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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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denn in Wirklichkeit passiert Folgendes: Sie kaufen irgendeine Information.« Bruder Cyril schaute von einem zum anderen. »Der Mumpitz mit den Quittungen kommt erst hinterher. Das passiert nur auf dem Papier. Der Aschenbecher wird nicht mal bewegt. Aber die Quittungen zeigen, dass etwas anderes verkauft wurde. Sie belegen, dass Riley fünfzehn Pfund kassiert hat.«
    »Aber wieso glaubst du, dass er Informationen verkauft?«, fragte Pater Anselm.
    »Weil Leute ihm sonst Geld für nichts geben müssten«, fuhr Bruder Cyril ihn an.
    Nick wunderte sich, dass die Laune ihres Mitbruders den anderen Mönchen offenbar nichts ausmachte.
    »Und wozu dieser Aufwand?«, fragte der Prior. Seine Augenbrauen hatten etwas von abgeknabberten Zahnbürsten, und seine Brille saß schief, weil ein Bügel nicht mit einer Schraube, sondern mit einer Büroklammer befestigt war. Der Prior hatte Nick überraschend herzlich begrüßt.
    »Es gibt nur eine Erklärung«, sagte Bruder Cyril mit erhobenem Wurstfinger. »Bei einer Überprüfung könnte er jeden Vorgang nachvollziehen, wie ich es gerade gemacht habe. Er kann jeden Penny belegen, den er eingenommen hat. Es gibt kein Schwarzgeld. Er kann also nachweisen, dass er unterm Strich für alles Steuern bezahlt hat. Tatsächlich verstößt er gegen alle möglichen Buchführungsvorschriften, weil es sich um ein völlig getrenntes Geschäft handelt – und wenn er es richtig angestellt hätte, würde er überhaupt keine Steuern zahlen. Und das bringt mich auf den Kern dieses völlig verrückten Systems.« Er legte den Arm flach auf den Tisch und spreizte die Finger. »Einerseits muss er das, was er macht, für legal halten, denn er hätte seine Informationen auch bei einem Glas Bier verkaufen können. Stattdessen erledigt er diesen ganzen Papierkram, um zu demonstrieren, was er macht. Andererseits« – er zuckte mit der Schulter des fehlenden Arms – »will er offensichtlich etwas verbergen. Und das deutet auf illegale Machenschaften hin.«
    »Aber vor wem will er es verbergen?«, fragte Inspector Cartwright.
    »Vor Nancy«, sagte eine heisere Stimme.
    Alle Blicke wandten sich Mr. Bradshaw zu. Während Bruder Cyrils Ausführungen hatte er sich eine Schläfe massiert und dabei mit wachsender Überzeugung genickt. Nick konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, einen Gentleman vor sich zu haben, der den Vorsitz über die Auswahlkommission für die englische Nationalelf führte.
    »Elizabeth glaubte, er wollte es vor Nancy verbergen«, sagte er, während beide Hände an die Revers seines Blazers wanderten. »Und vor sich selbst.«
    Nick hörte Pater Anselm leise flüstern: »Vor sich selbst?«
    »George«, fragte Inspector Cartwright, »geht es bei diesem System um Informationen?«
    »Ja … beim Zuhören ist mir wieder etwas eingefallen, was Elizabeth mir gesagt hat.« Er zupfte an einem der zu kurzen Ärmel, als ob er ihn länger machen wollte. Sein Mund sackte herunter und ein dunkler Schatten legte sich um seine Augen.
    »Sie sagte, dass Riley wieder dahin zurückgekehrt wäre, wo er angefangen hätte, dass er gegen Geld … Bekanntschaften vermittelte.«
    Eine Wolke ließ die lang gezogenen Lichter verblassen und das Steingewölbe schrumpfen. Niemand sprach. Fast alle bis auf Bruder Cyril stützten sich mit verschränkten Armen auf den Tisch.
    »Und das nennt man, von unsittlichen Einnahmen leben«, erklärte Inspector Cartwright. »Egal, wie ausgeklügelt das System auch sein mag und welche Motive dahinterstecken, es ist illegal.« Sie dankte Bruder Cyril und Mr. Bradshaw und sagte: »Ich weide Riley morgen früh festnehmen. Er wird sich von Wyecliffe vertreten lassen wollen. Wenn alles läuft wie geplant, fängt die Vernehmung um zwei Uhr an.« Sie schaute George an. »Ich muss bestimmt angeben, woher ich diese Unterlagen habe, also wird Riley erfahren, dass Sie ihn zur Strecke gebracht haben. Es gibt einen Beobachtungsraum mit einem verspiegelten Fenster, da können Sie ungesehen zuschauen, wenn Sie wollen – das gilt übrigens für Sie alle.«
    Pater Anselm hüstelte demonstrativ. »Cyril, du hast gesagt, wenn er es richtig angestellt hätte, müsste er gar keine Steuern zahlen … Wie hoch ist der Umsatz? Über welche Summen reden wir hier?«
    »Peanuts.«
    »Ich überlege, mit welchem Urteil zu rechnen ist, falls die Sache vor Gericht geht«, erklärte Pater Anselm, an die Inspektorin gewandt. Zögernd fügte er hinzu: »Ein Richter könnte finden, dass dieses Vergehen nicht gerade

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