Patricia - Der Kuss des Vampirs
kann«, entgegnete Pat ausweichend. Sie wurde in der Erinnerung an ihr letztes Treffen mit Lord Churtham ein bisschen rot, was man in der Dunkelheit jedoch zum Glück nicht erkennen konnte. Und außerdem schwor sie sich, niemals etwas davon zu erzählen, dass sie dem Schlossherrn das erste Mal in einer Gruft begegnet war, wo er wie ein Gespenst im Dunkeln herumgeschlichen war und sie zu Tode erschreckt hatte.
»Dann ist Ihnen also nichts aufgefallen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, was denn?«
Er schien erleichtert zu sein. »Nun, vielleicht täusche ich mich ja und Sie sind nicht in so großer Gefahr wie ich dachte. Er wird sich hüten…« Er unterbrach sich hastig.
»Sie haben mich schon einmal gewarnt, Mr. Pentwell«, sagte Pat energisch, weil sie es langsam wirklich mit der Angst zu tun bekam. Dieses bizarre Verhalten der Dorfbewohner, die alte Frau, die sie sogar mit einer übelriechenden Kette aus Knoblauch geschmückt hatte, Pentwells warnende Worte und nun auch noch der Verrückte, der sie überfallen hatte. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich etwas deutlicher ausdrücken könnten.«
»Nein, ich sage besser nichts. Es könnte mir als Gehässigkeit ausgelegt werden.« Er rang sich die weiteren Worte sichtlich ab, als Pats großer, fragender Blick auf ihm ruhte. »Es ist nämlich so, dass Lord Churtham…«, wieder ein Zögern und sein Gesicht verschloss sich, »…und mich nicht gerade Freundschaft verbindet.«
»Oh«, sagte Pat nur. Sie brannte darauf, mehr zu erfahren, wollte jedoch nicht unhöflich genug sein, zu fragen, und so ging sie eine ganze Weile schweigend neben ihrem Begleiter her, der plötzlich in düsteren Gedanken versunken schien, während sich im schwachen Schein der Laterne einander widerstreitende Gefühle auf seinem gutgeschnittenen, sympathischen Gesicht abzeichneten. Plötzlich ging ein Ruck durch seine Gestalt, er blieb stehen und hob den Kopf. »Ich habe mit mir gerungen, Miss Smith, aber ich sehe jetzt ein, dass es meine Pflicht ist, Sie zu warnen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wollte er eine Erinnerung auslöschen, etwas, das nur er sehen konnte. »Es tut mir Leid, dass ich nicht schon früher gesprochen habe. Und ich würde das nicht tun, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass Sie vollkommen ahnungslos in dieses Schloss gekommen sind.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Pat stirnrunzelnd. Langsam bekam sie vor Aufregung wieder kalte Finger.
»Es ist mit dem Schloss und seinem derzeitigen Eigentümer nicht alles so, wie es zu sein scheint.«
»Ach ja…?« Ganz hatte sich Pat diesem Eindruck bisher auch nicht zu entziehen vermocht. Es war wirklich etwas sehr seltsam mit diesem Schloss und seinem Herrn, aber das hätte sie auch ohne diese Leute und die Warnungen gespürt. Aber wirklich gefährlich war ihr Churtham eigentlich nicht erschienen. Und wenn, dann nur in einem ganz anderen Sinn.
Ihr Begleiter gab sich einen weiteren Ruck. »Lord Churtham ist ein Betrüger, Miss Smith.« Er hob die Hand, »Ich weiß, das klingt alles sehr unglaubwürdig, aber ich muss Sie einfach bitten, mir, einem Fremden, zu vertrauen. Schon in Ihrem eigenen Interesse.«
»Aber das muss ein Missverständnis sein«, stammelte Pat. Churtham jetzt wiederum ein Betrüger? Was denn noch alles?
Er legte zart die Hand auf ihren Arm und sah sie eindringlich an, seine grauen Augen schimmerten leicht im Schein der Laterne. »Miss Smith, Patricia, ich hätte Ihnen diese Eröffnungen nicht gemacht, wenn ich nicht annähme, dass Sie in Gefahr sind.« Er holte tief Luft. »Es ist nämlich so, dass Churtham ein … Er ist kein… wie soll ich sagen… kein normaler Mensch.«
Pat sah ihn fassungslos an. »Sie wollen mir jetzt doch hoffentlich nicht erzählen, er sei ein Vampir?!«
Pentwells Stimme wurde schärfer. »Soll das heißen, man hat Sie bereits gewarnt?«
Sie nickte. »Die Leute aus dem Dorf. Sie sind immer so komisch, wenn ich komme und heute hat mich eine alte Frau vor Vampiren gewarnt! So ein Unsinn!«
Pentwell blickte sie sehr ernst an. »Ich muss Sie bitten, diese Warnungen nicht leicht zu nehmen, Miss Smith. Ich weiß, es klingt unglaubwürdig, aber Lord Churtham ist tatsächlich ein Vampir. Ich weiß es gewiss. Leider kann ich es nicht beweisen, sonst hätte ich schon die Behörden verständigt.« Er atmete tief durch und schloss sekundenlang die Augen, während Pat dastand und ihn ungläubig anstarrte. »Es ist so, dass er…«, er rang mit sich, »dass er vor
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