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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Eroberungen in Israel, doch wo Israel lag, wird dort nirgends erwähnt. Im Buch der Könige wird berichtet, dass die Armeen Israels, Judahs und Edoms sieben Tage lang durch eine wasserlose Wüste marschierten. Doch das palästinensische Rift-Valley, das üblicherweise für die erwähnte Wüste gehalten wird, ist nur einen Tagesmarsch lang und außerdem nicht wasserarm.«
    Zunehmend strömten Hermann die Worte über die Lippen, als hätte er die Wahrheit schon viel zu lange zurückgehalten.
    »Vom ersten Tempel Salomons sind keinerlei Überreste erhalten. Obwohl im Buch der Könige steht, dass Salomon große Steine, teure Steine und behauene Steine verwandte, wurde bisher absolut nichts gefunden. Hätten nicht wenigstens ein paar Steinblöcke übrig bleiben müssen?«
    Er kam zum Kern seiner Argumentation.
    »Die Gelehrten haben ihre Interpretationen einfach von vorgefassten Meinungen beeinflussen lassen. Sie wollten in Palästina das Land der alttestamentarischen Juden sehen, und so heiligte der Zweck die Mittel. Die Wahrheit sieht dagegen ganz anders aus. Die Archäologie hat nämlich immerhin bewiesen, dass das alttestamentarische Palästina vor allem von Kleinbauern besiedelt war, die in Dörfern und kleinen Städten lebten und nur Ansätze einer Hochkultur entwickelt hatten. Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass es sich hier um eine ländliche Gesellschaft handelte, die nichts mit den kultivierten und verfeinerten Israeliten der postsalomonischen Ära gemein hatte.«
    »Wie heißt es noch einmal im Psalm?«, fragte ein Mitglied. » Treue sprosst aus der Erde hervor. «
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte jemand anders.
    Diese Frage schien Hermann gerade recht zu kommen. »Trotz der absoluten Weigerung der Saudis, archäologische Grabungen zuzulassen, war Haddad der festen Überzeugung, dass es noch weitere Beweise für seine Theorie gab. Wir versuchen gerade, diese Beweise zu finden. Sollte sich Haddads Theorie so weit erhärten lassen, dass die Gültigkeit der alttestamentarischen Versprechen zweifelhaft wird, dürfte das enorme Konsequenzen haben. Nicht nur Israel, sondern auch Saudi-Arabien würden destabilisiert werden. Dabei hat die korrupte saudische Regierung uns allen das Leben schon schwer genug gemacht. Stellen Sie sich nur vor, wie die Fundamentalisten reagieren würden. Ihre heiligste Stätte soll in Wirklichkeit die Heimat der biblischen Juden sein? Es wäre ähnlich wie mit dem Tempelberg in Jerusalem, auf den alle drei großen Weltreligionen Anspruch erheben. Seit Jahrtausenden haben die Auseinandersetzungen um diesen Ort für Chaos gesorgt. Und in Westarabien könnte bald ein ähnliches Chaos entstehen.«
    Thorvaldsen, der lange genug schweigend dagesessen hatte, stand auf. »Sie können unmöglich davon ausgehen, dass diese Enthüllungen, selbst wenn sie beweisbar wären, derart weitreichende Auswirkungen hätten. Da muss noch etwas anderes das Interesse des Politischen Ausschusses erregt haben. Was ist es?«
    Hermann sah Thorvaldsen mit einer Geringschätzung an, die nur sie beide wahrnahmen. Der Vorstand hatte Malone vernichtend getroffen, als sie Gary Malone entführt hatten. Nun hatte Thorvaldsen zum Schlag gegen Hermann ausgeholt. Natürlich würde der Blaue Stuhl diese Schwachstelle niemals zu erkennen geben. Thorvaldsen hatte seine Trumpfkarte klugerweise hier während der Versammlung ausgespielt, wo Hermann zur Vorsicht gezwungen war. Doch irgendetwas verriet ihm, dass der Österreicher noch einen Trumpf auf der Hand hatte.
    Und das Lächeln, das sich jetzt um die dünnen Lippen des Alten legte, gab Thorvaldsen zu denken.
    »Sie haben ganz recht, Henrik. Es gibt da noch einen anderen Aspekt. Und zwar einen, der auch die Christen in diesen Konflikt mit hineinziehen wird.«

58
Wien
22.50 Uhr

    Alfred Hermann schloss die Tür zu seinen Privaträumen und legte die Robe und Halskette ab, deren Gewicht eine schwere Last für seine müden Glieder war. Zufrieden mit dem Verlauf der Versammlung, breitete er beides auf seinem Bett aus. Nach drei Stunden Sitzung hatten die Mitglieder endlich begonnen, die ganze Angelegenheit zu verstehen. Der Plan des Ordens war grandios und einfallsreich. Nun musste er nur noch dafür sorgen, dass sein Versprechen erfüllt und der Beweis auch gefunden wurde.
    Doch allmählich wurde er unruhig.
    Er hatte schon viel zu lange nichts mehr von Sabre gehört.
    Die Angst presste seinen Magen zusammen. Das Gefühl war ungewohnt. Um Schwung in die Sache zu

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