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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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bringen, hatte er seinen Zeitplan verkürzt. Dies hier konnte immerhin seine letzte bedeutende Aktivität als Blauer Stuhl sein, denn seine Amtszeit näherte sich dem Ende. Dem Orden vom Goldenen Vlies ging es darum, Gelegenheiten zu nutzen und Erfolge zu häufen. Zahlreiche Regierungsumbildungen waren veranlasst und dabei einige Regierungen sogar gestürzt worden, um den Mitgliedern Vorteile zu verschaffen. Der Plan, den Hermann jetzt ausgeheckt hatte, konnte noch einige andere Regierungen in die Knie zwingen, vielleicht sogar die Amerikaner, wenn er seine Karten geschickt ausspielte.
    Er hatte gewusst, dass Thorvaldsen sich als Problem erweisen mochte, weshalb er Sabre angewiesen hatte, detaillierte Informationen über die finanziellen Verhältnisse des Dänen zusammenzustellen. Am Vortag im Schmetterlingshaus , als Sabre diesen Auftrag bereitwillig angenommen hatte, hatte Hermann nicht mit einem solch aggressiven Vorgehen des Dänen gerechnet. Sie kannten sich schon seit Ewigkeiten, und sie hatten schon viel zusammen erlebt, auch wenn sie nicht unbedingt Busenfreunde waren. Trotzdem hatte Thorvaldsen die Vorfälle in Kopenhagen rasch mit ihm und dem Orden in Verbindung gebracht.
    Hermann war davon ausgegangen, dass es keine Spuren gab.
    Doch es gab sie, und das ließ ihn an Sabre zweifeln.
    War Sabre einfach unvorsichtig gewesen, oder war es Absicht gewesen?
    Margaretes Warnungen vor Sabre gingen ihm durch den Kopf. Zu viel Freiheit. Zu viel Vertrauen. Warum hatte Sabre noch nicht angerufen? Das Letzte, was er mit Sicherheit wusste, war, dass Sabre mit einem Umweg über Rothenburg nach London gereist war, um George Haddad aufzusuchen. Hermann hatte mehrmals vergebens versucht, ihn anzurufen, denn er brauchte Sabre. Und zwar hier und jetzt.
    An der Tür ertönte ein leises Klopfen.
    Hermann ging hin und öffnete.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte Thorvaldsen.
    Hermann nickte.
    Thorvaldsen trat ein und zog die Tür hinter sich zu. »Das alles kann doch nicht Ihr Ernst sein, Alfred. Ist Ihnen eigentlich klar, wohin das Ganze führen könnte?«
    »Sie sprechen jetzt als Jude, Henrik. Das ist Ihr Fehler. Sie sind von Gottes angeblichem Versprechen geblendet. Von der vermeintlichen Auserwähltheit Ihres Volkes.«
    »Ich spreche hier einfach als Mensch. Wer kann schon sagen, ob das Alte Testament nun wahr ist oder nicht. Ich habe jedenfalls keine Ahnung. Aber die islamische Welt wird die Unterstellung, dass ihre heiligste Stätte vom Judentum verunreinigt ist, niemals hinnehmen. Es wird zu Gewalt kommen.«
    »Die Saudis«, entgegnete Hermann, »werden Gelegenheit zu einem Tauschgeschäft erhalten, bevor irgendwelche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Sie wissen doch, dass wir es immer so halten. Sollte es zu Gewalt kommen, ist das ihr Fehler und nicht unserer. Unser Ziel ist nur der Profit. Der Politische Ausschuss ist der Meinung, dass wir viele ökonomische Zugeständnisse aushandeln können, die unseren Mitgliedern zugutekommen. Und ich bin derselben Ansicht.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, erklärte Thorvaldsen.
    »Und was wollen Sie tun?«
    »Was immer ich tun muss.«
    »Sie haben nicht das Rückgrat für diesen Kampf, Henrik.«
    »Lassen Sie sich überraschen.«
    Hermann, der dem Dänen mittlerweile so einiges zutraute, beschloss, ihn zu provozieren. »Vielleicht sollten Sie sich mehr Sorgen um Ihre eigene Situation machen. Ich habe Ihre finanziellen Verhältnisse prüfen lassen. Mir war gar nicht bewusst, wie störanfällig das Geschäft mit Glas sein kann. Der Erfolg Ihrer Adelgade Glasværker hängt von einer Reihe äußerst unsicherer Faktoren ab.«
    »Und Sie glauben, diese Faktoren beeinflussen zu können?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihnen Probleme bereiten kann.«
    »Meine Vermögenswerte können es mühelos mit den Ihrigen aufnehmen.«
    Hermann lächelte. »Aber Ihnen liegt an Ihrem Ruf. Für Sie ist es doch bestimmt unvorstellbar, dass eine Ihrer Gesellschaften als Flop dastehen könnte.«
    »Tun Sie sich nur keinen Zwang an, Alfred.«
    Hermann war klar, dass er und der Däne Milliarden besaßen, die ihre Vorfahren erworben hatten und die sie nun treu verwalteten und mehrten. Und beide waren sie keine Dummköpfe.
    »Vergessen Sie nicht«, bemerkte Thorvaldsen, »dass ich Ihre Tochter habe.«
    Hermann zuckte die Schultern. »Und ich habe Sie und den Jungen.«
    »Wirklich? Wollen Sie das Leben Ihrer Tochter aufs Spiel setzen?«
    Hermann, der noch keine Antwort auf diese Frage

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