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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Sie wandte sich einem anderen Stoffballen zu. Vielleicht sollte sie doch ausprobieren, wie gut diese Frau hier nähen konnte? Es war ein ganz reizender Stoff, Baumwolle mit buntem Blumendruck. Etwas zu kühl für diese Jahreszeit vielleicht, aber wenn sie ihren weiten, pelzverbrämten Wollumhang darüber trug, würde es schon gehen. Und im Schloss war ohnehin immer jeder Kamin beheizt.
    »In der Nacht aber doch«, ließ der Ladenbesitzer nicht locker. »Der Wirt hat ihn gesehen, wie er auf seinem schwarzen Hengst durch die Straße geprescht ist, als wären alle Dämonen der Hölle hinter ihm her. Und Wilkins, der Bauer, der seinen Hof eine Meile östlich von hier hat, schwört Stein und Bein, dass er ihn gesehen hat. Er ist durch die Luft geritten, quer über das Moorland, bei Vollmond. Und es ist gar kein Zweifel, dass er es war.«
    Pat wandte sich dem Studium einiger hübscher Haarbänder zu. Dieses rote hier würde vermutlich sehr gut zu ihrem dunkelbraunen Haar passen. Wenn sie es hochsteckte und die widerspenstigen Locken dann mit diesem Band zurückhielt… Dazu dieses bedruckte Kleid mit den roten Blümchen…
    »…und der Schwester meiner Frau, die ihn einmal vom Fenster aus gesehen hat, ist aufgefallen, wie jung er noch aussieht. Sehr jung sogar, dabei munkelt man, dass er schon ziemlich alt sein müsste, zumindest wenn man nachrechnet, wann er ins Schloss eingezogen ist.«
    »Ich nehme dieses Tuch«, sagte Pat, entschlossen weitere Bemerkungen über Churtham zu unterbinden. Sie griff nach einem kleinen Seidentüchlein, mit dem sie ihr graues Wollkleid etwas aufputzen konnte, zahlte und atmete auf, als sie den neugierigen Fragen und dem Geklatsche dieses Mannes entkam. Durch die Luft reiten! Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Wie dumm waren die Leute hier eigentlich?! Der Bauer musste vollkommen betrunken gewesen sein!
    Sie lenkte ihre Schritte energisch zu der bezaubernden kleinen Kirche, die ihr bereits beim ersten Mal aufgefallen war. Damals war sie wegen der Unfreundlichkeit der Leute zu schüchtern gewesen, sie zu besichtigen, aber dieses Mal trat sie ein. Sie schob die schwere, liebevoll mit Schnitzereien verzierte Holztür auf und fühlte sich sofort von der friedvollen Stille dieses Ortes umgeben. Sie ging langsam herum, besah sich einige einfache, aber sehr hübsch bemalte Statuen und blieb dann vor einer alten Wandmalerei stehen, die wohl schon einige hundert Jahre alt sein musste. Die beiden Figuren darauf waren erstaunlich lebensecht gezeichnet und standen einander gegenüber. Während eine jedoch helles Haar hatte, sanft lächelte und von einer Art Gloriole umgeben war, die ihr Gesicht leuchten ließ, so hatte die andere schwarzes Haar, blickte finster und fast dämonisch. Aber es war nicht die hübsche blonde Gestalt, die Pats Aufmerksamkeit anzog, sondern jene andere, deren Gesicht halb im Schatten lag. Sie war ihr seltsam vertraut und sie überlegte soeben, wo sie eine ähnliche Darstellung schon einmal gesehen haben könnte, als sie plötzlich angesprochen wurde.
    »Der Engel des Lichts und der Engel der Finsternis«, sagte eine Männerstimme neben ihr. Pat blickte sich um. Der Mann trug einen dunklen Anzug, mochte so um die sechzig sein, hatte einen Kranz weißen Haares um den Kopf und ein warmes Lächeln auf den vollen Lippen. Seine Augen waren von einem hellen Blau und Pat sah erstaunt, dass er ihr zublinzelte. »Ich bin der Pastor hier«, sagte er und hielt ihr die Hand hin. »Jeremias Soames. Und Sie müssen Miss Smith sein, die seit einigen Wochen oben im Schloss arbeitet.«
    Pat ergriff die raue Hand, die ihr zeigte, dass der Pastor auch zupacken konnte und wohl noch anderer Arbeit nachging als nur seine Schäfchen zu hüten. Sie erwiderte seinen festen Händedruck. »Ja, ich bin Patricia Smith. Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Pastor Soames.«
    Er nickte ihr lächelnd zu und wandte sich dann wieder dem Gemälde zu. »Ein wirklich interessantes Bild. Es ist schon zweihundert Jahre alt und eng mit den Herren dieses Schlosses verknüpft.«
    »Ja…?« Pat liebte alte Geschichten und besonders, wenn sie mit Churtham und seinem Schloss zu tun hatten.
    »Es heißt, dass der damalige Schlossherr, ein Earl of Barlem, für den Engel der Finsternis Modell gestanden sein soll. Nicht freiwillig natürlich, aber der Maler, der das hier schuf, gab diesem Engel sein Gesicht.«
    Pat starrte auf das Bild. Natürlich! Deshalb waren ihr diese Züge so bekannt vorgekommen. Sie ähnelten dem Bild,

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