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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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einhämmerte, das Gesicht konzentriert, die blauen Augen strahlend und …
    »Reiß dich zusammen«, ermahnte sie sich laut und wandte sich vom Monitor ab. Was sie da tat, war kontraproduktiver Schwachsinn. Und warum? Weil sie sich allein in einem fremden Land befand und einen verdammt einsamen Job hatte. Offenbar trieben die Hormone ihre Spielchen mit ihr; das war ziemlich offensichtlich.
    Als sie sich wieder dem Monitor zuwandte, waren Ledgers Augen immer noch so blau wie zuvor.
    Sie drückte auf einen Knopf. Jetzt konnte sie sehen, was Ledger auf seinem Monitor sah. Grace zwang sich dazu, die Informationen über Prionen zu lesen, die er studierte. Die trockene Materie stellte eine willkommene Abwechslung dar. Sie spürte, wie die Gefühle in ihr wieder erstickten. Langsam nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrer Cola und stellte die Dose dann auf den Schreibtisch. Nein, sie würde nicht ihre Zustimmung geben. Ledger sollte nicht dem DMS beitreten. Auf keinen Fall.

9
    Mr. Church / Maryland Montag, 27. Juni / 08:51 Uhr
     
    Mr. Church lehnte sich in seinen schwarzen Ledersessel zurück. Er hatte eine Flasche Wasser in der Hand, von der er ab und zu einen Schluck nahm. Die Wand vor ihm war von oben bis unten mit Monitoren bedeckt. Auf einem Bildschirm war Rudy Sanchez zu sehen, wie er sich etwas in seinem Büro notierte, während ein Polizist in Tränen ausbrach. Er erzählte von seiner langen Liebesaffäre mit einer Sekretärin im Revier; jetzt war ihnen seine Frau auf die Spur gekommen. Church achtete nicht auf den Polizisten, studierte aber Sanchez dafür umso genauer. Ohne den Blick abzuwenden, nahm er sich eine Vanillewaffel und knabberte genüsslich daran.
    Ein anderer Monitor zeigte Joe Ledger über seinen Rechner gebeugt. Ein Laufstreifen am unteren Rand des Bildschirms zeigte, was er gerade tippte.
    Was Church am meisten interessierte, passierte allerdings auf einem Bildschirm in der oberen linken Ecke der Wand. Grace Courtland mit einer Dose Cola Light in der Hand, die Augen fasziniert auf Joe Ledger gerichtet. Die Kamera, die er in ihrem Büro hatte installieren lassen, würde nicht einmal sie finden. Schließlich war das Gerät mindestens zwei Generationen jünger als alles, was ihr zur Verfügung stand, und das war bereits das Neueste vom Neuesten. Church hatte einflussreiche Freunde.
    Er studierte ihre Mimik, die Form ihres Mundes, ihre Lippen und die Bewegung ihrer Augen, wie sie Joe Ledger beobachteten. Genüsslich kaute er auf seiner Waffel herum. Selbst wenn jemand da gewesen wäre, hätte ihm Churchs Miene keinen einzigen seiner Gedanken verraten.

20
    Baltimore, Maryland Montag, 29. Juni / 09:17 Uhr
     
    Ich musste es anders angehen. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich, meinen alten Kumpel Jerry Spencer von der DCPD anzurufen. Außerdem wollte ich wissen, ob er sich nach der Razzia im Lagerhaus wieder erholt hatte. Der Mann konnte auf dreißig Jahre Erfahrung zurückblicken und zählte zu den besten Forensikern, die mir je untergekommen waren. Wenn jemand etwas über das DMS wusste, dann Jerry.
    Nach dem fünften Klingeln hob er ab.
    »Jerry, hier Joe! Alles senkrecht bei dir? Wie geht es deiner Brust?«
    »Joe«, sagte er mit vollkommen neutralem Tonfall.
    »Wie geht es dir? Hast du immer noch ein Attest oder bist du wieder …«
    Er unterbrach mich jäh. »Was willst du, Joe?«
    Seine Stimme klang sachlich. Ich entschied mich, nicht länger um den heißen Brei herumzureden. »Jerry, hast du schon einmal von einer staatlichen Agentur namens DMS gehört?«
    Schweigen. Ein langes Schweigen, ehe er endlich wieder den Mund aufmachte. »Nein, habe ich nicht, Joe … Und du auch nicht.«
    Er legte auf, ehe ich meine Kinnlade wieder hochgeklappt hatte.
    »Oha«, murmelte ich. Die nächsten zehn Minuten verbrachte ich damit, das Telefon anzustarren. Er war also bereits informiert. So viel war klar. Ich wollte nicht wissen, wie sie es geschafft hatten, einen Mann wie Jerry so weit zu bringen, mich abblitzen zu lassen. Das hatte bestimmt einiger Einschüchterung bedurft.
    Cobbler sprang auf meinen Schoß. Ich streichelte sein weiches Fell und ließ mir das soeben Geschehene noch einmal durch den Kopf gehen.

    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es vermieden, eine direkte Suche nach dem Akronym DMS, geschweige denn »Department of Military Sciences«, zu starten. Wer konnte wissen, welchen Alarm so etwas auslösen würde! Die Regierung benutzte diverse Software, um Internetsuchen oder E-Mails nach

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