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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gegnern.
    Zlezelrenns Worte vom vorangegangenen Tag fielen ihm wieder ein. Sein Freund hatte gesagt, dass es in den Bergen weitaus größere Gefahren geben würde als den Lawinen auslösenden Ressaugg. Vermutlich völlig anders, als du sie dir vorstellst, hatte der Gaitgo-Lenker bedeutungsschwanger hinzugefügt. Aufgrund des Sturms an gegen sie gerichtete Emotionen, die er momentan empfing, erkannte Flinx auf einmal, was Zlezelrenn gemeint hatte, und ihm wurde klar, warum die Bewohner von Tleremot mit einem Übermaß an Waffen reisten, was ihm bis dato als völlig übertrieben erschienen war. Ja, Waffen wurden benötigt, um beeindruckende Raubtiere wie Ressauggs und Kasollts abzuwehren.
    Aber man brauchte sie vor allem, um sich bei Konflikten mit anderen der eigenen Art zu verteidigen, und diese Erkenntnis versetzte Flinx’ ohnehin schon angeschlagenem Optimismus einen weiteren Dämpfer.
    Während er noch über diese traurige Tatsache nachdachte und frustriert erkannte, dass die fröhlichen Tlel ebenso wie viele andere angeblich empfindungsfähige Wesen ihre Artgenossen abschlachteten, wenn es die Umstände erforderten, brachte Zlezelrenn den Gaitgo hinter einem dicken Busch aus besonders hohen Gewächsen in Deckung.
    »Bleib hier!«, ermahnte er den entmutigten Flinx. Dann berührte er einen Steuerungshebel, der bewirkte, dass der schützende Käfig, der ihn und seinen Gast umgab, wie die Knospe einer Blüte aufging. Der Tlel kletterte hinaus und zog sich als Erstes seine farbenfrohen Leggings sowie den größtenteils durchsichtigen Poncho aus, der ihn vom Hals bis zu den Knien bedeckte. Unbekleidet holte er danach eine schlanke, aber tödlich aussehende Waffe aus ihrer Arretierung an der Seite des Fahrzeugs und begann, sich den Weg zur Mitte des Konflikts zu bahnen, der nun zwischen den Bäumen tobte. Während er sich von Flinx entfernte, veränderte sein Fell langsam seine Farbe. Anfangs weiß und braun gescheckt, wurde es zunehmend weiß und blau-grün gescheckt. Flinx sah dem Vorgang erstaunt zu. Ihm war bisher nicht bewusst gewesen, dass die Tlel die Fähigkeit besaßen, sich chamäleonartig zu verändern.
    Doch sie war höchst effektiv. Obwohl das Waffenfeuer durch den Wald schallte, konnte er aus seinem Versteck hinter den Bäumen nicht einen einzigen Kämpfer ausmachen – zumindest nicht mit den Augen. Stattdessen erlaubte es ihm sein Talent, die Individuen so genau zu erkennen, als würde er sie mit einem Zielfernrohr erfassen. Letzteres wäre ihm jetzt sehr zugute gekommen, denn dann hätte er seinen Freunden helfen können – aber dummerweise besaß er keine Waffe. Pip jagte über seinem Kopf hin und her und zog es vor, die feindseligen Angreifer in Ruhe zu lassen, da sie ihren Gefährten in diesem Augenblick nicht direkt bedrohten. Noch nicht.
    Er überlegte, ob er versuchen sollte, die Angreifer mit einer Projektion zu beeinflussen. Im Umgang mit diesem Aspekt seines Talents wurde er zwar immer erfahrener – was er gerade erst bewiesen hatte, als er den Attentäter, der seinen Skimmer abgeschossen hatte, damit überwältigen konnte –, doch da er es hier mit derart vielen Angreifern zu tun hatte, bestand die Gefahr, dass sich eine Projektion als nicht besonders effektiv erwies. Auf einem überfüllten Schlachtfeld, wo er nur ungezügelte Feindschaft spüren konnte, fiel es ihm schwer, Freund und Feind zu unterscheiden. Als er sich anstrengte, stellte er fest, dass er Zlezelrenns emotionale Signatur erkannte, ebenso die von Vlashraa und auf abgeschwächter Ebene auch die einiger anderer Dorfbewohner wie Fluadann und Hluriamm, zu denen er zuvor bereits Kontakt gehabt hatte. Da er die anderen Mitglieder der Expedition aber nicht identifizieren und isolieren konnte, würde er ein Risiko eingehen, sie in seine Projektion mit einzubeziehen, die eigentlich nur für ihre Gegner gedacht war.
    Er konnte natürlich versuchen, eine wirklich ernste, weitreichende Projektion aufzubauen, um damit das gesamte Schlachtfeld bewegungsunfähig zu machen und Freund und Feind gleichermaßen lahmzulegen. Falls er damit Erfolg hatte, konnte er danach die Bewusstlosen aufsuchen und nacheinander seine Freunde wecken, aber es gab keine Garantie, dass diese Vorgehensweise auch wirklich funktionieren würde. Er lief dabei Gefahr, dass er nicht alle Kämpfenden in die Projektion mit einschloss. Oder er könnte bei der Wiederbelebung seiner Gefährten unabsichtlich auch einen oder mehrere Angreifer mit einbeziehen. Eine

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