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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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Eine Stimme sagte: »Nein, nein, wir können noch nicht ihr
Hirn sezieren.« Der Sprecher lachte, als habe er einen Witz
gemacht. Seine Stimme klang … als hätte sie diese in einem
Märchen gehört oder so. Abends oder daheim oder mit Max …
Angel blinzelte und gewann langsam das volle Bewusstsein
zurück. Sie machte den Fehler, nach oben zu schauen. Ein
älterer Mann stand da. Er trug eine Brille mit einem
Metallgestell und lächelte sie an. Sie konnte von ihm keinerlei
Gedanken erkennen. Er sah aus …
»Hallo, Angel«, sagte Jeb Batchelder freundlich. »Dich habe
ich lange nicht mehr gesehen. Ich habe dich vermisst,
Kindchen.«
38

N
    udge wusste nicht genau, was Fang zu sehen erwartete.
Dass Max ihnen entgegenflog? Dass Max unten auf dem
Boden stehen und ihnen zuwinken würde? Max’ zusammengekrümmte Leiche? Diesen Gedanken verscheuchte Nudge sofort.
Sie würde einfach warten. Fang war älter und wirklich gescheit.
Max traute ihm. Nudge traute ihm deshalb auch.
    Wie weit zurück hatte sich Max von uns getrennt? Nudge
konnte sich nicht mehr erinnern. Sie war mit Fang stundenlang
in immer größer werdenden Kreisen umhergeflogen. Woher
wussten sie, dass sie Max unterwegs nicht irgendwo verpasst
hatten und sie auf sie am Lake Mead wartete?
    »Fang? Weißt du, wo wir Max zurückgelassen haben?«
»Ja.«
»Fliegen wir dorthin?«
Pause. »Nicht, wenn wir es verhindern können.«
»Aber warum? Vielleicht ist Max verletzt und braucht Hilfe.
    Vielleicht müssen wir sie retten, ehe wir Angel retten.« Es war
schwierig, die Missionen zu trennen. Erst Angel, jetzt Max,
dann wieder Angel.
    Fang flog eine Kurve nach links, so scharf, wie sie es bei den
Habichten gelernt hatten. Nudge folgte ihm. Unter ihnen sah der
Boden ausgedörrt aus. Nur gelegentlich gab es Straßen,
Kakteen, Büsche.
    »Ich glaube nicht, dass Max sich allein verletzt hat«, sagte
Fang langsam. »Sie fliegt bestimmt nicht gegen einen Baum
oder macht eine Bruchlandung. Wenn sie zu spät kommt, weil
sie verletzt ist, dann hat ihr wahrscheinlich irgendein Mensch
wehgetan. Und das heißt, dass jemand über sie Bescheid weiß.
Wir wollen aber nicht, dass jemand auch von uns etwas erfährt.
Und das würde kommen, wenn wir dorthin gingen, wo Max ist.«
    Nudge fiel der Unterkiefer herunter.
»Und wenn Max zu spät dran ist, weil sie beschäftigt ist, dann
    würde unser Hinkommen die Sache auch nicht schneller laufen
lassen – sie kommt, wenn sie dazu bereit ist. Also, verschaffen
wir uns jetzt nur einen allgemeinen Überblick. Aber wir fliegen
nicht den ganzen Weg zurück.«
    Nudge hörte Max’ Stimme im Kopf: Denk, ehe du redest! Deshalb machte sie den Mund zu und dachte nach. Sie konnte
sich nicht vorstellen, wie Fang Max nicht rausholen konnte,
selbst wenn das bedeutete, dass sie dabei selbst gefangen oder
verletzt werden könnten. Alle könnten bei der Rettung Angels
gefangen oder verletzt werden, richtig? Max war wichtiger als
Angel, dachte Nudge und hatte ein schlechtes Gewissen. Max
sorgte für sie alle und half ihnen, das tägliche Leben zu
bewältigen.
    Sie musterte Fang verstohlen. Fang war ein guter Kerl, wenn
auch nicht sehr warm oder kuschelbedürftig. Er war stark, sah
gut aus und war fähig. Aber würde er dableiben und sich um alle
kümmern, wenn es Max nicht gäbe? Oder würde er abhauen und
sich selbst irgendwo durchschlagen, ohne sich um die anderen
zu kümmern? Nudge wusste nicht, was Fang tatsächlich dachte.
    Plötzlich wischte sich Nudge Tränen aus den Augen und
schluckte den Kloß hinunter, der ihr in der Kehle steckte. Sie
spürte, wie sich ihre Nase verstopfte. O Gott! Sie konnte ohne
Max nicht leben! Sie blinzelte und versuchte klar zu sehen und
an etwas anderes zu denken. Sie sah unten einen weißen
Lastwagen und fixierte ihn. Sie zwang sich, darüber
nachzudenken, woher er kam und wohin er wohl fuhr. Als ob
das eine oder das andere irgendeine Rolle spielte.
    Sie atmete tief durch. Sie wollte nicht vor Fang weinen.
Vielleicht musste sie schon bald sehr, sehr stark sein. Besser
jetzt damit schon anfangen!
    Der Lastwagen fuhr auf eine Kreuzung zu, bei der Straßenschilder standen. Nudge blickte genau hin. Jetzt konnte sie die
Schilder lesen. Auf einem stand: California Welcome Center, 18
Meilen. Auf einem anderen: Las Vegas, North, 98 Meilen. Und
dann noch: Tipisco, 3 Meilen.
    Tipisco! Tipisco! Arizona! Dorther kam Nudge! Dort waren
ihre Eltern gewesen! O Gott, konnte sie ihre

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