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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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erlaubt, dass sie mir
auf den Hinterkopf rasieren: ›Bite Me‹«, beschwerte er sich.
»Nein!«, erklärte ich und rückte seinen Kragen zurecht.
»Aber Iggy hat sich ’n Ohrstecker machen lassen!«
»Nein!«
»Aber das machen doch alle!«, erklärte er mit perfekter
Imitation seines Stylisten.
»Neiiiiin!«
Er stöhnte und ging zu Fang, dessen Haar ebenfalls kurz
geschnitten war. Nur eine lange Strähne fiel ihm über die
Augen. Diese hatte mehrere helle Strähnchen und sah aus wie
das Gefieder eines Habichts. In diesem Geschäft hatte er seine
schwarzen Klamotten gegen eine leicht andere schwarze
Kleidung vertauscht.
»Mir gefällt das«, sagte Angel und hielt eine todschicke,
flauschige Fleecejacke hoch. Ich hatte sie bereits mit neuen
Cargohosen und einem T-Shirt ausgestattet.
»Hm«, meinte ich.
»Die ist so hübsch, Max«, flehte sie. »Bitte.«
Ich war nicht sicher, ob sie es schaffen würde, Gedanken in
meinen Kopf zu bringen. Ihre Augen waren groß und
unschuldig.
»Und Celeste gefällt sie auch«, fügte Angel noch hinzu.
»Angel, ich weiß nicht, wie praktisch so ein edles Teil ist«,
sagte ich. »Schließlich sind wir ja auf der Flucht und so.«
Sie blickte den blauen Wunschtraum an und verzog das
Gesichtchen. »Na ja, vielleicht hast du Recht.«
»Alle fertig?«, fragte Iggy mit einem Hauch von Ungeduld.
»Es ist ja nicht so, dass ich nicht liebend gern einkaufen gehe.«
»Du siehst aus, als hättest du die Finger in eine Steckdose
gesteckt«, sagte der Gasman.
Iggys blondes Haar war wie beim Gasman mit Gel zu Spitzen
hochgedreht, die am Ende schwarz waren.
»Echt?«, fragte Iggy. »Cool.« Er hatte sich ein Loch ins Ohr
stechen lassen, ehe ich es mitgekriegt hatte. Sein schmaler
goldener Ohrring war das Einzige, für das ich hatte bezahlen
müssen.
Wir spazierten in den späten Nachmittag hinein. Ich fühlte
mich frei und glücklich, obwohl die Sache mit dem Institut nur
für den Moment zurückgestellt war. Ich wette, nicht mal Jeb
würde mich so erkennen.
Mein Stilist hatte meinen langen Zopf gepackt und einfach
abgeschnitten. Jetzt wehte mein Haar lose wie Federn. Beim
Fliegen würden mir auch keine Haare mehr in die Augen
kommen. Nie mehr Strähnen ausspucken während einer Flucht.
Doch damit nicht genug. Sie hatten mir pinkfarbene Strähnchen verpasst und – trotz meines Protests – ein dickes Make-up.
Ich sah jetzt völlig verändert aus und mindestens wie zwanzig
Jahre alt. Dass ich ein Meter siebzig groß war, half.
»Da vorn ist ein kleiner Park«, sagte Fang.
Ich nickte. Dort war es dunkler als auf der Straße, und wir
hatten genügend Platz, um loszufliegen. Fünf Minuten später
waren wir hoch über der Stadt und ließen die Lichter und den
Lärm unter uns zurück. Es war ein herrliches Gefühl, die Flügel
auszubreiten. Ich drückte mit voller Kraft. Alles war so viel
leichter und cooler als unten auf der Erde.
Nur zum Spaß flog ich weite Kurven, atmete tief durch und
genoss das neue Gefühl meines leichten Haars. Die Stylistin
hatte die Frisur »Vom Winde verweht« genannt.
Wenn die wüsste!

V
    on hier oben sah ich die Umrisse von Manhattan ganz
deutlich. Auf der anderen Seite vom East River war Long
Island, das viel, viel größer als New York City war. Wir flogen
bei Sonnenuntergang hoch über der Küste und sahen kaum noch
die Schaumkronen, die an den Strand schlugen.
    Nach anderthalb Stunden waren wir über einem langen
Strandstück, das ziemlich schwarz war. Wenig Lichter bedeutete
wenig Leute. Fang nickte mir zu, und wir setzten zur Landung
an. Wir genossen den Luftstrom, als wir hinunterschossen. Eine
Achterbahn war ein Dreck gegen uns.
    »Sieht gut aus«, meinte Fang und musterte den Strand,
nachdem wir im weichen Sand gelandet waren. Es war ein
wilder Strand, ohne Parkplätze. Große Felsbrocken sicherten uns
an beiden Enden. Andere Felsen, ungefähr dreißig Meter
landeinwärts, bildeten eine Art Höhle, einen Unterstand.
    »Trautes Heim«, sagte ich und nahm meinen neuen Rucksack
ab.
Ich suchte darin nach etwas Essbarem und gab den anderen,
was wir hatten. Danach ließ ich mich auf einem großen
angetriebenen Holzstumpf nieder. Zwanzig Minuten später
legten wir die Fäuste aufeinander und rollten uns im Sand der
Höhle zusammen.
Ich zuckte leicht zusammen, als sich die Stimme in meinem
Kopf meldete. Zeit zu lernen, sagte sie.
Danach versank ich in Bewusstlosigkeit, als wäre eine Welle
über mir zusammengeschlagen und hätte

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