Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
Vom Netzwerk:
du drinnen?«
    »Ich bin gerade erst gekommen. Was ist passiert?«
    Er seufzte erleichtert. »Sie waren mal wieder hinter mir her. Wegen nichts.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie haben es nie aufgegeben, seit dem Prozess nicht. Komm.« Er zog Nancy am Arm die Straße entlang und bog um eine Ecke, irgendeine Ecke. Er wusste nicht, wohin er ging.
    Er wirbelte zu ihr herum. »Die Cartwright hat sich meine Geschäfte angeguckt, aber ich habe nichts Schlimmes gemacht.«
    »Was hat sie denn gesagt, was du machst?«
    »Dasselbe wie beim letzten Mal.« Riley sprach die Worte nicht aus, die ihr wehtun würden.
    »O Gott.« Nancy setzte sich auf eine kleine Mauer. Den Eisenzaun hatte man im Krieg abgesägt, nur schwarze Stangenreste waren im Stein übrig geblieben.
    »Aber es ist nichts, Nancy. Gar nichts.« Riley zupfte an seinem Jackett und seinem Hemd. Schweiß juckte ihn am Bauch. Unter der feuchten Haut war er zerrissen von Angst und Wut. Sie hatten Nancy für nichts und wieder nichts durch die Mangel gedreht. Das alles sollte eigentlich der Vergangenheit angehören. Er würde sich außer Reichweite bringen.
    »Hör zu, wir gehen nach Brighton, klar?«
    Nancy zog ihren Hut ab und brachte dabei ihr Haar durcheinander. Sie wirkte matt. »Es ist zu spät, viel zu spät.«
    Riley schaute sie an, wie er damals in das Wasser von Four Lodges geschaut hatte. Wenn man sich ganz ruhig verhielt, konnte man die Flussbarsche in dem schwarzgrünen Wasser herumschwimmen sehen. Sie sahen aus wie ausgefranste Stücke Alufolie. In Nancys Gesicht schien sich etwas zu regen.
    »Ich wollte wirklich gern nach Brighton.« Sie starrte auf die Gehwegplatten, das Unkraut in den Fugen und die Zigarettenkippen. »Das Meeresrauschen hätte mir wirklich gefallen. Ein Spaziergang am Strand. Und vielleicht eine Zuckerstange. Das war ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?«
    »Nein«, drängte Riley und nahm ihre Hände, »es ist nicht zu viel verlangt. Wir können es immer noch machen.«
    »Wirklich?«
    »Wir verkaufen, wir ziehen um. Wir lassen alles hinter uns.«
    Normalerweise starrte Nancy niemanden an. Sie hatte sich immer bescheiden und ein bisschen ängstlich im Hintergrund gehalten. Bei Lawtons hatte sie sogar schüchtern den Kopf über das Papier gebeugt, wenn er an die Tür geklopft hatte. Jetzt schaute sie ihn mit großen, müden Augen an, in denen etwas rötlich glimmte und herauswollte.
    »Nancy, fahr nach Hause, ich treffe mich mit Presser.«
     
    Riley keuchte beim Laufen. Er wusste, dass Elizabeth herausgefunden hatte, was er trieb, als sie im Mile End Park auftauchte. Sie nahm einen Satz Löffel in die Hand und spulte dasselbe herunter wie Cartwright.
    »Aber du hast mir doch beigebracht, wie man es macht.« Er verhöhnte sie.
    Sie runzelte die Stirn – ein bisschen wie Nancy eben –, als er sie an das Gespräch in ihrer Kanzlei erinnerte. »Die Löffel kannst du behalten«, sagte er. Sie sackte in sich zusammen, als hätte er ihr Herz zerquetscht.
    Er lief noch schneller. Das ganze Herumlavieren, die Gier, etwas zurückzugewinnen – wie er sie bei Nancy ausgekostet hatte –, gehörte zu einem Sog von Betrügereien. Er wollte einfach nichts mehr damit zu tun haben. Das lag hinter ihm, mit jedem Schritt ein Stück mehr. »Ich gehe nach Brighton«, schrie er und stieß mit ein paar alten Käuzen an einem Zeitungskiosk zusammen. Er schwang die Arme: Sie waren ihm im Weg. Die ganze Welt war ihm im Weg. Er prallte gegen eine Mülltonne, wirbelte herum und dachte, Nancy hätte ziemlich nachgelassen: Sie war nicht an ihrem üblichen Platz, und das machte ihm Angst.

13
    SEEBARBE GAB ES nicht mehr, stattdessen empfahl der Fischhändler von Smithfield Market Schleie, einen Süßwasserfisch, der sich als äußerst widerlich entpuppte, nachdem sie ihn in St. John’s Wood vorschriftsmäßig zubereitet hatten. Aber da sie schon anderthalb Flaschen Mâcon Lugny getrunken hatten, machte es ihnen nichts aus. Charles lachte gerade wie ein Schuljunge, weil er ein halbes Glas Wein über seine Krawatte verschüttet hatte, als Nick unvermittelt fragte: »Hat Mum je den Pieman erwähnt?«
    Es war als Einleitung für das gedacht, was Nick ihm mitteilen wollte. Er suchte nach einem kleinen gemeinsamen Territorium, auf dem er aufbauen konnte.
    Charles lachte weiter und tupfte sich die Brust mit einer Serviette ab. Er legte Messer und Gabel fein säuberlich nebeneinander und antwortete: »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du diesen Namen in diesem Haus nie

Weitere Kostenlose Bücher