Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
Vom Netzwerk:
da.«
    »Um wie viel Uhr ist er zurückgekommen?«
    »Ich hab schon geschlafen.« Das stimmte nicht. Aber das Wachliegen war ihr Geheimnis.
    »Um wie viel Uhr sind Sie ins Bett gegangen?«
    »So gegen elf.«
    »Der Markt dürfte so gegen sechs oder sieben zu Ende gewesen sein?«
    »Ja, aber er hatte eine Panne mit dem Transporter.«
    »Wo?«
    »Woher soll ich das wissen.« Diese Polizisten und ihre blöden Fragen.
    Babycham sagte: »Ein Junge ist durch ein paar Planken gebrochen. Harold hatte ein Schild, einen Zaun und Poller aufgestellt, aber das war alles weg. In den Fluss geschmissen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Er hatte am Freitag um sieben Uhr noch nachgesehen, aber am Samstagabend war alles weg.«
    Nancy sagte nichts. Babycham trat einen Schritt näher. Der Pelz kitzelte Nancy am Handgelenk.
    »Und da ist der Junge ertrunken, am Samstag. Sie haben gesagt, er hätte das Gelände unbefugt betreten.«
    »Und Mr. Lawton hat man bestraft?«
    »Weil Löcher im Zaun waren und die Poller fehlten.« Sie wiederholte noch mal: »Sie haben gesagt, er hätte das Gelände unbefugt betreten.«
    »Dann wird’s wohl auch so gewesen sein.«
    »Na, das glaube ich nicht. Und Harold auch nicht.«
    Ein langsamer Schwertransporter hielt den Verkehr auf. Er kroch mit einer riesigen Hütte auf dem Hänger vorbei, die wie ein rot-weiß gestrichenes Puppenhaus aus dem Märchen aussah. Sie hatte zwei Fenster und eine Tür in der Mitte. Da zieht wohl jemand um, witzelte Nancy im Stillen mit brennenden Augen. Der Gedanke versetzte ihr schmerzliche Stiche, als hätte sie in ein Wespennest getreten und die Wespen schwärmten nun wütend und bösartig um sie herum.
    Jennifer hatte gefragt: »Wo ist der Transporter repariert worden?«
    »Am Straßenrand.«
    »Von wem?«
    »Das macht er selbst … er hat immer alles hinten im Wagen, was er braucht.«
    »Wieso?«
    »Na ja, er ist in letzter Zeit öfter mal liegen geblieben.«
    »Seit wann?«
    »Seit einem halben Jahr.«
    »Und er repariert ihn immer selbst?«
    »Ja.«
    »Am Straßenrand?«
    »Ja.«
    »Haben Sie es mit eigenen Augen gesehen?«
    »Einmal.« Das kam so ungestüm heraus, als hätte sie eine dicke Schmeißfliege totgeschlagen.
    »Wann?«
    »Zu Hause. Das ist etwa drei Monate her.«
    Jennifer machte einen Schrank auf und schaute sich die Scharniere an. »Erzählt er Ihnen immer, wenn er eine Panne hatte?«
    »Wenn er es mir nicht erzählt, kann ich ja wohl nichts davon wissen, oder?« Diese Polizisten. Kein Wunder, dass sie nie einen erwischten. »Wir sind Mann und Frau. Darum reden wir eben miteinander.«
    »Sicher, Nancy … Aber es gibt Leute, die sagen Sachen … und Ihr Mann hilft sich selbst ja nicht, das wissen Sie ja auch. Darum bin ich zu Ihnen gekommen.«
    »Was sagen die Leute?«
    Babycham sagte: »Wir glauben, dass es Absicht war.«
    Das Puppenhaus war verschwunden, ohne dass Nancy es bemerkt hatte. Sie schlang die Arme umeinander und fasste sich an die Ellbogen. »Absicht? Du meinst, der Junge ist reingesprungen?«
    »Nein. Ich meine, jemand hat ihn reingestoßen. Oder ihn fallen lassen. Ihn da rausgelockt. Wo es nicht sicher war.«
    »Warum sollte das jemand machen?«
    »Das frage ich mich auch.«
    »Wer würde so was denn tun?«
    »Das kann man nie wissen, oder?«
    Es war eine echte Frage. Nancy trat einen Schritt zurück, weg von den kitzelnden Härchen. »Dann hätte Mr. Lawton den Zaun reparieren sollen.«
    Babycham grub das Taschentuch aus und drückte es auf ihre Mundwinkel. Eine empfindsame Schulhofkameradschaft ließ ihre Stimme plötzlich klingen wie damals, als sie Carmel Pilchard gesagt hatte, sie solle ihnen den Buckel runterrutschen, sie dürfe nicht mitspielen: »Du hast dich gar nicht verändert.«
    »Du auch nicht.« Für einen kurzen, furchtbaren Moment steckten sie beide wieder mit nackten Beinen und aufgeschlagenen Knien in Kniestrümpfen. Pilchards Mama hatte nur ein Auge, und ihr Dad saß im Knast. »Geschieht ihm ganz recht«, hatte Babycham gesagt. Das hatte Nancy ein bisschen zu hart gefunden.
    »Ich geh mal besser«, sagte Babycham mit einem Blick auf ihre Uhr – sie war klein und golden und am Uhrenband baumelten ein Pferd, ein Schwein und ein Penny. »Ich würde ja noch bleiben, aber ich muss mein Flugzeug kriegen. Winterurlaub.«
    »Wie schön.«
    »Wer hätte gedacht, dass es mal einen Flugplatz zwischen King George und Royal Albert Docks geben würde. Die Gegend war doch völlig tot.«
    Mit schrecklichem Verlangen sehnte Nancy sich zurück

Weitere Kostenlose Bücher