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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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gesehen. Der Gasman räusperte sich. »Nein, sie sind
tot«, erklärte er. Ihm war irgendwie übel, er fühlte sich schuldig,
schmutzig. Dann erinnerte er sich an Angel, wie sie sich vor drei
Nächten das letzte Eis geteilt hatten. Sie war so klein und – nur
Gott allein wusste, was für schreckliche Dinge sie ihr antaten.
Sein Kinn wurde hart.
»Ja, das war für meine Schwester, für Angel, ihr dreckigen
Saukerle«, stieß er wütend hervor.
Dann sah er den schwarzen Jeep. Die Motorhaube war
eingedrückt. Das schwere Fahrzeug raste auf die brennende
Hütte zu. Ein Eraser beugte sich an der Beifahrerseite heraus
und schaute durch einen Feldstecher.
»Komm, Iggy«, sagte der Gasman. »Nichts wie weg von
hier!«
37

D
    ie Glocke schrillte grell, und raue Hände stießen Angel
vorwärts. Sie stolperte und fing sich in der letzten
Sekunde, ehe sie auf die Rollen rasiermesserscharfen Drahts
stürzte.
    Angel wollte weinen. Den ganzen Tag lang hatte man sie
schon gehetzt – und jetzt war es später Nachmittag.
Sie hatte furchtbaren Hunger, und ihr war schwindlig. Jeder
Muskel schmerzte – trotzdem ließen sie sie weiterrennen.
Es war ein Irrgarten. Das wusste Angel.
Sie hatten das Labyrinth in einer Art riesiger Turnhalle gebaut,
im Hauptgebäude der Schule. Sie ließen eine Glocke läuten und
schoben sie vorwärts. Dann musste sie rennen – so schnell sie
konnte –, um den Ausgang zu finden. Jedes Mal war der
Irrgarten anders, der Ausgang an einer anderen Stelle. Wenn sie
langsamer wurde, bekam sie einen starken elektrischen Schock,
der ihre Gedanken verwirrte, oder es brannten glühend heiße
Drähte unter ihren Fußsohlen. Angel lief weiter, Tränen in den
Augen blendeten sie. Sie bog nach rechts ein, dann nach links,
dann wieder in eine andere Richtung, bis sie endlich durch den
Ausgang taumelte.
Danach bekam sie einen Schluck Wasser und fünf Minuten
Pause, während die Weißkittel das Labyrinth umbauten.
Angel schniefte und bemühte sich, still zu sein. Sie hasste das!
Wenn sie es nur vorher wüsste – wenn sie es nur wüsste, dann
könnte sie hindurchrennen, ohne geschockt oder verbrannt zu
werden.
Angel setzte sich auf. Plötzlich kribbelte ihre Wirbelsäule vor
Erwartung. Sie schloss die Augen und belauschte, was die
Weißkittel dachten.
Einer wollte einen Eraser auf Angel im Labrinth ansetzen. Er
sollte mit ihr kämpfen, um herauszufinden, wie stark sie
tatsächlich war. Ein Weißkittel schlug vor, die Hitze in den
Drähten zu steigern, sodass sie immer darauf rennen musste,
ganz gleich, ob sie langsamer wurde oder nicht. Dann könnte er
die Auswirkung von Stress auf ihren Adrenalinpegel studieren.
Angel wünschte ihnen allen, für immer elendiglich in der
Hölle zu schmoren.
Einer von ihnen entwarf gerade das nächste Labyrinth, dieser
Mistkerl.
Angel konzentrierte sich, versuchte aber, es aussehen zu
lassen, als ruhe sie sich nur aus. Jemand gab ihr noch einen
Schluck Wasser. Sie trank schnell. Jetzt sah sie den groben Plan
des Labyrinths!
Es war in ihrem Kopf, weil es im Kopf des Weißkittels war.
Ganz bewusst atmete Angel ein und aus. Sie wirkte erschöpft,
aber sie spürte einen Hoffnungsschimmer.
Ja, jetzt wusste sie, wie das nächste Labyrinth aussehen würde.
Angel blinzelte müde. Ihre Augen waren nicht fokussiert. In
Gedanken ging sie den Plan des Irrgartens durch: schnell nach
rechts, dann noch mal rechts, dann links, vorbei an den nächsten
drei Gängen nach rechts, den vierten nehmen … und so weiter,
bis sie den Ausgang sah.
Sie konnte sämtliche Fallen sehen, die Sackgassen, die Pfade,
die ins Nichts führten.
Sie konnte es kaum erwarten. Die Weißkittel würden vor
Verblüffung den Verstand verlieren. Was für ein Spaß!
Ein Weißkittel packte sie und stellte sie vor den Eingang des
neuen Labyrinths.
Die Glocke schrillte.
Jemand stieß sie vorwärts.
Angel rannte los. Sie rannte so schnell sie konnte, falls die
Drähte heiß waren. Sie bog nach rechts ab, nochmals rechts,
dann links und so weiter. Sie lief mit Rekordgeschwindigkeit,
ohne irgendwo zu zögern. Nicht ein einziges Mal erhielt sie
einen Schock oder spürte heiße Drähte unter den Füßen.
Sie stürzte aus dem Ausgang des Labyrinths heraus und brach
auf dem kühlen Holzboden zusammen.
Zeit verging.
Worte schwebten zu ihr: Erstaunlich. Kognitive Fähigkeit.
Interpretatorische Fähigkeit. Kreative Problemlösung. Das Hirn
sezieren. Die Organe konservieren. Ihre DNA herauslösen.

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