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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Brodrick
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nach jenen Tagen dichter Morgennebel … als sie im Hafen gearbeitet hatten und sie die Eisentreppe in das Büro mit Blick auf den Fluss hochgestapft war. An manchen Tagen hatte man bis mittags nichts sehen können. Wenn die Sonne sich durch diese Waschküche gebrannt hatte, waren hier und da Wellen wie Silberketten aufgetaucht. Am liebsten hätte sie die Zeit noch weiter zurückgedreht bis in die Schulzeit, als sie auf dem Schulhof neben den Toiletten ihre Meinung über Carmel geändert hatten. Ihre Mutter hatte ihnen leid getan. Das Ausgeschlossensein war damals nicht so schlimm, auch wenn es sich schlimm angefühlt hatte. Sie sagte: »Und wer hätte gedacht, dass du Mr. Lawton mal das Abendessen kochen würdest.«
    Babycham drückte einen Knopf an ihrem Autoschlüssel, und ein hübscher Wagen blinkte auf. Es war die reinste Magie.
    Nancy sagte: »Na dann, wir sehen uns sicher mal.«
    »Nein, bestimmt nicht.« Sie gab sich nicht mit Abgelegtem ab, nicht Babycham. Und sie sagte immer, was sie dachte.
    »Dann tschüs.«
    »Ja, tschüs.«
    Als der Bus die Endstation erreichte, stieg Nancy um in eine andere Linie und lehnte den Kopf an die Fensterscheibe. Es war sinnlos, aber sie suchte weiter nach Mr. Johnson, während sie immer wieder an Arnold denken musste. Ihr Atem ließ die Scheibe beschlagen. Sie rieb sie mit dem Ärmel ihres Mantels frei … und wie aus dem Nichts erinnerte sie sich plötzlich, dass sie ihren Mann um zwei Uhr morgens am Ende ihrer Straße gesehen hatte. Nancy hatte ihn an seinem Gang und den schlenkernden Armen erkannt.

9
    ALS NICK DURCH das tiefste Suffolk fuhr, grübelte er weiter über die große Gestalt am Fenster des Schmetterlingszimmers. Charles hatte Nick nachgeschaut, als er wieder einmal in dem Beetle zu einer einsamen Spritztour aufbrach.
    Es lag eine gewisse Ironie des Schicksals darin, dass sich zwischen ihnen eine große Kluft aufgetan hatte, seit Nick aus Australien zurückgekommen war. Nick hatte kurze Exkursionen unternommen: von Larkwood zu Mr. Wyecliffe, zu Dr. Okoye, zu Mrs. Dixon und nun, um den Kreis zu schließen, wieder nach Larkwood. Und er hatte seinem Vater nichts von alledem gesagt, da er gemerkt hatte, dass der alte Knabe nicht die leiseste Ahnung hatte, was seine Frau getrieben hatte. Als Nick durch das Klostertor fuhr, beschloss er, etwas Seebarbe und weißen Burgunder zu besorgen. Er wollte das Essen kochen, das sein Vater an dem Tag geplant hatte, als Elizabeth starb. Und wenn sie miteinander warm geworden und leicht beschwipst waren, würde er ihm erzählen, was alles passiert war, während sie beide weit entfernt auf verschiedenen Kontinenten waren.
     
    Nick konnte den Blick nicht von dem Komplizen seiner Mutter wenden: ein ernster Mann in einem Schulblazer, der ihm viel zu klein war. Die weißen Manschetten eines reichlich weiten Hemdes ragten aus den Ärmeln vor. Eine blau-gelb gestreifte Krawatte ließ die Mitgliedschaft in einem exklusiven Cricket-Club vermuten. Seine Augen wirkten wie dunkle Ringe in hellen Untertassen.
    Abgesehen von Nick und Mr. Bradshaw saßen noch Inspector Cartwright und drei Mönche am Tisch: der Prior von Larkwood, Pater Anselm und Bruder Cyril – ein Mann, dessen hochgesteckter Ärmel an Admiral Nelson erinnert hätte, wäre er nicht so stämmig gebaut gewesen. Außer seinem Arm hatte er offenbar auch seinen Nacken verloren. Sie saßen in einem kühlen Raum mit dicken, weißen Mauern. Durch die Rundbogenfenster malte die Sonne gelbe Fahnen auf die alten Steinplatten.
    »Es ist alles ganz einfach«, erklärte Bruder Cyril, als ob er sich beschweren wollte. »Im Kern läuft es auf ein System hinaus, Informationen zu verkaufen, aber es versteckt sich hinter einem legalen Geschäft. Ich bin misstrauisch geworden, weil aus den Rechnungsnummern, Daten und aufgeführten Artikeln, wenn man sie sich genau ansieht, hervorgeht, dass Mr. Riley manchmal einen Gegenstand verkauft und gleich wieder ankauft. Ein Beispiel: Nehmen wir diesen Aschenbecher und stellen ihn uns an Mr. Rileys Stand vor. Er ist mit fünfzehn Pfund ausgezeichnet. Aber er verkauft ihn für dreißig Pfund. Dann kauft er ihn für fünfzehn Pfund wieder zurück. Das ist eine verrückte Art, zu verbuchen, dass er 15 Pfund eingenommen und der Aschenbecher seinen Stand nicht verlassen hat.«
    »Das passt aber nicht zu dem, was wir gehört haben«, sagte Inspector Cartwright. »Soviel wir wissen, kommen Leute, geben ihm Geld und gehen wieder.«
    »Sicher tun sie das,

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