Patria
Korans erwähnt. Bis auf diesen Tag sind Ibrahim und Ismail beliebte muslimische Vornamen. Und der Koran selbst befiehlt den Muslimen, der Religion Abrahams zu folgen.«
» Er war weder ein Jude noch ein Christ; doch er war vom rechten Glauben und stellte keine anderen Götter neben Gott. «
»Gut, Cotton. Wie ich sehe, hast du dir seit unserem letzten Gespräch den Koran gründlich vorgenommen.«
Malone lächelte.
»Ich habe ihn ein-, zweimal gelesen, und ich fand ihn wirklich faszinierend.«
»Der Koran stellt klar, dass Abraham und Ismail das Fundament des Hauses gelegt haben.«
»Der Kaaba«, korrigierte Pam. »Des größten Heiligtums des Islam.«
Malone war beeindruckt. »Wann hast du dich denn über den Islam kundig gemacht?«
»Gar nicht. Aber ich sehe mir die Beiträge auf dem Geschichts-Sender an.«
Er sah, dass sie grinste.
»Die Kaaba befindet sich in Mekka. Jeder erwachsene Muslim sollte einmal dorthin pilgern. Das Problem ist nur, dass jedes Jahr zur Festzeit so viele Pilger kommen, dass immer wieder Hunderte zu Tode getrampelt werden. Das liest man immer wieder in der Zeitung.«
»Die Araber, und zwar insbesondere die muslimischen Araber, führen ihre Abstammung auf Ismael zurück«, sagte Haddad.
Malone wusste, was er als Nächstes erzählen würde. Dreizehn Jahre nach Ismaels Geburt versprach Gott Abram, dass er Stammvater einer Menge von Völkern sein würde. Als Erstes trug er ihm auf, seinen Namen zu ändern. Künftig sollte er Abraham heißen, und seine Frau Sarai sollte Sara genannt werden. Dann kündigte Gott an, dass Sara einen Sohn zur Welt bringen werde. Weder Sara noch Abraham glaubten Gott, doch ein Jahr darauf wurde Isaak geboren.
»Der Tag dieser Geburt könnte der bedeutendste Tag der Weltgeschichte sein«, sagte Haddad. »Denn danach war alles anders. In der Bibel und dem Koran gibt es viele widersprüchliche Aussagen über Abram oder Abraham. Jedes Buch erzählt eine andere Geschichte. Doch glaubt man der Bibel, versprach der Herr Abraham, dass alles Land ringsum, das Land Kanaan, ihm, Abraham, und seinem Erben Isaak gehören werde.«
Den Rest kannte Malone. Gott erschien auch Isaaks Sohn Jakob und wiederholte das Versprechen mit den Worten, durch Jakob werde ein Volk entstehen, dem das Land Kanaan für immer gehören werde. Jakob forderte er auf, seinen Namen zu ändern und sich fortan Israel zu nennen. Jakobs zwölf Söhne begründeten getrennte Stämme, die aber durch den Bund Gottes mit Abraham zusammengehalten wurden. Jeder der Söhne hatte eine eigene Familie und Nachkommen, die die zwölf Stämme Israels bildeten.
»Abraham ist der Stammvater der drei wichtigsten Religionen der Welt«, erklärte Haddad. »Der Islam, das Judentum und das Christentum gehen auf ihn zurück, doch jede Religion erzählt die Geschichte seines Lebens anders. Der ganze Nahostkonflikt, der schon Tausende von Jahren dauert, dreht sich einfach um die Frage, welche dieser Darstellungen wahr ist und welche Religion den gottgegebenen Anspruch auf das Land hat. Die Araber durch Ismael. Die Juden durch Isaak. Und die Christen durch Christus.«
Malone rief sich die Bibelstelle ins Gedächtnis und zitierte: »Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.«
»Du klingst ziemlich überzeugend«, bemerkte Pam.
»Diese Worte sind auch sehr wichtig«, erklärte Haddad. »Aus Sicht der Juden sind es diese Worte, die ihnen das ausschließliche Anrecht auf Palästina verleihen. Den größten Teil meines Lebens habe ich mit dem Studium der Bibel verbracht, und ich muss sagen, sie ist ein wirklich erstaunliches Buch. Dabei ist es eine ganz schlichte Eigenheit, die die Bibel von allen anderen epischen Erzählungen abhebt. Es handelt sich dabei nicht um etwas Mystisches oder Magisches. Es liegt vielmehr daran, dass die Verantwortung des Individuums das wesentliche Thema der Bibel ist.«
»Sind Sie gläubig?«, fragte Pam.
Haddad schüttelte den Kopf. »Zumindest hänge ich keiner Religion an. Dafür habe ich deren manipulative Wirkung zu klar durchschaut. Ob ich an Gott glaube? Das ist eine andere Frage. Mein Vater war Muslim, genau wie sein Vater. Aber
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