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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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testen. Wir waren nur Dinge für sie. Keine Wesen mit
Gefühlen und einer Seele. Wir waren ihre Schöpfungen, und wir gehörten ihnen. Man wollte weitere Experimente mit uns
durchführen. Das ist der Grund, aus dem mein Bruder Matthew
und ich geflüchtet sind. Wir wurden gejagt. Ich wurde im Flug
abgeschossen, und zwar von den gleichen Leuten, die
behaupteten, mich zu lieben. Hätten Frannie und Kit uns nicht
geholfen, wir wären inzwischen längst alle tot. Ich übertreibe
nicht, oder, Frannie?«
    »Nein, du übertreibst nicht, Kleines«, entgegnete Frannie
O’Neill von ihrem Platz aus. »Du sagst nichts als die Wahrheit.«
Matthew sprang von seinem Sitz auf. »Wir haben es trotzdem
geschafft!«, rief er triumphierend. »Wir sind ihnen entkommen!
Die Bösen sind verbrannt, und wir sind entkommen. Niemand
soll sich mit uns anlegen, niemals!«
Es dauerte minutenlang, bis sich die Zuschauer im Saal nach
diesem Ausbruch wieder beruhigt hatten. Als es still geworden
war, fuhr Max mit ihrem Bericht fort. »Versuchen Sie uns zu
verstehen. Wir können uns nicht Regeln unterwerfen wie andere
Kinder. Niemand kann uns vorschreiben, was wir zum
Frühstück essen und wie wir unsere Gebete aufsagen. Wir
müssen fliegen, wenn uns danach ist, insbesondere in der Nacht.
Sie sehen ja selbst, dass wir nicht ganz genauso sind wie Sie
alle.«
Der Richter lauschte ihr aufmerksam. Er hörte tatsächlich zu,
und er bedrohte sie weder, noch schüchterte er sie auf sonst eine
Weise ein. Max fasste Zutrauen zu dem Mann. Zum ersten Mal
gestattete sie sich ein Gefühl von Hoffnung, dass ein Mensch
das Richtige tun konnte. Es war eine vage Hoffnung, doch es
war ein Anfang. Vielleicht konnten Wunder tatsächlich
geschehen?
»Wir sehen vielleicht wie kleine Kinder aus«, fuhr Max fort.
»aber wir haben bereits eine Menge Elend und Leid gesehen.«
Sie hatte Mühe weiterzusprechen, und schließlich verstummte
sie ganz. Ihr war zum Weinen zumute, und es kostete sie alle
Willenskraft, nicht in Tränen auszubrechen. »Wir lieben Kit und
Frannie aus ganzem Herzen. Wir wissen, dass sie nicht unsere
biologischen Eltern sind, aber sie sind das Beste, was uns
passieren kann. Das haben wir bereits herausgefunden, als wir
alle zusammen im Lake House gewohnt haben, vier wunderbare
Monate lang. Es war himmlisch. Das Lake House ist der einzige
Ort, an dem wir uns jemals in unserem Leben sicher gefühlt
haben. Der einzige! Wir fühlen uns nur dann sicher, wenn wir
alle als eine Familie zusammen sind. Wir brauchen unsere
Sicherheit. Bitte glauben Sie mir, es ist gefährlich für uns in der
Welt. Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie
gefährlich! Wir haben Feinde da draußen. Menschen, die uns
benutzen wollen, die uns für ihre Experimente missbrauchen,
die uns auseinander nehmen und wieder zusammensetzen
wollen.«
Als Max sich umblickte, sah sie den kleinen Peter und seine
Zwillingsschwester Wendy zittern. Sie klammerten sich
verängstigt aneinander. Kit und Frannie hatten Tränen in den
Augen, genau wie viele der Zuschauer auf der Galerie, selbst
einige der Marshalls. Für einen Augenblick hatte Max alle mit
ihrer Schilderung gefangen, und alle glaubten ihr. Sie hatten es
begriffen, wie es schien. Endlich.
Langsam, einer nach dem anderen, erhoben sich die Zuschauer
von ihren Plätzen. Sie begannen Max zu applaudieren. Sie riefen
ihren Namen und dann die Namen der anderen Kinder.
»Danke sehr, Max«, sagte Richter Dwyer, als es im
Gerichtssaal wieder still geworden war. »Ich danke dir, dass du
uns die Wahrheit gesagt hast, so schmerzhaft sie auch sein mag.
Du darfst den Zeugenstand jetzt verlassen.«
Max erhob sich und kehrte zu ihrem Platz zurück. Sie hatte
eine Menge Wahrheit erzählt, doch sie hatte ihnen nicht alles
verraten. Beispielsweise, warum es da draußen in der Welt so
gefährlich war für sie und die anderen und woher sie das wusste.
Der Richter ergriff das Wort.
»Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Ich möchte die
Eltern, Mr Brennan und Dr. O’Neill mit ihrem Anwalt und die
Anwältin der Kinder, Mrs Watson, in meinem Zimmer sehen.
Jetzt.«
    Max’ Mutter kam herbeigestürzt. »Max, du musst hier im
Gerichtssaal bleiben, ja? Ich meine es ernst, junge Lady. Es ist
der sicherste Ort für dich und die anderen. Ich weiß, was
Sicherheit bedeutet. Dein Vater und ich müssen in das Büro des
Richters. Ich glaube, er hat seine Entscheidung getroffen.«
    Max spürte, wie eine Woge von

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