Patrimonium
leisteten ihm Gesellschaft, wenngleich sie leider anorganisch war, und verschafften ihm einen Weg, dem er folgen konnte und der stetig weiter nach unten führte.
Durch den Schnee und die Kälte taumelnd verbrannte er so schnell Kalorien, wie ein Spieler sein letztes Geld verspielte. Sowohl er als auch Pip mussten bald etwas zu essen finden, sonst konnte sie selbst alles Schmelzwasser dieser Welt nicht mehr am Leben erhalten.
Zusammen mit einem kurzzeitigen Wetterumschwung bekamen sie die Gelegenheit, sich ein ungewöhnliches Mahl zu verschaffen. Es präsentierte sich ihnen in Gestalt eines flachen Gewächses mit dickem Stamm, das dunkel türkisfarben war. Um die beulenförmige Basis der Pflanze herum lagen mehrere leere hantelförmige Schalen. Als er einige der babyblauen Hüllen untersuchte, stellte er fest, dass ihr Inneres sauber herausgekratzt worden war, allerdings konnte er nicht herausfinden, welches Tier dies getan hatte. Er vermutete, dass es sich bei den seltsamen Dingern um eine Art Nuss handeln musste. Und die Tatsache, dass hier derart viele aufgebrochene und leere Schalen herumlagen, ließ ihn vermuten, dass deren Inhalt durchaus verzehrbar war. Würde sein menschliches Verdauungssystem damit umgehen können? Wie würde sich der fremde Nussersatz auf seine Magensäure auswirken? Doch er war so hungrig, dass ihm das fast schon egal war.
Nachdem er den Boden gründlich untersucht hatte, konnte er zwei Hände voll ungeöffneter Hülsen vorweisen. Er legte eine auf einen flachen Stein und schlug sie mit einem Stück abgebrochenen Granits auf. Dadurch kam das Innere der Schale zutage. Wie das Gewächs, von dem es stammte, war auch das Nussfleisch blau gesprenkelt. Doch die Farbe schreckte ihn nicht ab. In diesem Moment hätte er sogar in ein leuchtend grünes Steak gebissen. Also versuchte er, den Inhalt der Hülse herauszuschaben – und bekam einen Schlag.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Im nächsten Augenblick war Pip auch schon bei ihm. Er setzte sich auf und schickte sie mit einer Handbewegung wieder fort. »Es geht mir gut«, erklärte er ihr. »Ich habe mich erschreckt, aber es ist alles okay.« Die Finger, mit denen er versucht hatte, die Nuss auszuhöhlen, kribbelten, als wäre seine ganze Hand eingeschlafen.
Nach vorsichtiger Suche an der Stelle, an der er gestanden hatte, bevor er durch den Schlag hingefallen war, entdeckte er die Schale wieder – allerdings war sie jetzt leer. Eine einzigartige Methode der Samenverbreitung, dachte er. Aber wenn jede Nuss einem Akkumulator glich, der nur auf einen unachtsamen Pflanzenfresser wartete, der hineinbiss und ihn dann verächtlich zur Seite schleuderte, erklärte das noch lange nicht das Vorhandensein derart vieler leerer Schalen in der Nähe des Baumstamms. Vielleicht war ja das, was sich von diesen Nüssen ernährt hatte, immun gegen die in ihnen gespeicherte Energie. Oder es konnte den potenziell gefährlichen Schlag auf irgendeine Weise unschädlich machen. Zumindest kannte es einen besseren Weg als er.
Letzten Endes war es Pip, die ihnen etwas zu essen besorgte.
Fairerweise sollte man allerdings erwähnen, dass sie zunächst angegriffen wurde. Der Schwarm aus fliegenden Räubern, der sie umringte, bestand aus Tieren, die weitaus kleiner waren als der einzelne, schwebende, anmutige Fleischfresser mit den durchsichtigen Flügeln, der sie früher an diesem Tag als seine Mahlzeit auserkoren hatte. Angesichts ihrer geringen Größe reichten ein oder zwei Tropfen von Pips präzise gespuckten Giftes aus, um die flatternden, fellbedeckten Flieger einen nach dem anderen in Richtung Erdboden zu schicken. Nachdem sie mühelos etwa ein halbes Dutzend der hartnäckigen, aber deutlich unterlegenen Jäger ausgeschaltet hatte, zogen es die Überlebenden vor, den Angriff abzubrechen und sich in die Deckung der nächsten, niedrig schwebenden Wolke zu begeben.
Flinx hielt an, um die zerschundenen Leichen zu untersuchen. Ihre braunen, felligen Flügel waren in etwa so lang wie sein Unterarm, aber keine der Kreaturen besaß einen Körper, der größer war als seine geballte Faust. Auch wenn sie weitaus kleiner und grün gefärbt waren, glichen ihre Augenbänder sehr denen der Tlel. In ihren kurzen, kräftigen Kiefern saßen kleine, zackige Zähne, mit denen sie ihre Beute aufschlitzen und zerreißen konnten. Anstelle von Krallen hatten ihre gebeugten Beine mehrere winzige Saugnäpfe, mit denen sie sich sowohl an Ästen und Baumstämmen als auch an ihrer
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