen und breitem Grinsen auf die neuen Gäste zutrat, tat er so, als ob er auf seine Armbanduhr blickte, und ging wieder an seinen Arbeitsplatz.
    Das Einchecken der Gäste für die teuren Suiten in der obersten Etage wickelte Carlos meist selbst ab, vor allem wenn es sich dabei um wichtige Persönlichkeiten handelte: So wie Señor Emilio Carranza, Inhaber einer der größten Baufirmen Spaniens, und seiner Begleiterin, die in Madrid wohl schon so manchen Auffahrunfall provoziert hatte. Um etwaigen Verdächtigungen aus dem Weg zu gehen, stellte der dreifache Familienvater Carranza die Señorita Alicia García gleich als seine persönliche Assistentin vor und erklärte: Da die Suite ja ohnehin über zwei Schlafräume und ein Wohnzimmer, in dem sie arbeiten könnten, verfüge, seien keine zwei Zimmer vonnöten. Man müsse schließlich auch an die Kosten denken. Carlos biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge und verhinderte so ein breites Grinsen. Er nickte unterwürfig, schob Carranza das Anmeldeformular zu und fragte sich, ob dieser ihn tatsächlich für so blöd hielt, das zu glauben. Dann nahm er die Ausweise entgegen, tat so, als ob er sie prüfe, suchte aber nur nach dem Geburtsdatum der makellosen Schönheit. Vierundzwanzig Jahre war sie alt, rechnete er aus, während er eine Schlüsselkarte aus der Schublade zog und sie Carranza überreichte. Vierundzwanzig … Donnerwetter! In Barcelona oder Madrid müsste man Hoteldirektor sein, nicht in einem andalusischen Provinzkaff wie diesem hier, dachte er, und schielte auf das Hinterteil der Señorita, das leider von einem Pagen etwas verdeckt wurde, als die drei zu den Aufzügen gingen.
    Jaime, der Page, öffnete die Tür zur Suite, die größer war als die Wohnung seiner Eltern, und stellte die Koffer ab. Dann eilte er zum Panoramafenster, zog die Vorhänge beiseite und gab den Blick auf die Terrasse mit dem Jacuzzi und dem traumhaften Ausblick über Almuñécar frei. Stolz, als ob er selbst der Architekt dieses Hotels wäre, nickte er dem Herrn im Anzug zu.
    Der aber wollte nicht länger gestört werden und kramte in seiner Geldbörse nach einem kleineren Schein als einem Fünfziger, fand aber keinen. Fünfzig waren natürlich zu viel. Aber er konnte ja schlecht seinen neuen Jungbrunnen nach einem Zehner fragen, das wäre peinlich, genauso peinlich, wie den Pagen um Wechselgeld zu bitten oder ihm gar kein Trinkgeld zu geben.
    Mit stolzgeschwellter Brust und einem Fünfziger in der Tasche schritt Jaime mit federnden Schritten den Flur hinab. Sein bisheriger Rekord waren dreißig Euro!
    Endlich allein wollte Señor Carranza sich dem eigentlichen Grund seines Aufenthalts widmen. Er umarmte Alicia, strich mit seinen behaarten Fingern an ihrem Rückgrat hinab und schob seine Hände unter ihren luftigen Rock. Dann ließ er die schwieligen Finger knisternd über ihren seidenen Slip gleiten, krallte sich ihr kompaktes Hinterteil und drückte ihr Becken gegen seinen wohlgenährten Leib. Sie gab ihm einen Schmatz auf die Wange, hauchte ihm »Gleich, mein Schatz« ins Ohr und löste sich aus seiner keuchenden Umklammerung, um im Bad zu verschwinden.
    Emilio seufzte.
    Er griff zu seiner Geldbörse und zog aus einem Seitenfach eine in Serviettenpapier eingewickelte blaue Pille hervor. Er vergewisserte sich mit einer raschen Kopfdrehung, dass die Badezimmertür immer noch verschlossen war, und schluckte die Pille hinunter. Für alle Fälle.Er sah auf die Uhr. Dreißig Minuten müsste man rechnen, bis die Pille wirkte, so stand es im Beipackzettel, den er vor der Abreise so eingehend und gründlich studiert hatte wie den Kaufvertrag für ein Madrider Stadtgrundstück.
    Er hörte, wie Alicia die Dusche aufdrehte, ging auf die Terrasse und

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