Patterson James
Mickey. »Kein Problem, ehrlich. Ich
wollte nur sicher sein, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
»Alles in Ordnung. Danke der Nachfrage.«
Max’ Reeboks rutschten auf den kleinen Steinchen immer
wieder ab. Mickey war direkt hinter ihr. Ganz nah. Weit unter
ihnen verlief die viel befahrene, laute Straße. Und auf der
anderen Seite der Straße erstreckte sich freies, offenes Land. Es
sah verlockend aus und viel sicherer.
Schließlich waren sie oben angekommen. »Bist du bereit?«,
fragte Max. »Wir müssen das nicht tun, wenn du es nicht
willst.«
»Machst du Witze? Ich bin total aufgeregt! Das wird das
größte Abenteuer aller Zeiten!«
Max seufzte innerlich, während sie sich vornüber beugte und
die Hände auf die Knie stützte. »Los, steig auf. Keine Angst, ich
bin stark.«
Mickey Bosco stieg auf ihren Rücken und umklammerte mit
den Beinen ihren Leib. Er schlang die Arme unter ihren Flügeln
hindurch und verschränkte die Hände vor ihrer Brust. Er war verdammt schwer.
»Das ist gar nicht schlecht, so zu sitzen«, sagte er schließlich.
»Bist du sicher, dass du mich tragen kannst?«
»Und eins, und zwei, und drei …«, zählte Max. »Los geht’s!«
Sie stieß sich vom Felsen ab, und sie waren in der Luft.
»Heilige Scheeeeeiiiiiße!«, kreischte Mickey.
»Waaaaahnsinnn! Das ist unglaublich! Wir fliegen! Ich fliege
tatsächlich!«
Max empfand das Abenteuer nicht ganz so berauschend. Es
ging irgendwie vom ersten Augenblick an alles schief. Statt an
Höhe zu gewinnen, sackte sie mehrere Meter durch, der Straße
tief unten entgegen. Mickey bedeutete eine Menge Zusatzgewicht, selbst für jemanden, der so stark war wie Max.
Also schlug Max heftig mit den Flügeln. Und plötzlich bekam
sie Angst! Sie war erst kurze Zeit in der Luft, und schon
schmerzten ihre Lungen, und ihre Flügelmuskulatur brannte wie
ein Motor, der jeden Augenblick in Flammen aufgeht. Das ist
nicht gut!
Nach dem irren Gejohle auf ihrem Rücken zu urteilen, hatte
Mickey nicht die geringste Ahnung, wie schlimm es aussah und
wie sehr er sich eigentlich ängstigen müsste. Sie streckte ihre
machtvollen Flügel aus und trieb die Luft nach hinten, und
endlich fand sie eine Aufwärtsströmung und gewann ein wenig
an Höhe.
»Macht’s Spaß?«, fragte sie einige Sekunden später, nachdem
sie wieder halbwegs zu Atem gekommen war.
»Das ist der Hammer!«, brüllte Mickey ihr ins Ohr. »Du bist
der absolute Hammer, Baby! Die Beste von allen!«
Max nahm an, dass es etwas Gutes bedeutete, und endlich
lächelte auch sie. Vielleicht funktionierte es am Ende doch. Sie
schlug erneut mit den Flügeln. Sie würde sich nicht sicher
fühlen, bevor sie nicht den Highway überquert und das freie
Land vor sich hatten.
Dann spürte sie etwas vollkommen Unerwartetes, und es
schockierte sie grenzenlos. Mickey Boscos Hände tasteten
forschend über ihre Brust.
Er betatschte sie!
»Lass das!«, kreischte Max. »Hör sofort auf damit! Nimm deine
Hände weg!« Sie verdrehte den Kopf, um dem blonden Jungen
in die Augen zu sehen. Er ließ sich nicht beeindrucken und
betastete weiter ihre Brust.
»Du hast ja gar keine Titten!«, rief er lachend. »Du bist flach
wie ein Brett!«
Max spürte, wie sie innerlich kalt wurde. Vor wenigen
Augenblicken noch hatte sie Mickey Bosco gemocht. Jetzt war
ihr schlecht vor Scham, und sie fühlte sich verlegener als jemals
zuvor in ihrem Leben. Sie hasste den großen blonden Jungen
dafür, dass er so flegelhaft, derb und vollkommen rücksichtslos
war.
»Ich brauche keine Brüste!«, versuchte sie zu erklären.
»Nun, ich schon!«, sagte Mickey Bosco und lachte erneut. Er
klang wie ein Macho in einem Umkleideraum voller Kumpane,
und Max wusste instinktiv, dass diese Geschichte dort die
Runde machen würde.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie konnte nicht mehr
richtig sehen. Ihr Herz fühlte sich unglaublich schwer an. Ein
Stück voraus bemerkte sie einen Farmteich. Kanadagänse
flatterten aus dem Wasser auf, als sie sich näherte.
»Ich hatte dich gebeten aufzuhören!«, flehte Max. »Bitte.«
»Was kann es denn schaden?«, entgegnete der Junge und
brüllte vor Lachen. »Da ist doch nichts, das ich verletzen
könnte, richtig?«
»Nur meine Gefühle«, murmelte Max. »Du verdammter
Mistkerl!«
Einem Impuls folgend, ging sie in eine weite Kurve über und
hielt genau auf den schlammigen Teich zu. Als sie sich mitten
über der Wasserfläche befand, zog sie die Flügel an. Sie fielen
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