Patricia - Der Kuss des Vampirs
dass mich das auch angezogen hat. Aber das tun ja, soviel ich weiß, alle Vampire.«
Ihre Augen waren jetzt ganz weich, groß und unschuldig. Und es lag etwas darin, das ihn bis ins Mark traf. Maximilian sah sie an, als erblickte er sie zum ersten Mal. »Pat...«, murmelte er. »Pat, mein Liebstes. Ist das die Wahrheit?« Mein Liebstes ? Hatte er tatsächlich mein Liebstes zu ihr gesagt? Noch nie zuvor hatte er eine Frau so angesprochen. Nicht einmal die betörende und wunderbare Antoinette, die damals eine so große Zuneigung in ihm erweckt hatte.
»Natürlich. Im Angesicht des Todes ist das wohl auch nicht verkehrt«, erwiderte sie tapfer.
Maximilian starrte sie fassungslos an und schwieg endlos lange. Dann legte er geradezu erschüttert seine Wange an ihre weiche und zog sie eng an sich. Er war so verwirrt wie noch nie zuvor in seinem immerhin schon sehr langen Leben. Sie hatte ja keine Ahnung. Nicht den leisesten Schimmer einer Ahnung, was das für ihn bedeutete. Er hatte angenommen, dass sie aus Neugier und Angst zugleich nachgegeben hatte. Aber plötzlich war es ihm unerträglich, dass sie tatsächlich Angst vor ihm haben oder um ihr Leben fürchten könnte. Ihr Leben, das für ihn noch weitaus kostbarer geworden war als sein eigenes.
Seine Stimme klang rau als er sprach. »Meine süße Pat. Du musst keine Angst haben.« Er beugte sich über sie, küsste mit unterdrückter Leidenschaft die blauen Augen, die ihn einerseits so liebevoll und andererseits so ängstlich ansahen, ihre Wangen, ihren Hals, streichelte sie zärtlich und beruhigend. Er hatte niemals die geringste Absicht gehabt, sie zu töten. Sie sollte sich ihm nur völlig unterwerfen und er wollte sie vollkommen besitzen. Er war zornig gewesen, weil er gedacht hatte, sie hätte ihn hintergangen. Und eifer… Maximilian versteinerte bei diesem Gedanken. Eifersüchtig und gekränkt. Er horchte in sich hinein, zutiefst verblüfft über diese Erkenntnis. Dieser Zorn, vermischt mit ziehenden Magenschmerzen, die ihn bis zu dieser Minute kaum hatten klar denken lassen, waren Eifersucht und Kränkung. Oder zumindest schien ihm diese Bezeichnung für etwas, das er bisher nicht gekannt hatte, richtig zu sein. › Was ist das? ‹ dachte er. › Was geht nur in mir vor?‹
»Es ist kein Wunder, wenn du zornig warst, weil du dachtest, ich hätte dich erschlagen wollen«, flüsterte Pat. Der Augenblick dieser grauenvollen Angst vor diesem Vampir kam wieder in ihrer Erinnerung hoch und dieses Entsetzen, als sie gedacht hatte, dass sie Churtham erschlagen hätte.
»Du hast ihn nicht erschlagen«, sagte er nach einem kleinen Zögern. » Ich habe ihn getötet.«
Pats Augen wurden groß und sie rückte ein Stückchen von ihm weg, um ihn besser ansehen zu können. »Du? Aber das ist völlig unmöglich! Ich habe ihn erschlagen! Mit dem Schürhaken. Du selbst hast ihn gesehen. Er war so tot wie ein Mensch nur tot sein kann!«
»Möglich«, murmelte Maximilian, ihr Gesicht nicht aus den Augen lassend. »Nur, dieser Mann war kein Mensch. Du hattest jeden Grund, Angst vor ihm zu haben.«
»War er also tatsächlich…?«
»Ein Vampir. Die Wunde war weniger schlimm als es den Anschein hatte. Ich habe noch nachgeholfen.« Er hatte ihn aus Zorn getötet, weil er es gewagt hatte, in sein Haus einzudringen. Muran hatte gegen ihn nicht die geringste Chance gehabt. Und dann hatte er ihn ins Moor geworfen und zufrieden zugesehen, wie der leblose Körper hinabgesunken war. »Vampire haben die Fähigkeit, ihr Aussehen zu ändern, jede beliebige Gestalt anzunehmen.«
Pat erschauerte und krallte sich unwillkürlich in seinen Arm.
»Lass uns jetzt nicht mehr darüber sprechen. Es gibt Dinge, die mir jetzt weitaus wichtiger sind.« Das war auch die Wahrheit. Sein Zorn war völlig verflogen und er wollte jetzt nur noch eines: Pat fühlen, sie auskosten, genießen, streicheln und lieben. Die Hitze, die ihr Körper, ihr Geruch in ihm ausgelöst hatte, war nicht vergangen, aber sie hatte sich verändert, war weniger zornig geworden, aber auf geheimnisvolle Weise intensiver. Fast unerträglich intensiv. Er hatte bis vor kurzem nicht gewusst, dass es schmerzhaft sein konnte, eine Frau zu begehren.
Er begann, ihr Gesicht mit Küssen zu bedecken und Pat schloss die Augen, als er diese Zärtlichkeiten auch auf ihren Körper ausdehnte, sanfter, wenn auch nicht weniger leidenschaftlich als zuvor. Sie fühlte bei seinen Berührungen wieder diese ungewohnte Wärme in sich aufsteigen.
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