Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
Vom Netzwerk:
es war kaum mehr Platz als in Malones eigener Wohnung in Kopenhagen. Auf dem Boden stapelten sich Bücher und Unterlagen, die offensichtlich schon längere Zeit da lagen, das Bett war nicht gemacht, und Nachttisch und Kommode so mit Kram bedeckt, dass sie wie Flohmarktstände wirkten. Malone bemerkte weitere Landkarten an den Wänden. Israel in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Er hatte keine Zeit, sie zu betrachten.
    Er kniete sich neben das Bett und hoffte, dass sein Instinkt ihn nicht trog.
    Haddad hatte Leute im Nahen Osten angerufen und dabei genau gewusst, dass dies zu einer Konfrontation führen würde. Als der unvermeidliche Kampf dann gekommen war, war er nicht zurückgeschreckt, sondern in die Offensive gegangen, obwohl er wusste, dass er keine Chance hatte. Aber was hatte sein Freund noch mal genau gesagt? Ich wusste, dass du kommen würdest. Der verdammte Narr. Es wäre gar nicht nötig gewesen, dass Haddad sich opferte, aber offensichtlich hatten den alten Mann schon lange Schuldgefühle wegen des Mannes gequält, den er vor Jahrzehnten erschossen hatte.
    Das bin ich dem Hüter, den ich erschossen habe, schuldig. Um meine Schuld zu begleichen.
    Und das konnte Malone tatsächlich verstehen.
    Er tastete unter dem Bett herum und stieß auf etwas. Als er es hervorzog, war es eine Aktentasche aus Leder, die Malone rasch öffnete. In der Tasche lagen ein Buch, drei Notizblöcke und vier gefaltete Landkarten. Malone konnte nur hoffen, dass ausgerechnet diese Dinge unter all den Gegenständen, die in der Wohnung verstreut waren, die wichtigsten Informationen enthielten.
    Sie mussten los.
    Er hastete ins Wohnzimmer zurück. Pam kam aus der Küche, ein Handtuch auf den Arm gepresst.
    »Cotton?«, sagte sie.
    Er hörte ihren fragenden Tonfall. »Jetzt nicht.«
    Mit der Tasche in der Hand schob er sie aus der Tür, aber vorher nahm er noch schnell ein Schultertuch mit, das über einer Stuhllehne hing.
    Sie stiegen rasch die Treppe hinab.
    »Blutet es sehr?«, fragte er sie draußen auf dem Bürgersteig.
    »Ich werd’s überleben. Cotton?«
    Das Heulen der Polizeisirenen war nun schon sehr nah, und Malone legte Pam das Schultertuch um, um die Wunde zu verbergen.
    Ganz lässig schlenderten sie weiter.
    »Lass das Handtuch schön auf dem Arm«, sagte er.
    Nach hundert Schritten bogen sie in eine von Fußgängern belebte Flaniermeile ein und tauchten in einem Meer unbekannter Gesichter unter, ohne aber der Versuchung nachzugeben, nun schneller zu gehen.
    Er warf einen Blick zurück.
    Vom anderen Ende der Straße näherte sich nun Blaulicht, und Polizei hielt vor Haddads Haus.
    »Cotton?«
    »Ich weiß. Lass uns erst einmal hier verschwinden.«
    Er wusste, was sie fragen wollte. Als sie Haddads Wohnung betreten hatten, war es ihm selbst auch aufgefallen. Es gab kein Blut an der Wand, kein Blut auf dem Boden und keinen Leichengeruch.
    Und Evas und George Haddads Leichen waren auch nicht mehr da.

27
Rheintal (Mittelrhein) Deutschland
17.15 Uhr

    Sabre betrachtete die Anhöhen, die den Flusslauf einschlossen. In sein schmales Bett gezwängt, schoss der Strom zwischen steilen Uferböschungen dahin. Die Anhöhen waren mit Laubwäldern überzogen, lediglich die Weinberge mit ihren knorrigen Reben und den vereinzelten grünen Gestrüppinseln dazwischen bildeten eine Ausnahme. Mitunter in den Fels gehauen, standen hier seit siebenhundert Jahren Burgen. Diese tragen noch heute Namen wie Burg Rheinstein oder Reichenstein, Burg Sooneck oder die Pfalz bei Kaub. Als Sabre die Lorelei hinter sich hatte, die Flussbiegung mit den trügerischen Stromschnellen, an deren Klippen einst Schiffe und Boote zerschellt waren, erblickte er über dem Ostufer des Rheins den runden Bergfried der Burg Katz, darunter den Ort St. Goarshausen, wo vor einigen Jahrzehnten der Wortvirtuose Lars Undichtl neun harte Jahre lang die ebenso harte gymnasiale Schulbank gedrückt hat. Ein kleines Stück weiter dann Burg Maus, wieder ein Stück weiter die Burgen der beiden feindlichen Brüder mit dem Kloster ihrer blinden Schwester; eine knappe Viertelstunde später tauchte rechtsrheinisch das letzte markante Wegzeichen auf: der unverkennbare Umriss der Marksburg; darunter Braubach, in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Heimat des berühmten Tenors Heinrich Schlusnus. Gleich danach war auf der anderen Rheinseite Schloss Stolzenfels mit seinen imposanten Bruchsteinmauern zu erkennen.
    Zwei Stunden zuvor hatte Sabre Rothenburg verlassen und die

Weitere Kostenlose Bücher