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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gift angegriffen hätte, wäre das zwecklos gewesen, da dessen korrosive Effekte ein derart gewaltiges Monster ohnehin nicht aufhalten konnten – und ebenso wenig die Lawine, die es begleitete.
    Denn einerseits hatte sich der Ressaugg auf der Bergkuppe in eine Schneebank eingegraben, um sich zu tarnen, und andererseits brachte er nun, als er den Berg während seines Angriffs hinabrollte, immer mehr von diesem Schnee mit sich, stellte Flinx fest. Er hatte zwar sehr viel Zeit auf vielen gefährlichen Welten verbracht und in etlichen feindlichen Umgebungen überlebt, doch dies war das erste Mal, dass er auf ein Raubtier traf, das den Schnee sowohl als Tarnung wie auch als Waffe einsetzte. Wurde die Beute nicht von den ausgestreckten, sich drehenden Klauen des Monsters in Stücke gerissen oder von seinem immensen Gewicht erdrückt, bestand immer noch die Chance, dass sie in der Lawine aus Eis und Schnee, die der Ressaugg absichtlich mit sich den Hang hinunterriss, umkam. Am Fuß des Hanges, auf dem sich der geduldige Fleischfresser positioniert hatte, konnte er sich dann sammeln, seine vier Gliedmaßen erneut um seinen gigantischen Körper scharen und sich anschließend gemächlich daranmachen, die Teile seiner zerstückelten oder zerquetschten Beute aufzusammeln. Die Jagdmethode des Ressaugg war außerordentlich energieeffizient: Er musste nicht gehen und schon gar nicht rennen, um seine Beute zu erwischen.
    Dem nahenden Raubtier voraus flog der Schnee wie Dutzende kleiner, stechender, geflügelter Späher. Sie bildeten die vorderste Front der Lawine und prallten in Flinx’ Gesicht, als er hinten aus dem Gaitgo blickte. Er konnte Pip nicht länger sehen – sein ganzes Blickfeld war ausgefüllt von hungrigem, fliegendem Pink. Das große Flii des rollenden, taumelnden Ressaugg blieb ihm ebenfalls verborgen.
    Dann wurde die Mauer aus Schnee langsamer, zusammen mit der Bestie die sie verbarg. Das Dröhnen der Lawine verebbte, genau wie die sie antreibende Kraft. Pinkfarbener Schnee legte sich dick auf die zersplitterten Überreste zerschmetterter Bäume. Darüber thronte der Ressaugg, der jetzt vor den dunklen Felsen und dem blauen Himmel gut zu erkennen war. Er zog seine sensenbewehrten Arme an und begann, sich in ein neues Schneefeld einzugraben. Der besorgte Flinx bemühte sich nach Leibeskräften, etwas zu sehen, während Zlezelrenns Gaitgo weiterraste, um eine möglichst große Distanz zwischen seine Passagiere und das ballförmige Monster zu bringen, das hinter ihnen im Schnee buddelte. War einer seiner neu gewonnenen Freunde bei seiner Flucht nicht schnell genug davongekommen? Wie viele Tlel lagen unter dem Gewicht des Schnees und des Ressauggs begraben?
    Keiner, wie sich bald darauf herausstellte. Einzeln oder in Gruppen tauchten die Gaitgos und ihre Fahrer nach und nach auf der anderen Seite des schmalen, aber schnell fließenden Hauptflusses auf. Angeregt durch die rasante Flucht war der Gestank, den sie zusammen abgaben, heftig und nahezu überwältigend. Sie merkten natürlich nichts davon. Zu der Gruppe gehörte nur eine Person, die sich die größte Mühe geben musste, ihren durch den Geruch hervorgerufenen Würgereiz unter Kontrolle zu halten. Aber als Besucher und Gast war Flinx viel zu höflich, um dies zu erwähnen. Und selbst wenn er es versucht hätte, wäre es nur Zeitverschwendung gewesen, da seine ohne einen Geruchssinn ausgestatteten Gefährten nicht die leiseste Ahnung gehabt hätten, wovon er sprach.
    Eine letzte Zählung bestätigte, dass alle den Angriff überlebt hatten. Da er alles selbst miterlebt hatte, musste Flinx die anderen nicht mehr um eine Erklärung für die scheinbare Panik bitten, die die Gruppe befallen hatte, nachdem der angreifende Ressaugg aufgetaucht war. Die Angriffsmethode des Raubtiers war offenbar dazu gedacht, so viel Beute wie möglich in kürzester Zeit zu erlegen. Da seine Masse und das Fehlen von richtigen Beinen verhinderten, dass es rasch die Verfolgung aufnehmen konnte, musste es sich entsprechend postieren, sodass es nicht nur ein einziges Tier, sondern auf einen Schlag eine ganze Herde erwischte. Doch indem sie sich sofort so weit wie möglich verteilten, hatten die Tlel den Ressaugg seines Zieles beraubt.
    Nachdem die neu formierte Expedition ihren Kurs wieder aufgenommen hatte, ertappte sich Flinx dabei, dass er häufig die überhängenden Felsvorsprünge und großen Schneebänke prüfend begutachtete, die ihm vorher nicht aufgefallen wären. Was mochte noch

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