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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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müssen jetzt wirklich gehen«, sagte Max unvermittelt.
»Sie liegen völlig falsch. Das ist doch verrückt! Warum können
Sie Reporter uns nicht einfach in Ruhe lassen?«
    Sie erhob sich und stieß ihre Zimmertür für die Reporterin auf.
Dann bekam sie plötzlich Gewissensbisse. Sie fühlte sich
veranlasst, eine Warnung hinzuzufügen. »Graben Sie nicht tiefer
in dieser Sache, Miss Schein. Bitte glauben Sie mir. Wenn Sie
darüber sprechen, können Sie sterben. Ich übertreibe nicht.« Wenn du redest, bist du tot. »Sie liegen weit daneben, wirklich,
aber Sie könnten trotzdem Schaden nehmen.«
    Max führte die Reporterin nach draußen in den Flur, doch
Miss Schein wollte nicht lockerlassen. Nicht so leicht jedenfalls.
»Max, du kannst es doch nicht dabei belassen! Ich sehe, dass
du verängstigt bist. Ich denke, ich kann das verstehen. Gib mir
noch ein paar Minuten, ja? Rede mit mir, bitte. Was ist dieses
›Projekt Resurrection‹? Wo findet es statt?«
Max schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie
suchen an den falschen Stellen.« Und erneut fühlte sie sich
getrieben hinzuzufügen: »Bitte denken Sie an meine Warnung,
Miss Schein. Und jetzt fahren Sie zurück nach Denver. Fahren
Sie vorsichtig.«
Voller Angst und den Tränen nah schloss Max die Tür hinter
sich und lehnte sich von innen dagegen. Als sie hörte, wie der
Wagen der Schriftstellerin endlich das Grundstück verließ, ließ
sie sich vollständig angezogen auf ihr Bett fallen. Aufgeputscht
und aufgelöst, beides zur gleichen Zeit.
Jetzt hatte sie es doch getan. Sie hatte darüber gesprochen.
Und ausgerechnet mit einer Schriftstellerin. Einer investigativen
Journalistin.
Man würde es herausfinden. Man würde es merken, und dann
waren Max und all die anderen Kinder in schrecklicher Gefahr. Wenn du redest, bist du tot. Erst recht, wenn du über
Resurrection geredet hast.
    Wenn du redest, bist du tot. Wenn du redest, bist du tot, tot, tot. Es war erst zwei Uhr morgens, und Max wälzte sich seit
Stunden in ihrem Bett. Sie hatte Kopfschmerzen vom Druck der
vielen Gedanken, und sie konnte diese Kopfschmerzen nicht
länger ertragen.
    Sie nahm ihr Mobiltelefon und wählte eine Nummer.
Ihr bester Freund auf der ganzen Welt antwortete, und sie
redeten weniger als eine Minute. Nur für den Fall, dass jemand
lauschte.
Dann streifte Max die Decke ab und zog sich für einen kalten
Nachtflug an. Sie musste sich mit ihrem Freund treffen, so
schnell wie möglich.
Es spielte keine Rolle, dass nächtliche Flüge gegen die von
Terry und Art Marshall aufgestellten Regeln verstießen. Ihre
absurden, spießigen Regeln waren Max vollkommen
gleichgültig. Schon immer gewesen. Die meisten Eltern stellten
Regeln doch nur zu ihrer eigenen Bequemlichkeit auf, oder?
Sie musste sich mit Ozymandias treffen. Jemand wusste etwas
über Resurrection. Eine Reporterin wusste etwas, und Reporter
waren nicht gerade dafür bekannt, dass sie ihre dicken, fetten
Mäuler geschlossen hielten.
Max schlich die Hintertreppe hinunter und durch das stille
Haus in den Vorraum.
Dort nahm sie ihre silberne Weste von einem Haken und zog
sie über T-Shirt und Jeans.
Sie schnürte die Bänder ihrer Turnschuhe zusammen und
hängte sie sich um den Nacken. Dann steckte sie ihren Discman
in die eine und das Handy in eine andere Tasche.
Als sie fertig war, verließ sie still und leise das Haus der
Marshalls durch die Hintertür. Es war zwanzig nach zwei.
Höchste Zeit.
Wenn du redest, bist du tot.
    Der Mond war hinter dichten Wolken verborgen, während Max
barfuß über den gesamten Hof rannte. Feucht vom Tau und kalt,
kalt, kalt.
    Ich wünschte, wir wären wieder alle zurück bei Kit und
Frannie, dachte Max. Ich wünschte, es wäre wieder so, wie es
früher war. Gemüsepizzas und Essen am Lagerfeuer, lange
Unterhaltungen, nächtliche Wanderungen und Ausflüge über
den Bäumen. Max zwang sich zur Vernunft. Das alles war
Vergangenheit. Geschichte. Vorbei. Hier war jetzt. Und hier
hieß es: Wenn du redest, bist du tot.
    Sie streckte die Arme nach vorn und spannte ihre
wunderschönen Flügel. Die Gelenke öffneten sich automatisch,
und die Federn spreizten sich. Bernoullis Prinzip in Aktion.
    Die Luft umfloss die Flügel, und Max schwebte nach oben, als
würde sie von der Luft förmlich aufgesogen. Als sie den Boden
hinter sich gelassen hatte, stieg sie mit kräftigen Schlägen höher
und höher hinauf, bis sie über den Baumwipfeln war, dann

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