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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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starrte sie mit offenem Mund in den blauen Dunst.
    »Wenn ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen kann«, sagte Riley, »sagen Sie mir Bescheid.«
    Er schickte sich an zu gehen, blieb aber vor der Fensterscheibe stehen. Verwirrt und nachdenklich huschte sein Blick zur Tür, als seien die Schreie der Möwen vom Meer herübergeweht und riefen ihn in ein anderes Leben voller Liegestühle und Eiscreme. Riley wandte sich wieder seinem Spiegelbild zu.
    Es war eine grässliche Szene, denn Anselm wusste, dass Riley ihre Gegenwart – zumindest die von George – gespürt hatte und nun durch sein eigenes Spiegelbild das anstarrte, was er dahinter vermutete. In Wahrheit schaute er jedoch direkt diese gespenstische Frau mit ihrem gelb-schwarz gepunkteten Hut an.
    »Als Sie kamen, Inspector«, sagte Riley leise, »dachte ich, es ginge um John Bradshaw.« Sein Gesicht hatte etwas von einer aufgequollenen, angelaufenen Maske.
    »Ich beende die Vernehmung«, sagte Inspector Cartwright. Sie rasselte Datum, Zeit und die Namen der Anwesenden herunter und schaltete das Tonbandgerät aus. Dann trat sie hinter Riley und zischte über seine Schulter: »Sie haben Blut an den Händen.«
    Beide starrten in Richtung der armen Frau, die einen Zettel zerknüllte.
    Ganz deutlich antwortete Riley: »Ja, ich weiß.«
    Inspector Cartwright kniff ungläubig über das, was sie gehört hatte, die Augen zusammen; George, der es durchaus glaubte, trat ans Fenster und legte beide Hände an die Scheibe. Die Frau stellte sich neben ihn, und sie beobachteten zusammen, was sich nun abspielte.
    Inspector Cartwright schaltete das Tonbandgerät wieder ein, machte die nötigen Angaben und sagte dann: »Ich möchte das Gespräch, das gerade stattgefunden hat, bestätigen. Haben Sie Blut an den Händen?«
    Riley ging mit schlenkernden Armen im Raum herum.
    »Ja, aber nicht viel.«
    »Spielt die Menge eine Rolle?«
    »Nein. Aber es war trotzdem harmlos.«
    Mr. Wyecliffe klopfte mit den Handflächen auf den Tisch, als wolle er einen Familienstreit schlichten. »Schalten Sie bitte das Band ab. Ich möchte einiges mit meinem Mandanten besprechen.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Riley und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Jetzt ist es zu spät.«
    Anselm hatte so etwas schon öfter erlebt: Es gehörte zur Psychologie des Erwischt-werden-Wollens. Das Gewissen war eine Naturgewalt: Ein winziger Anstoß vermochte einen Ausbruch der Wahrheit auszulösen, der ein ganzes Leben voller Täuschung zunichte machen konnte. Rileys Veränderung war schockierend, eben war er noch herumstolziert, jetzt saß er eingeschüchtert da.
    Inspector Cartwright sagte: »Wie haben Sie ihn umgebracht?«
    »Ich wusste, dass er nicht schwimmen konnte.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    Riley stützte sich auf seine Knie und senkte den Kopf, bis die Nackenwirbel zu sehen waren. »Mitten in der Nacht habe ich ihn mit einem Apfel in eine Plastiktüte gesteckt.«
    »Jetzt ist nicht der richtige Moment für Witze.«
    Riley schüttelte den Kopf. »Dann habe ich ihn in den Limehouse Cut geworfen.«
    »Wen?«
    »Arnold.«
    »Arnold?«
    »Nancys Hamster.«
    Cartwright schaltete das Tonbandgerät ohne die üblichen Formalitäten ab. »Sie sind ein Schwein«, sagte sie.
    Riley schaute auf und sagte: »Inspector, das ist das erste Richtige, was Sie heute sagen.«
    Die Hände der Frau hörten auf, das Papier zu kneten.
    George sagte: »Es tut mir leid, Nancy.«
    Sie nickte und verließ wortlos den Raum.
    Hinter Anselm schwang die Tür auf, Inspector Cartwright kam herein und sagte: »Ich bin sicher, dass er Unrecht hat, George, aber ich muss das überprüfen, in Ordnung?«
    »Sicher.« Er hüstelte wie ein Patient, der den Ärzten nicht glaubt.
    »Könnten Sie irgendwo warten?«, fragte sie Anselm. Sie war müde, wütend und durcheinander. »Es könnte den ganzen Tag dauern.«
    Nach einem Anruf bei Debbie Lynwood verabredeten sie, sich abends in der Vault-Tagesstätte zu treffen. Anselm nahm Georges Arm. Er hatte das Gefühl, einen erheblich gealterten Mann zu führen, der nicht mehr sehen konnte.

12
    RILEY STIESS DIE Schwingtür auf und ließ Wyecliffe hinterherflattern. Am Ende des Korridors trat er eine weitere Tür auf, stolzierte am Schalter des Pförtners vorbei und rempelte Leute und Sachen an, um auf den Bürgersteig zu kommen. Auf der Straße bemerkte er Nancy.
    »Was machst du denn hier?« Sein Kiefer fing an zu malmen.
    »Ein Polizist hat mir Bescheid gesagt, dass man dich verhaftet hat.«
    »Warst

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