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Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Pata Negra: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pata Negra: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Freundlinger
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eine ältere Frau nach dem Weg zu fragen. Der Höflichkeit halber stieg er aus dem Wagen und wandte sich ihr über das Autodach zu.
    »¿Perdona Señora, me puede indicar el camino al ›Hotel Costa Tropical Palace‹?«
    Gelinder Stolz erfüllte ihn. Sein Spanisch war nach den drei Sprachkursen in München und den letzten zehn Tagen in Andalusien immer sicherer geworden – nach dem Weg konnte er sich schon fehlerfrei erkundigen.
    Die Frau sah ihn an, als überlege sie, ihn zu ignorieren und weiterzugehen, wischte sich dann aber mit dem Ärmel ihrer schwarzen Strickjacke über die Augen und schniefte in ein zerknülltes Taschentuch, ehe sie auf ihn zukam. Erst jetzt erkannte Xaver, dass sie gerade geweint hatte. Sie strich sich eine verklebte graue Strähne aus dem Gesicht und antwortete ihm mit schwacher Stimme – so schnell, als ob er der Nachbarsjunge wäre. Er verstand kaum etwas und bat sie, sich zu wiederholen, aber sie hob nur die Hand und zeigte auf den Hügel in Fahrtrichtung.
    »Dort oben?«, fragte Xaver.
    Die Frau, die schwarze Witwenkleidung trug, nickte und sagte so leise, dass er sich zu ihr hinunterbeugen musste: »No debes ir allí.«
    Xaver stutzte. Er hatte durchaus verstanden – dazu reichte sein Spanisch allemal –, wusste aber nicht, was die Alte damit meinte: »Du sollst da nicht hingehen!«
    »¿Porqué no?« Warum nicht?, wollte er wissen, aber die Frau rollte nur mit den Augen, als ärgere es sie, dass er so schwer von Begriff war. Im selben Moment gaben ihre Beine nach und sie fiel ihm mit ihrem knochigen Oberkörper entgegen. Xaver bekam sie zu fassen, ehe sie auf den Gehweg stürzte. Die Alte, deren Kopf nun an seiner Brust ruhte, schien federleicht. Ratlos sah er sich um. Bis zum Krankenhaus mochten es gut einhundert Meter sein, keine zehn Schritte entfernt aber stand eine Parkbank. Xaver hob den leblosen Körper an und versuchte, die Frau dorthin zu schleifen, doch auf halbem Weg erwachte das Bündel in seinen Armen zu neuem Leben, die Alte begann zu protestieren und machte Anstalten, sich seinem Griff zu entwinden. Also ließ er sie los, und sie wankte auf die Parkbank zu, als wäre sie betrunken. Xaver setzte sich neben sie. Er deutete auf das Krankenhaus.
    »Sie sollten da hineingehen!«, empfahl er ihr auf Spanisch und sprach so langsam und deutlich, als müsste er einem Kind etwas erklären. Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Nicht einmal Gott kann mir noch helfen!« Sie blickte auf ihre altersfleckigen, wie zum Gebet gefalteten Hände.
    Xaver starrte die Frau von der Seite an. Betrunken kam sie ihm nun doch nicht vor, dafür aber etwas verwirrt.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte er sie. Die Frau biss sich in ihre farblosen Lippen, als schien sie einen inneren Kampf auszutragen. Dann zog sie eine schwarze Bibel aus ihrer Tasche und umklammerte diese so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Nach einem stummen Gebet packte sie die Bibel wieder in die Tasche.
    »Wenn du zum Hotel fährst«, sagte sie schließlich, »dann sprich mit meiner Tochter Joana. Sie arbeitet dort am Empfang. Sag ihr …«
    Das Ende des Satzes wurde vom Motorengeräusch eines vorbeifahrenden Polizeiwagens verschluckt, und die Frau begann zu schluchzen. Unbeholfen legte Xaver ihr den Arm um die knochigen Schultern. Der Polizeiwagen hatte mittlerweile angehalten, jetzt setzte er zurück und kam direkt vor der Bank zu stehen. Zwei Beamte sprangen heraus.
    Einer der Beamten sprach die weinende Frau mit dem Namen Inmaculada an, während sich der andere vor Xaver aufbaute und seinen Ausweis verlangte.
    Zorn wallte in Xaver auf. Was dachte dieser Polizist eigentlich von ihm? Er hatte der Frau schließlich nur helfen, aber ihr nicht die Handtasche klauen wollen. Wortlos erhob er sich, ging zum Auto und fischte seinen Pass aus der Reisetasche, wobei ihm der Uniformierte folgte, als müsse er befürchten, Xaver werde flüchten. Als er dem Beamten gerade seinen Pass reichte, schrie dessen Kollege ihm etwas zu und das Interesse an Xavers Personalien war verflogen. Er könne weiterfahren, meinte der Polizist und wandte sich ab, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Xaver sah zu der Frau hinüber, aber die schien durch ihn hindurchzustarren. Er gab sich einen Ruck, ging zu ihr und fragte sie höflich, was er ihrer Tochter Joana im Hotel denn nun ausrichten solle, obwohl er mittlerweile daran zweifelte, dass dort tatsächlich eine Joana arbeitete.
    Inmaculada sah ihn an, als könne sie sich nicht mehr an das

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