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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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die Tür hinter sich. Ich hörte, wie das schwere Schloss zuklickte.

25
    Gault / Ishtar Hotel, Bagdad Fünf Tage zuvor
     
    Gault war unterwegs. Auf Umwegen hatte er sich aus Amirahs Bunker in der afghanischen Provinz Helmand über die Grenze in den Iran geschmuggelt, wo er innerhalb von vierzehn Stunden dreimal seine Identität gewechselt hatte, ehe er einen sicheren Ort aufsuchte – ein Haus, das einem seiner Kunden gehörte. Dort aß er, tätigte einige Telefonate und wechselte erneut die Identität – diesmal zurück in Sebastian Gault. Gault hatte im Iran nichts zu fürchten. Im Gegenteil – in den meisten Ländern war er als Vorstehender einer der Top-Lieferanten für Arzneimittel für humanitäre Zwecke höchst willkommen. Er reiste mit drei warmherzigen und ebenso ahnungslosen Mitgliedern der World Health Organisation zu entlegenen Dörfern im Westen Irans, wo angeblich Tuberkulose ausgebrochen war. Gault gab Interviews für eine Schweizer Nachrichtenagentur. Er drängte ausdrücklich darauf, dass ein schnelles Handeln vonnöten sei, um diesen neuen Tuberkulose-Erregerstamm in Schach zu halten, ehe er der iranischen Regierung ausgiebig für das freie Geleit der WHO-Ärzte dankte. Als er
über die Grenze in den Irak schlüpfte, wurde er von einer britischen Einheit empfangen, die ihn nach Bagdad begleitete.
    Toys wartete bereits in der Empfangshalle des Hotels auf ihn. Sie gaben einander die Hände.
    »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise, Sir«, schnarrte Gaults persönlicher Assistent, nahm ihm die Tasche ab und begleitete ihn zum Aufzug. Als sie durch die Empfangshalle gingen, war ihnen beiden bewusst, dass sich alle Augen auf sie richteten. Toys war kein großer Mann, wirkte aber irgendwie trotzdem so. Er war schlank, durchtrainiert und hatte eine aufrechte Haltung. Zudem sah er immer lässig und doch gepflegt aus – ganz gleich, wo und in welcher Situation er sich befand. Gault hatte ihn schon bis zu den Knöcheln in einem Moskito-Sumpf in Kenia gesehen, wo er so ruhig und gesammelt gewirkt hatte, als ob er einer Cocktailparty in Cannes beiwohnen würde.
    Doch jeder, der sie beobachtete, wusste sofort, welcher von ihnen das Sagen hatte. Gault war größer als Toys und besaß eine imposantere Figur, die durch die nach hinten gekämmten Haare und seine durchdringenden dunklen Augen noch unterstrichen wurde. Alles in allem sah er sehr gut aus, wenn auch in einer eher robusten Art und Weise. Toys stand ihm in dieser Hinsicht zwar in nichts nach, machte aber einen weicheren Eindruck. Allein würde er die Hauptattraktion jeder Versammlung darstellen, aber sein Licht wurde sofort schwächer, wenn Gault auftrat. Gault wusste das, und auch Toys war sich dessen bewusst. Beide konnten mit dieser Hierarchie gut leben.
    Im Aufzug unterhielten sie sich ein wenig über unwesentliche Details des Gen2000-Projekts. Kaum hatten sie jedoch die Tür der Suite zugemacht, die sie im Hotel Ishtar gemietet hatten, begann Toys, die Räumlichkeiten nach Wanzen zu durchsuchen. Selbstverständlich stand ihm die hypermodernste Ausstattung zur Verfügung, dennoch fand
er nichts. Trotzdem vermieden sie es, eine weitere Stunde lang interessantere Themen anzusprechen, da Überwachungsteams die lästige Angewohnheit hatten, ihre Gerätschaften erst nach einiger Zeit einzuschalten, um zu vermeiden, dass ihre Apparate gleich zu Beginn ausfindig gemacht wurden. Also wiederholte Toys die Aktion nach einiger Zeit. Clevere Geheimdienste aktivierten ihre Wanzen normalerweise nach circa vierzig Minuten. Vorsichtshalber wartete er eine ganze Stunde. Aber auch bei der zweiten Untersuchung fand sich nichts Auffälliges.
    Also fing Toys mit dem Auspacken an, während sich Gault ein heißes Bad gönnte. Nachdem sie es sich bequem gemacht hatten, starrte Gault, der inzwischen in einem luxuriösen Morgenmantel in einem Armsessel saß, auf einen langsam vor sich hinschmelzenden Eiswürfel in einem Glas mit Gin Tonic. Toys hatte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem schmucken, nachgemachten Stuhl im Stile Ludwig XIV. niedergelassen und rollte bedächtig ein Glas mit Whiskey zwischen den Handflächen hin und her.
    »Sie haben eine SMS erhalten, während Sie in der Badewanne saßen«, meinte Toys. »Sie bestand nur aus einem Wort: ›Klar‹. Etwa von El Muskelmann persönlich?«
    Gault lächelte und nickte. »Seine Gruppe hat heute die komplett überarbeitete neueste Generation von Seif-al-Din getestet. Jetzt weiß ich, dass alles

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