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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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dann dargelegt, erörtert und entschieden, womit das Vorgehen des Ordens bis zur nächsten Versammlung im Frühjahr festgelegt wurde.
    Also musste er sich gut vorbereiten.
    Die Bibliothek war zwei Stockwerke hoch und mit schimmerndem Walnussholz vertäfelt. Eine Wand wurde fast vollständig von einem schwarzen Marmorkamin mit barocken Skulpturen und einem Gobelin-Wandteppich eingenommen. An den anderen Wänden standen hohe Regale, und ein dramatisches Deckengemälde, das sich zum Himmel hin zu öffnen schien, krönte den Raum.
    Eine Wendeltreppe führte zu einer Galerie, die an den oberen Regalreihen entlanglief. Thorvaldsen hielt sich an dem glatten Eisengeländer fest und stieg langsam die schmalen Stufen hinauf.
    »Was machen wir hier?«, fragte Gary, als sie oben angekommen waren.
    »Ich möchte etwas nachlesen.«
    Thorvaldsen wusste von dem erhöhten Podest in Hermanns Bibliothek, auf dem eine großartige Bibel lag. Hermann war sichtbar stolz darauf, mit dieser Bibel eine der frühesten Druckausgaben überhaupt zu besitzen. Thorvaldsen trat zu dem alten Buch und bewunderte den fein gearbeiteten Einband.
    »Die Bibel war das erste Buch, das gedruckt wurde, als im fünfzehnten Jahrhundert der Buchdruck vervollkommnet war. Gutenberg hat zahlreiche Bibelausgaben gedruckt. Dies hier ist eine davon. Ich habe dir ja schon gesagt, dass du einmal die Bibel lesen solltest.«
    Gary starrte das Buch an, doch Thorvaldsen war klar, dass der Junge seine wahre Bedeutung nicht ermessen konnte. Daher sagte er: »Die Worte der Bibel haben den Lauf der Geschichte verändert. Sie hatten einen bedeutenden Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung vieler Länder und standen bei der Entstehung einiger politischer Systeme Pate. Die Bibel und der Koran sind möglicherweise die beiden wichtigsten Bücher unseres Planeten.«
    »Wie können Worte denn dermaßen wichtig sein?«
    »Es sind nicht einfach nur Worte, Gary. Es geht darum, was wir aus ihnen machen. Nachdem Gutenberg den Buchdruck erfunden hatte, wuchs die Zahl der Bücher sehr rasch. Sie waren nicht billig, aber trotzdem um das Jahr 1500 schon recht verbreitet. Dass mehr Menschen Zugang zu Wissen und Bildung hatten, brachte aber auch mehr sachkundige Diskussionen, eine größere Vielfalt an Meinungen und eine zunehmende Kritik an Autoritäten mit sich. Der Zugang zu Wissen hat die Welt verändert und aus ihr einen vollkommen anderen Ort gemacht.« Thorvaldsen zeigte auf die Bibel. »Und dieses Buch hier hat all das in Gang gesetzt.«
    Vorsichtig schlug er den Buchdeckel auf.
    »Was ist das für eine Sprache?«, fragte Gary.
    »Latein.« Thorvaldsen überflog das Inhaltsverzeichnis.
    »Du kannst das lesen?«
    Thorvaldsen lächelte über Garys ungläubigen Tonfall. »Ich habe es als Kind gelernt.« Er tippte dem Jungen auf die Brust. »Und du solltest es auch lernen.«
    »Aber was könnte ich damit anfangen?«
    »Zunächst einmal könntest du diese Bibel lesen.«
    Er zeigte auf das Inhaltsverzeichnis. »Es gibt neununddreißig Bücher. Die ersten fünf, Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium sind den Juden besonders heilig. Diese Bücher erzählen die Geschichte des alten Volkes Israel von der Erschaffung der Welt über die Sintflut, den Auszug aus Ägypten, der Wanderung durch die Wüste bis zur Übergabe der Gesetzestafeln an Moses auf dem Berg Sinai. Es ist ein richtiges episches Werk.«
    Thorvaldsen wusste, dass diese Schriften den Juden viel bedeuteten. Ebenso wie der nächste Teil der Bibel, die geschichtlichen Bücher – Josua, Richter, Samuel und Könige –, die die Geschichte der Israeliten von der Überquerung des Flusses Jordan, der Eroberung Kanaans, dem Aufstieg und Untergang ihrer Königreiche bis zu ihrer endgültigen Niederlage gegen die Assyrer und Babylonier erzählen.
    »Diese Bücher«, erklärte Thorvaldsen, »zeigen, wie man glaubt, die historische Entwicklung des Volkes Israel Tausende Jahre vor Christus auf. Es handelte sich um ein Volk, dessen Schicksal unmittelbar an Gott und die von ihm gemachten Versprechen gebunden war.«
    »Aber das ist doch alles schon sehr lange her, oder?«
    Thorvaldsen nickte. »Viertausend Jahre. Und doch kämpfen Araber und Juden seitdem gegeneinander um die Frage der Wahrhaftigkeit dieser Geschichten.«
    Langsam blätterte Thorvaldsen die Genesis durch, bis er die Stelle fand, die er hatte nachlesen wollen: »Blick auf und schau von der Stelle, an der du stehst, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen.

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