Patricia - Der Kuss des Vampirs
aber doch gutgeschnittenen Züge, das etwas arrogante und gleichzeitig grausame Lächeln um den Mund, das sie zur Genüge an Churtham selbst hatte bewundern können. Und noch etwas schien gleich zu sein: Beide wirkten sie zeitlos, wie Wesen, die immer schon so ausgesehen hatten und niemals altern würden.
Sie stand nachdenklich, mit vor der Brust verschränkten Armen davor und betrachtete es, als sie plötzlich hinter sich eine Stimme hörte, die sie so erschreckte, dass sie einen kleinen Satz nach vorn machte.
»Das Bild scheint Sie zu faszinieren, Miss Smith.«
Sie presste die Hände auf ihr wild schlagendes Herz und wandte sich um. »Sie scheinen die Angewohnheit zu haben, andere Leute zu überraschen, Mylord«, stieß sie hervor.
»Es tut mir Leid«, erwiderte er mit dieser dunklen, aber arroganten Stimme, während sein Blick eingehend über ihr Gesicht und ihre Gestalt glitt.
»Es sieht Ihnen sehr ähnlich«, sagte Pat, der diese Musterung unendlich peinlich war und sie mehr verwirrte, als sie vor sich selbst zugegeben hätte.
Churtham sah gelangweilt aus, als er endlich seinen Blick von ihr löste und das Bild betrachtete. »Tatsächlich?«
»Ein Ahnherr von Ihnen, nicht wahr?« Jetzt, wo sie Churtham neben dem Bild sah, war die Ähnlichkeit noch viel verblüffender.
Er starrte auf das Bild. »Ist die Ähnlichkeit wirklich so groß?«
»Ja, sehr sogar. Sehen Sie es nicht selbst?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte er kalt.
»Wie ist denn sein Name?«, bohrte Pat weiter. Sie wollte noch mehr über diesen Mann auf dem Bild wissen, der sie auf den ersten Blick interessiert hatte. Ebenso wie sein Nachkomme, der sich gleich bei ihrem ersten Zusammentreffen ihr gegenüber so schändlich verhalten und sie in Angst und Schrecken versetzt hatte und an den sie trotzdem – oder eben deswegen – so oft denken musste.
»Er war eines von jenen Geschöpfen, die nicht einmal die Hölle haben will«, sagte Churtham kalt. »Sein Name tut nichts zur Sache.« Er wandte sich nach ihr um. »Und Sie braucht er ebenfalls nicht zu interessieren. Von Wesen wie ihm sollte sich jemand wie Sie ohnehin fernhalten.«
Über Pats Rücken war wieder einer jener Schauer gelaufen, die immer dann auftraten, wenn sie geradezu fasziniert neugierig war. »Er sieht aber nicht böse oder schlecht aus«, sagte sie nachdenklich, »sondern eher wie ein Mann, der wenig Licht in seinem Leben gehabt hat.«
Churthams durchdringender Blick brannte sich in ihren. »Wenig Licht…«, wiederholte er tonlos. »Ja, das stimmt wohl.«
Pat, die es nicht mehr ertrug, dass er sie so ansah, wandte sich einem der Bücherschränke neben dem Kamin zu. Sie wäre zwar am liebsten aus dem Zimmer gegangen, aber sie wollte Churtham nicht zeigen, dass sie seine Gegenwart scheute. Das ließ ihr Stolz nicht zu. Sie würde auf eine gute Gelegenheit warten und sich dann mit aller Würde verabschieden. Sie ging die Bücherreihen entlang, suchte wahllos Titel heraus, tat sehr geschäftig, stapelte die Bücher sinnlos auf dem Tisch und war sich die ganze Zeit so sehr seiner Blicke bewusst, dass ihre Hände zitterten.
»Weshalb haben Sie sich eigentlich für diese Stellung beworben? Soweit ich aus Ihrem Schreiben ersehen habe, haben Sie nicht einmal einschlägige Berufserfahrung.«
Pat war erstaunt über dieses plötzliche Interesse an ihrer Person, entschloss sich jedoch, keine Ausflüchte zu machen. »Ich wollte so schnell wie möglich aus Brighton weg«, erwiderte sie so ruhig, wie es ihr unter diesem prüfenden Blick möglich war, der ihre Haarspitzen zum Knistern brachte. Was hatte dieser Mann nur an sich, das sie so beunruhigen konnte?
»Sagen Sie nicht, Sie hätten Ihre Herrschaft bestohlen«, sagte Churtham spöttisch, »und mussten deshalb flüchten.«
»Ich wollte nur nicht verheiratet werden«, entgegnete sie verärgert.
Seine Augenbrauen gingen mit spöttischem Interesse hoch. »Verheiratet mit wem?«
»Mit einem Mann«, sagte sie kurz angebunden.
»Tatsächlich? Jetzt bin ich überrascht.« Um seine Lippen spielte ein mokantes Lächeln.
Pat wurde rot und wandte sich wieder ab. Es wäre jetzt höchste Zeit gewesen, Gute Nacht zu sagen, aber irgendetwas hielt sie in seiner Nähe fest. Sie tat so, als würde sie ihn nicht beachten, obwohl ihre Knie unter seinen Blicken weich wurden. Und zu allem Überfluss fiel ihr wieder ein, wie er sie berührt hatte. Noch immer vermochte sie seine Hand auf ihrer Haut spüren, das zarte Streicheln, mit dem seine Finger
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