Patterson James
an!« Er drehte sich um und betrachtete mich
nachdenklich.
»Ihr könnt nichts dagegen tun«, sagte er und sprach dabei zu
mir.
»Ihr seid nämlich dumm und würdet den Schwarm am liebsten
zerfetzen.«
Ein Eraser stieß einen gierigen, hungrigen Laut aus. Ich
unterdrückte ein Schaudern.
Ari beugte sich näher zu mir, als wolle er meine Witterung
aufnehmen, als wäre ich eine Jagdbeute. »Dein Tag wird
kommen, Vogelmädchen«, flüsterte er. »Und ich werde dich
eigenhändig erledigen.«
»Versuch’s erst mal mit Bellen, Hundejunge.«
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, legte dann den Kopf
schief und nahm einen Finger ans Ohr, als höre er etwas.
»Der Direktor will uns sehen«, brüllte er sein Rudel an.
»Jetzt!«
Nach einem weiteren längeren Blick auf mich machte er kehrt
und folgte den anderen Erasern. Sie verschwanden im
Dämmerlicht wie Rauch.
O
ben im Baum hielt Angel ihre Celeste an sich gepresst und
murmelte leise etwas vor sich hin.
»Ich habe gehört, wie er vom Direktor der Schule geredet hat«,
sagte Nudge. »Wer ist das?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendein böses, ziemlich
hohes Tier.« Einer von denen, die uns verfolgten. Ich fragte
mich, ob es Jeb war, unser Scheinvater. Unser Retter, der uns
dann verraten hatte.
»Alles okay?«, fragte Iggy. Ich sah, dass die Knöchel seiner
Finger weiß waren, mit denen er sich an den Ast klammerte. Ich
stieß ihn leicht mit dem Stiefel an.
»Soso«, sagte ich. »Aber jetzt will ich weg von hier.«
Nach einer Weile ließen wir uns auf dem Flachdach eines
Wohnblocks mit neunzig Stockwerken in der Upper East Side
nieder. Ungefähr die ersten siebzig Etagen hatten Fenster, aber
hier oben waren nur kahle Wände mit Isoliermaterial. Riesige
Löcher schenkten uns eine fantastische Aussicht auf den East
River und den Central Park.
Nudge und ich holten aus einem Lebensmittelgeschäft etwas
zu essen und schleppten die schweren Tüten zurück zu den
anderen. An unserem luftigen Aufenthaltsort war es ziemlich
windig. Aber wir waren für uns und sicher. Wir aßen und
schauten zu, wie die Sonne unterging. Mir tat der Kopf weh,
aber es war nicht allzu schlimm.
»Ich bin müde«, erklärte Angel. »Ich will ins Bett.«
»Ja, wir sollten alle versuchen zu schlafen«, meinte ich. »Es
war ein langer und relativ glücklicher Tag.« Ich streckte die
linke Faust vor. Die anderen legten ihre darauf. Diese Zeremonie war so vertraut und tröstend für uns.
Der Gasman und ich schafften etwas Baumaterial beiseite.
Iggy und Fang bauten aus aufgestapelten Wandteilen einen
Windschutz. Am Ende hatten wir ein gemütliches Plätzchen.
Innerhalb von Minuten schlief der Schwarm.
Nur ich nicht.
Wie konnten die Eraser uns so leicht aufspüren? Ich starrte auf
mein linkes Handgelenk, als könnte ich mit meinem Blick den
Chip dazu bewegen, an die Hautoberfläche zu kommen. Ich
konnte das Leuchtfeuer sein, ohne es zu wissen und ohne etwas
dagegen tun zu können – wenn ich nicht den Schwarm verließ
und meine eigenen Wege ging. Die Eraser spürten uns auf, aber
töteten uns nicht. Warum hatte der Direktor sie heute
zurückgepfiffen?
Und was in der Welt passierte mit Angel? Ihre telepathischen
Fähigkeiten schienen zu wachsen. Ich stöhnte unwillkürlich, als
ich mir vorstellte, wie eine willensstarke Angel Geburtstagsgeschenke verlangte: Hamburger vor dem Abendessen, blöde
modische Klamotten.
Mach dir keine unnötigen Sorgen, Max, sagte meine Stimme.
Lange nichts gehört, dachte ich.
Sich Sorgen zu machen ist unproduktiv. Du kannst nicht
kontrollieren, was mit Angel geschieht. Du kannst die Welt
retten, aber das Einzige, was du kontrollieren kannst, bist du
selbst. Und jetzt schlaf, Max. Es ist Zeit zu lernen.
Was lernen? Wollte ich fragen, aber dann versank ich in
Bewusstlosigkeit, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
A
ls ich am nächsten Morgen aufwachte, begrüßten mich
Zeitungen und Frühstück im Bett.
»Was is ’n?«, murmelte ich.
»Wir haben Frühstück«, erklärte Fang und biss in ein Muffin.
»Du warst ja völlig weg.«
Als ich in mein Muffin biss, wurde mir die Spannung um mich
herum bewusst. »Und sonst?«
Fang deutete mit dem Kopf auf die Zeitungen.
»Ich nehme an, die hast du wegen der Comics gekauft«, sagte
ich und zog den Stapel näher.
Bis jetzt war unsere Hauptstrategie gewesen, so unauffällig
wie möglich zu bleiben. Diese Strategie war wohl überholt,
nachdem unsere Fotos die Titelseite der New York Post unter der
Weitere Kostenlose Bücher